Levantinische Küche
Gesunde Küche am Hauptbahnhof: Vegane Oase in der Königstorpassage neu eröffnet
5.8.2024, 18:18 Uhr"Das ist unser Schmuckstückchen", sagt Mustafa Ayan stolz und blickt auf seinen Laden am Eingang der Königstorpassage. Und diese ist eher als "schäbiges Eck", als verwahrloster Unort am Nürnberger Hauptbahnhof bekannt. Ayan findet: "Die Königstorpassage hat eine Änderung gebraucht" - und das hat er prompt selbst in die Hand genommen, dort quasi zwei Läden in einem eröffnet. Genau diese Lage liebt er, schließlich kommen hier täglich zehntausende Menschen vorbei. "Es war eine schwere Geburt und eine schöne Geburt", erzählt Ayan. "Wir haben gesagt, wir wagen das - und das Gute setzt sich immer durch."
Seit Mitte Juli sind die Läden MyVeggy und MyBagel in der Königstorpassage Anlaufstellen für gesundes Essen to go. Das Konzept: frische levantinische Küche in vegan. "Ich bin Fleischfresser mit Leib und Seele gewesen", erzählt Ayan. Aber das liege dann eben auch schwer im Magen. In der türkischen Küche gebe es "hunderte Gerichte" aus Zucchini und Aubergine - da habe sich Ayan gedacht: "Wer, wenn nicht wir?"
Und das zeigt sich auf der Karte von MyVeggy deutlich, denn hier stehen verschiedene Klassiker der levantinischen Küche auf der Karte. Viele sind schon von Haus aus vegan, auf fertige Fleischersatzprodukte soll der Laden verzichten, Ayan wolle keine Chemie. Auf der Karte stehen beispielsweise Cigköfte, vegane Bulgur-Frikadellen, je nach Ausführung mal mehr, mal weniger scharf oder als Cigköfte-Sushi in Lavas-Brot mit Sauce und Kräutern eingewickelt. Dazu gibt es nach Gusto Gemüsesauce, Knoblauch-Zitronen-Sauce, Hot-Chili-Sauce oder ganz klassisch: Granatapfelsauce, der Favorit des Teams.
Die Kibbeh bei MyVeggy sind aus Erbsenprotein und Walnüssen, Salat-Bowls gibt es nach Baukastensystem unter anderem mit veganem Feta. Und natürlich darf auch der Star der levantinischen Küche, die Falafel, nicht auf der Karte des Restaurants fehlen. Aktuell tüftelt das Team an einem veganen Hühnchen-Ersatz für Fleischliebhaber.
Zum Trinken gibt es dazu verschiedene Kaffeespezialitäten von Espresso bis Iced Latte sowie frischgepresste und gemischte Säfte. Der moderate Preis von 3,50 Euro soll Menschen dazu bewegen, sich einen frischgepressten Saft zu gönnen, allzu oft seien die hohen Preise abschreckend.
Sein Gegenstück hat das MyVeggy nur wenige Meter weiter: das MyBagel. "Ich wollte etwas anderes anbieten als eine typisch deutsche Bäckerei", erzählt Ayan. Hier erwartet Gäste verschiedenstes türkisches Gebäck wie Börek in unterschiedlichen Ausführungen mit verschiedenen Füllungen oder auch Simet, türkische Sesamringe ähnlich wie Bagel. Diese gibt es belegt oder auch mit Butter aufgebacken, sodass sie extra fluffig werden. Wer es süß mag, darf sich auf vegane Torten, zum Beispiel mit Himbeeren und Erdbeeren oder Schokolade, freuen.
Schon bald auf Expansionskurs?
Eigentlich arbeitet Ayan beim ADAC. Und doch ist er Vollblutgastronom, sein erstes Restaurant hatte er schon mit Anfang 20 am Plärrer. "Einmal selbstständig, immer selbstständig", sagt er und lacht. Den Laden hatte Ayan schon vor Jahren per Zufall entdeckt, als er seine Tochter zum Kieferorthopäden brachte. Jetzt arbeitet quasi die ganze Familie hier. Er selbst schaut so oft wie möglich selbst in den Laden, ob alles passt. Außerdem arbeiten mittlerweile seine Tochter Dilara sowie sein Bruder und seine Nichte dort. Seinen Marketing-Spezialisten Ahmet Yücetaş hat er quasi als Sohn "adoptiert", er gehöre auch zur Familie.
Und auch wenn sich die beiden erst seit einigen Wochen kennen, entpuppt sich Yücetaş jetzt als kongenialer Partner für Ayan. Yücetaş nennt Ayan "Ideenmaschine", Ayan erzählt, welche Energie in den vergangenen Wochen zwischen den beiden entstanden sei. Und das sei mitunter auch der Grund für den großen Erfolg der ersten Wochen seit Ladenöffnung: "Dass es auf Anhieb so gut aufgenommen wird, hat mich überrascht - aber ich habe es auch gewusst", erzählt Ayan und lacht.
Und auch für die Zukunft hat das Team um Mustafa Ayan viel vor, denn: "Stillstand ist Rückschritt", meint der Inhaber. Sobald die Temperaturen wieder sinken, soll es hier auch Waffeln und Crêpes geben. Außerdem hat nun ganz frisch und nur drei Wochen nach Öffnung der Essensstände ein MyVeggy-Laden im Hauptbahnhof nahe der Rolltreppen geöffnet, auch hier soll es türkisches Gebäck und frische Säfte geben. Schon bald möchte das Unternehmen auch über Lieferando und Uber Eats liefern, um noch mehr Kundinnen und Kunden zu erreichen. Parallel laufen schon die ersten Franchiseanfragen ein. Aber: Ayan und sein Team wollen einen Schritt nach dem anderen gehen. Und doch sind sie stolz auf das, was sie in den wenigen Wochen erreicht haben: "Wir haben in kürzester Zeit eine Marke etabliert."
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