"Der Lebkuchenmann" zieht positive Bilanz

30.7.2019, 06:02 Uhr

© Foto: Uwe Mühling

Er sei, was Theater angeht, ein Berserker, sagt Georg Schmiedleitner. Und tatsächlich sah die Bergwaldtheater-Bühne am Ende aus, als hätte sie ein solcher bearbeitet. Doch die wild durcheinander gewürfelten Kohlkopffetzen, Teddybären und Beinprothesen waren von den rund 100 Akteuren auf der Bühne rasch beiseite geschoben, um sich zum Schlussapplaus verbeugen zu können. Der letzte Vorhang des Jubiläumsstücks "Der Lebkuchenmann" aus der Feder von Stadtschreiber Franzobel ist gefallen.

90 Jahre gibt es die Naturbühne hoch über Weißenburg, aber ein Stück mit solch einer Wucht hat sie noch nicht erlebt. "Ein außergewöhnliches Sommertheater", befand Schmiedleitner, der nach dem Schlussapplaus zum Mikrofon griff, um allen Mitwirkenden auf, vor und hinter Bühne zu danken.

Es sei ein "ganz außergewöhnliches Ensemble" gewesen, das er als "Weißenburger Bürgerbühne" betitelte. Und "Der Lebkuchenmann" sei zu einer "Demonstration des Bürgertheaters" geworden. Zuvor schon hatte sich der mehrfach preisgekrönte Regisseur, der am Staatstheater Nürnberg ebenso inszeniert wie am Gärtnerplatztheater in München oder am Burgtheater in Wien, in einem Pressegespräch rundum zufrieden mit dem "Lebkuchenmann" gezeigt. Einzig bei den Zuschauerzahlen hatte er sich mehr erhofft.

Inklusive der Freikarten gingen bei den zehn Aufführungen 6500 Tickets über den Tresen, berichtete Oberbürgermeister Jürgen Schröppel und fügte an: "Das Wetter hat uns 1000 Zuschauer gekostet." Gerade am Auftakt- und am Schlusswochenende hatte es geregnet oder war die Wetterlage zumindest zweifelhaft.

Dennoch spricht der OB von einem "Supererfolg". Intern habe man sich 6000 Zuschauer als Ziel gesetzt gehabt. "Wir sind also im grünen Bereich." Doch nicht nur das bewertet Schröppel positiv. Nicht nur im Ensemble, sondern sogar darüber hinaus sei ein "Wir-Gefühl" durch das Stück entstanden. "Der Lebkuchenmann" habe die Gemüter bewegt und die Menschen ins Gespräch gebracht. Es habe kaum ein Treffen gegeben, wo nicht gefragt worden sei: "Warst Du schon im Lebkuchenmann?" Genau das sei das Kernthema des Theaters generell, "Leute bewegen", machte Schmiedleitner deutlich.

"Stolz und zufrieden"

Der OB sprach allen Akteuren seine Anerkennung aus und lud sie nach der Schlussvorstellung zu Umtrunk und Imbiss ins Bewirtungszelt am Bergwaldtheaterparkplatz ein. Damit wollte er seine "Wertschätzung zum Ausdruck bringen", nicht nur für die zehn Aufführungen, sondern für das enorme Engagement sowie den immensen Vorbereitungs- und Probenaufwand.

Ein Lob gab es auch für Simon Sulk, der seitens der Stadt als Produktionsleiter fungierte. Was er, als Branchenfremder auf diesem Posten geleistet habe, sei "aller Ehren wert", meinte der OB. Sulk selbst zeigte sich "stolz und zufrieden". Es sei "der Wahnsinn, wie die Sache sich entwickelt hat", meinte er rückblickend. "130 phantastische Menschen" seien dafür zusammengekommen und immer mehr zusammengewachsen.

Dies sieht auch Georg Schmiedleitner so. "Wir sind eine Truppe, eine Kompanie, eine Familie geworden", sagte er. Man habe ja nicht Stars von außen verpflichtet, sondern sei mit dem Ansatz an die Sache gegangen, Leute hier vor Ort zu motivieren. Und das sei gelungen. Die Darsteller sind "teilweise über sich hinausgewachsen", meinte der Spielleiter. Mancher habe seinen "theatralen Muskel gestärkt oder gar erst entdeckt".

"Sperriges Stück"

Schmiedleitner dankte der Stadt und namentlich dem OB für die Unterstützung. Man habe ihm stets den Rücken freigehalten, um etwas grundlegend anderes als die üblichen Brandner-Kaspar- oder Sommernachtstraum-Inszenierungen zu schaffen, ohne dies abwertend zu meinen.

Es sei "ein ungewohntes, sperriges Stück" mit einem politischen Thema. Dennoch sei "Der Lebkuchenmann" bejubelt worden, was der Regisseur als "ein vitales Zeichen des Theaters" wertet. "Wenn man sich nicht um die Geschichte kümmert, ist man verdammt dazu, sie ständig zu wiederholen", meinte er.

Wie steht es um die Zukunft?

Als einen "Glücksfall" bezeichnete er sein Regieteam mit Antje Wagner, Rebekka Gruber und Florian Huber. Es habe zwar auch "Erschöpfungsanzeichen gegeben", Theater sei aber eben "nie eine Komfortzone". Alle gemeinsam seien "eine schwierige Tour gegangen", aber der Erfolg gebe ihnen Recht. "Die Arbeit hier war ein Geschenk", freute sich der künstlerische Leiter.

Und wie steht es um die Zukunft des "Lebkuchenmanns"? OB Schröppel sieht eher logistische Probleme für eine Wiederholung in ein paar Jahren. "Darüber müssen wir diskutieren", blieb auch Schmiedleitner eher vage, wenngleich er hinzufügte: "Ich bin immer fürs Spielen."

Gute Voraussetzungen für die Zukunft

Möglicherweise wäre aber die Inszenierung eines anderen Stücks denkbar. "Ich hoffe, dass es ein Weiterarbeiten gibt", meinte der Regisseur, der "das Bergwaldtheater und Weißenburg liebgewonnen" hat.

Gute Voraussetzungen, zumal Simon Sulk zufolge sich aus dem Ensemble heraus ein Stammtisch gegründet hat, um die Kontakte zu pflegen. Und die Treuchtlinger Wilhelm- und Christine Hirschmann-Stiftung, die den "Lebkuchenmann" finanziell kräftig unterstützt hat, steht "einer Fortsetzung positiv gegenüber, wenn die Stadt Weißenburg bereit ist, so ein Projekt wieder umzusetzen", sagte Vorstandsvorsitzender Roland Baumgärtl.

Er hat sowohl die Premiere, als auch die Schlussvorstellung gesehen, zeigte sich begeistert und sprach von einer "sehr gelungenen Umsetzung".

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