Gin ist in: Renaissance des Wacholderbrands

30.5.2014, 13:00 Uhr
Gin ist in: Renaissance des Wacholderbrands

© Stefan Hippel

Weinproben, die kennt man. Aber, dass sich rund 20 Frauen und Männer an einem Freitagabend treffen, um acht Sorten Gin mit immer zwei verschiedenen Tonics zu probieren? Christoph, Claudia, Christin und Marek, alle zwischen 30 und 40 Jahre alt, haben vorher „gut“ zu Abend gegessen. „Ich hoffe, Sie haben Ihr Auto zu Hause gelassen“, sagt Romana Schemm, die zusammen mit ihrem Mann Manfred Gendsior seit 2008 den Feinkostladen „“ am Weinmarkt führt und zum „Gin-Tasting“ eingeladen hat. Die Resonanz sei riesig gewesen.

Für das Tasting hat Romana Schemm einen Spezialisten verpflichtet. Fabian Heß, Barkeeper des Lokals „Die Rote Bar“, 23 Jahre alt, Philosophie-Student und Bartträger. Er will den rund 20 Teilnehmern die Geschichte des Gins näherbringen, die bereits in der Antike beginnt. Dazu gibt es reichlich Alkohol und die Bitte, sich Zeit zu nehmen. „Sie müssen nicht austrinken!“, sagt der junge Mann. „Damit es nicht zu trocken wird“, reicht Schemm das erste Glas: „The Duke“ in Kombination mit Tonic von Fentimans und Britvic.

Seit ein paar Jahren erleben Gin und Tonicwater eine Art Renaissance. Vorbei ist es damit, einfach „Gin-Tonic“ zu bestellen und einen Gordons Gin samt Schweppes Tonic auf den Tresen gestellt zu bekommen. Gin ist in und läuft dem immer noch beliebten Wodka allmählich den Rang ab. Darin sind sich die Nürnberger Barkeeper einig. Über 100 Sorten hat René Vogel in seiner „BMF Bar“, Wiesentalstraße 34, stehen. Dazu kann man acht verschiedene Tonics bestellen.

Gin ist in: Renaissance des Wacholderbrands

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Auch Severin Köhl, Inhaber der „Bar Nürnberg“ am Theresienplatz 1, sieht einen klaren Trend. Um die 40 Gin-Sorten gibt es bei ihm, dazu drei Tonics. „Mehr braucht es nicht, um alle Geschmäcker abzudecken“, meint Köhl. Die Nachfrage sei groß und die Gäste wollen auch dementsprechend beraten werden. In der „Bar Europa“, Innere Laufer Gasse 31, stehen etwa 30 Sorten auf der Karte. Barchef Karel Jahns hat eigens eine „Blue Hour“ eingeführt: Dann zahlt man nur den Wacholderbrand und bekommt das passende Tonicwater kostenlos dazu.

Fast jede Woche kommt derzeit ein neuer Gin auf den Markt, da kann man schnell den Überblick verlieren. Und wie beim Wein hilft nur eines: Trinken, trinken, trinken. Im „Gelben Haus“, das von morgen bis Sonntag sein 25-jähriges Jubiläum feiert, jongliert Barchef Oliver Kirschner mit 130 Sorten Gin. Richtig durchsetzen können sich dennoch nur manche: die derzeitige In-Marke „Monkey 47“ beispielsweise. Der Gin wird im Schwarzwald gebraut, hat eine große Anhängerschaft und das perfekte Marketing.

Ordentlich schnuppern

Gin ist in: Renaissance des Wacholderbrands

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Auch Romana Schemm ist immer auf der Suche nach neuen Sorten. Derzeit führt sie 20 verschiedene. „Im Moment haben wir als einziger 7Secrets vom Bodensee im Angebot“, sagt sie stolz. Fabian Heß hat mittlerweile jedem ein Glas in die Hand gedrückt und das Tasting geht los. Es ist wie bei einer Weinprobe: Nase hineinhalten und ordentlich schnuppern. „Und was riechen Sie?“, fragt Heß. „Wacholderbeere“, sind sich alle einig. Stimmt, weil Gin immer aus Wacholderbeeren gebrannt wird. Dazu kommen sogenannte „Botanicals“: Beeren, Rinden, Wurzeln, Samen, Fruchtschalen, Gewürze, Kräuter und Früchte wie Granatapfel oder Zitrone. „Eigentlich“, sagt Heß, „war die Wacholderbeere ja ein Heilmittel.“ Die ältesten Quellen, in denen Gin erwähnt wird, stammen aus der Mitte des 17. Jahrhunderts.

Jetzt schenkt der Barkeeper Tonicwater zu Gin Nummer zwei: Der „Black Gin“ hat 74 Botanicals und kommt aus Deutschland. Deutlich milder ist er im Geschmack, findet Suzanna, die von ihrem Mann Joachim hierher geschleppt wurde. Der beschäftigt sich seit rund einem Jahr mit Wacholderbranntwein.

Acht Sorten zu testen wird nach dem Fünften dann doch zur Herausforderung. Etliche Gläser bleiben halbvoll stehen, aber die Neugier bleibt. Wenigstens einen kleinen Schluck will man doch kosten. In Kombination mit unterschiedlichen Tonics wandelt sich der Geschmack ein weiteres Mal. „Jetzt wissen wir, welche Sorten wir künftig trinken wollen“, sagt Christin am Ende zufrieden. Und damit ist ja der Sinn eines Tastings erreicht worden.

Das nächste Gin-Tasting findet am Freitag, 27. Juni, um 20 Uhr im DelikatEssen statt. Für NN-Leser sind fünf Plätze á 44 Euro für die bereits ausverkaufte Veranstaltung reserviert, bitte telefonisch unter (09 11) 2 02 91 32 angeben.

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