Eine Theaterpädagogin als allererste Lebkuchenfrau

4.7.2019, 15:33 Uhr
Eine Theaterpädagogin als allererste Lebkuchenfrau

© Foto: Uli Wagner

Als klar wurde, dass man das Theaterstück von Stadtschreiber Franzobel aufführen will, fiel bald der Name Antje Wagner. Das hatte einen Grund. Die Auswahl an studierten Theaterwissenschaftlern in der Stadt ist überschaubar, und allen war klar, dass man dringend Hilfe brauchen würde, wenn man dieses Projekt stemmen wollte.

Und da war Antje Wagner eine Idealbesetzung, immerhin hatte die 38-Jährige, die seit rund zwölf Jahren in Weißenburg wohnt, der Stadt schon wiederholt gezeigt, was sie kann. Und zwar mit Arbeiten in genau dem Gewerk, das nun auch der große Franzobel beackert hatte: der Aufarbeitung der Weißenburger Geschichte in theatraler Weise.

Spagate und Kompromisse

Antje Wagner hat mehrere – erfolgreiche und höchst unterhaltsame – Theater-Stadtführungen konzipiert, die sich mit der Historie Weißenburgs auseinandersetzen. Da schien sie die Richtige zu sein, das Stück zum Weißenburger Theaterjubiläum in die Gänge zu bekommen. Und heute, wenige Wochen vor der Premiere, kann man sicher sagen, dass das keine falsche Entscheidung war.

Wagner würde sich selbst nie so deutlich loben. Die 38-Jährige ist ruhig, sehr reflektiert und stets bereit, das eigene Handeln zu hinterfragen. Und das war eine Qualität, die man bei diesem Projekt sehr gut gebrauchen konnte, weil es so viele Entscheidungen zum ersten Mal zu treffen galt. Ohne Erfahrungswissen, ob sie sich als richtig oder falsch herausstellen würden. "Wir machen das alles hier zum allerersten Mal. In einer ungewöhnlichen Konstellation, und sind in Teilen noch fachfremd besetzt", erklärt sie die fordernde Ausgangslage.

Immer wieder waren Spagate und Kompromisse nötig, um das Projekt auf die nächste Stufe zu heben. Und Antje Wagner war oft diejenige, die an der Aushandlung dieser Kompromisse beteiligt war. Sie hat das Team für den Lebkuchenmann zusammengestellt, war oft die Mittlerin zwischen den künstlerischen Interessen der Produktion und den Zwängen des Budgets. Ganz sicher hat ihr der Lebkuchenmann ein paar Stunden Schlaf gekostet, aber sie weiß, dass es das wert war.

Jetzt sitzt Antje Wagner im Café der Buchhandlung Meyer und blickt zufrieden zurück und vor allem mit Freude nach vorne. "Das wird grandios", sagt sie voller Überzeugung mit Blick auf die zehn Aufführungen des Lebkuchenmann. "Sowas hat die Stadt noch nicht gesehen, was wir hier machen." Und sie spürt auch schon den besonderen Lebkuchenmann-Geist in der Stadt. Auch wenn sich noch nicht alle persönlich kennen, weil die gemeinsamen Proben erst in den letzten Wochen anfangen: "Wenn man durch die Stadt läuft, dann sieht man immer wieder Leute, wo man weiß, dass ist ein Lebkuchenmann, und denen fühle ich mich dann schon in besondere Weise verbunden", erzählt die 38-Jährige.

Stolz ist sie vor allem auf ihre Arbeit als Dramaturgin. Sie organisierte große Teil der Lesung in der Schranne und die öffentliche Probe auf dem Marktplatz. Sie hat Unterrichtsmaterial für die Schulen zusammengestellt, eine Stadtführung auf den Spuren des Lebkuchenmanns entwickelt und kümmert sich um das Programmheft.

In der Geschichte wühlen

Aber sie hat auch ihre Spuren in dem Stück hinterlassen. "Immer wieder habe ich nachrecherchiert zu einzelnen Ereignissen oder Figuren", erzählt sie. Regisseur Georg Schmiedleitner arbeitet das Stück dann nach ihren Ergebnissen um. "Das sind schon die Sachen, die mir richtig Spaß machen, in der Geschichte zu graben und zu wühlen", erklärt Wagner. Ihr wird wahrscheinlich der größte Stein vom Herzen fallen, wenn der Lebkuchenmann am 12. Juli Premiere feiert. Schließlich hatte sie den längsten Weg zu diesem Ziel zurückzulegen.

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