Von Lebkuchen bis Dürer-Kugel

Ein süßes Imperium: Dornauers Chocolaterie eröffnet Schoko-Café an der Fürther Straße

Jannik Westerweller

Nordbayern.de

E-Mail zur Autorenseite

17.9.2024, 05:00 Uhr
Thomas und Bettina Dornauer führen nun gemeinsam einen neuen Laden mit Café.

© Jannik Westerweller Thomas und Bettina Dornauer führen nun gemeinsam einen neuen Laden mit Café.

Gastronomischer Zuwachs für den Stadtteil Eberhardshof im Nürnberger Westen: Seit Donnerstag führen die bekannten Chocolatiers Thomas und Bettina Dornauer einen weiteren, vierten Laden an der Fürther Straße 188 - erstmals mit eigenem Café.

"Wir hatten nie das Ziel, so groß zu werden. Dann ist das eine zum anderen gekommen", sagt Thomas Dornauer und lacht. Mit seiner Frau gründete er 2016 Dornauers Chocolaterie, doch auch davor war er schon in dem Bereich tätig, führte lange ein Eiscafé. Und dann habe er erstmal einen "Break" gebraucht, wie es Thomas Dornauer nennt, Zeit sich auf etwas zu "fokussieren und konzentrieren". Der Bäckermeister habe erkannt: "Lebkuchen und Schokolade ist unser Thema."

Der neue Laden bringt nun ganz neue Möglichkeiten mit sich: Nicht nur kann das Paar hier klassischen Café-Betrieb mit allerlei hausgemachten Schokoladen-Spezialitäten, Kaffee der Rösterei Rösttrommel, Eis und eine große Auswahl heißer Schokolade anbieten - es gibt auch eine Show-Produktion mit in der offenen Küche. Schon lange wollten die Dornauers Schulungen und Workshops anbieten, hatten allerdings nie die Räumlichkeiten dafür.

Die besondere Bohne

Denn über Schokolade haben sie viel zu erzählen: "Das ist unsere Passion - und unser Lehrauftrag. Menschen die Augen öffnen für Lebensmittel, wo sie herkommen und was drin ist", erklärt Bettina Dornauer. Sie selbst arbeiten mit Grand-Cru-Schokolade - Thomas Dornauer übersetzt es als "Eine-Bohnen-Schokolade" -, also Schokolade, die aus nur einer bestimmten Bohne hergestellt wird. "Wir machen keine Blends der Kakaobohnen", sie werden nicht wie bei industriell hergestellter Schokolade vermischt, was einen großen Unterschied mache. "Du schmeckst quasi die Herkunft aus der Schokolade heraus. Wir verfälschen die Bohnen nicht. Wir heben die Charaktere der Bohnen in der Verarbeitung hervor", erklärt Bettina Dornauer.

Sie wollen erklären, was wirklich hinter den Rohstoffen, hinter dem Handwerk, hinter der Tradition steckt: "Das ist für jeden ein Eye-Opener", sagt Dornauer. Denn was im fertigen Produkt alles enthalten ist, erkläre die Lebensmittelindustrie nicht: "Da sind viele dabei, die danach keine Supermarkt-Schokolade mehr kaufen, sobald sie erfahren, was alles drin ist." Bettina Dornauer meint: "Man könnte mit Schokolade die Welt verändern" - wenn die Industrie fair und nachhaltig produzieren würde. Doch letztlich ginge es ja immer um den Profit.

Ihre Philosophie zeigt sich in den Produkten der Chocolaterie. Viel Arbeit steckt vor allem in der Produktentwicklung, teils dauert es Jahre, bis eine Idee ausgereift ist. Denn Thomas Dornauer möchte nichts verkaufen, mit dem er nicht zufrieden ist. "Egal, welches Produkt wir verkaufen, ob Macaron, Praline oder Florentiner" - Dornauer möchte lieber nicht viele verschiedene, dafür saisonale und qualitativ hochwertige Produkte verkaufen.

Ein absoluter Star in Dornauers Chocolaterie ist der Lebkuchen. Immer wieder erhalte das Paar Mails von Kundinnen und Kunden, die ihn zum besten Lebkuchen Nürnbergs erklären. "Ich mache diesen Lebkuchen schon seit 30 Jahren", erzählt der Bäckermeister. Und trotzdem tüftelt er immer weiter am Rezept, beispielsweise, wie viel Prozent Mehl im Lebkuchen sein soll. Ob auch Dinkelmehl oder Nüsse infrage kommen. Dornauer ist stets auf der Suche nach den richtigen Stellschrauben, mit denen er seine Produkte immer weiter verbessern kann.

Auch eine Hommage an die Stadt Nürnberg findet sich im Sortiment der Chocolaterie: die Original Nürnberger Dürer-Kugeln. Dornauer erklärt, die Stadt Nürnberg sei ja historisch immer Teil einer Handelsstraße gewesen, unzählige Gewürze wurden hier entlang transportiert: "Die Idee war, das in ein Produkt zu fassen." Mit den altbekannten Mozart-Kugeln haben die Dürer-Kugeln nichts zu tun, so Dornauer: "Es gibt nichts Vergleichbares." "Man muss sie wirklich probieren", ergänzt seine Frau Bettina.

Gemeinsam führt das Ehepaar nun vier Läden. Wie das funktioniert: "Wenig Schlaf", sagt Dornauer und lacht. Er ist vor allem verantwortlich für die Produktentwicklung und die Herstellung - quasi jeden Arbeitsschritt von der Idee bis zur fertigen Süßigkeit. "Von der Bestellung der Lolli-Stiele bis hin zum Bezahlen der Rechnungen", sagt er lachend. Seine Frau Bettina übernimmt die Ladengestaltung, denn die Chocolaterie arbeitet nicht mit Architekten zusammen, macht alles selbst, kümmert sich um die alltägliche Organisation. "Wir sind gemeinsam kreativ", so fasst es Bettina Dornauer zusammen.

Chocolaterie auf Expansionskurs

Aktuell bauen sie ihren Laden im Handwerkerhof aus. Das Besondere im neuen Café: "Wir dürfen die Stadtmauer bespielen", erzählt Bettina Dornauer. Im Laden wird eine Treppe in den Wehrgang der Mauer führen, wo das Café sein wird. Das ist eine enge Sache: Schließlich ist der Wehrgang nur etwa zwei Meter breit, an der schmalsten Stelle nur 1,80 Meter. Am Mittwoch, 25. September, soll das Café mit Blick in den Burggraben auf der einen und in den Handwerkerhof auf der anderen Seite offiziell eröffnen. Bettina Dornauer erklärt, woraus sie Kraft für all das zieht: "Das Schöne ist, wenn dann die Leute kommen und es auch schön finden. Das ist das, was einem dann Kraft für das nächste Projekt gibt."

Auch das nächste Projekt steht schon an, denn mit vier Läden geben sich die Dornauers noch nicht zufrieden, ihr Betrieb soll weiter wachsen: Auch der fünfte Laden in der Königstraße ist schon in Planung, aktuell wird hier noch umgebaut. Für das Ehepaar bedeutet das wohl bald: noch weniger Schlaf.

Verwandte Themen


Keine Kommentare