Fleischfreie Uni-Mensa in London: Nürnberg war Vorreiter

13.8.2019, 20:57 Uhr
Mehr Salat und Gemüse statt Fleisch soll in Zukunft auf den Speiseplänen der Studenten stehen.

Mehr Salat und Gemüse statt Fleisch soll in Zukunft auf den Speiseplänen der Studenten stehen.

In London sorgt das Goldsmiths College für Gesprächsstoff. Zum Beginn des neuen Semesters im kommenden Monat will die renommierte Kunstakademie der Universität London keine Fleischprodukte auf dem Campus mehr anbieten. Man wolle damit ein Zeichen gegen den Klimawandel setzen, teilt die Uni in einem Schreiben mit. Außerdem kosten Plastikflaschen und Einweg-Kaffeebecher in Zukunft zehn Pence mehr.

"Man kann den weltweiten Aufruf, den Klimawandel endlich ernst zu nehmen, nicht länger ignorieren", sagt Frances Corner, die gerade zur neuen Leiterin des Goldsmiths ernannt worden ist. Das Klimaschutzpaket ist eine ihrer ersten Amtshandlungen. "Den Klimanotstand auszurufen, darf keine leere Floskel sein, wir stehen an einem Wendepunkt in der Geschichte und das Goldsmiths ist bereit zu handeln", sagt die 60-jährige Professorin für Kunstgeschichte.

Das Ziel des Colleges sei es, bis 2025 klimaneutral zu wirtschaften und 100 Prozent Ökostrom zu beziehen. Aktuell produziert das Goldsmiths noch einen CO2-Ausstoß von 3700 Tonnen pro Jahr. Zum Vergleich: In Deutschland liegen die Emissionen bei durchschnittlich 11,3 Tonnen pro Person.

"50 Prozent unserer Gäste wollen Fleisch"

Nürnberg ist Vorreiter in Sachen fleischlose Mensa. Seit 2012 gibt es mit "St. Paul" in der Regensburger Straße eine rein vegetarische Mensa. Seit 2018 ist sie sogar Deutschlands erste und bislang einzige, rein vegane Uni-Kantine. "Wir wollten einen Akzent setzen und etwas ausprobieren", erinnert sich Mathias Meyer an die Anfänge. Der gelernte Koch war zehn Jahre lang Chef der Hochschulgastronomie des Studentenwerks Erlangen-Nürnberg und ist seit Mai 2018 dessen Geschäftsführer. 15 000 Gerichte gehen hier in allen Mensen zusammen jeden Tag über die Theke. "50 Prozent unserer Gäste wollen Fleisch", sagt Meyer. "Wir wollen unseren akademischen Nachwuchs weder erziehen noch irgendetwas vorschreiben."

Die vegane Mensa "St. Paul" ist dennoch ein Erfolg. "Die Resonanz unserer Gäste ist sehr positiv", sagt Meyer. Das liege vor allem an der Nähe zu den Erziehungswissenschaften und Lehramtsstudiengängen. "Da studieren traditionell viele Frauen und die ernähren sich häufiger vegetarisch oder vegan als die Männer." Eine nicht-vegane Ausnahme gibt es dort im Angebot: Wer will, bekommt Kuhmilch in den Kaffee statt Sojamilch.

Kaffeeumsatz ging zurück

Auch in allen anderen Mensen des Studentenwerks gibt es jeden Tag neben zwei Fleischgerichten immer mindestens ein vegetarisches oder veganes Gericht. Da stehen etwa eine Erbsen-Quinoa-Frikadelle, Pulled Pepper Burger, Gemüsecurry und vegetarischer Dönerteller mit Krautsalat, Reis und Tofu-Knoblauch-Dip auf dem Speiseplan.

"Unser Rindfleisch beziehen wir von einem Metzger aus Ansbach", sagt Meyer. "Aber für Gerichte wie Currywurst oder Hähnchenschnitzel können wir das Fleisch in der Masse und zu dem Preis nicht aus artgerechter Haltung anbieten." Salat und Gemüse lässt das Studentenwerk aus dem Knoblauchsland liefern. Die Verbraucher haben es in der Hand: Im Einwegbecher kostet der Kaffee in der Mensa 30 Cent mehr als in der Porzellantasse. "Seitdem ist unser Kaffeeumsatz um 30 Prozent zurückgegangen", sagt Meyer.

 

Die Tierrechtsorganisation "Peta" hat "St. Paul" zum fünften Mal in Folge als vegan-freundlichste Mensa des Landes ausgezeichnet. Die Verantwortlichen werten jedes Jahr das Angebot der 58 deutschen Studierendenwerke und ihrer knapp 900 Mensen und Cafeterien aus. In die Beurteilung fließen die tägliche Vielfalt an veganen Gerichten ein, spezielle Schulungen des Personals, das Angebot an Pflanzenmilch für Kaffee und das Gesamtkonzept einer Einrichtung. Nur Nürnberg und die Mensa "Veggie No. 1" der Freien Universität Berlin erhielten in diesem Jahr die Höchstwertung von vier Sternen.

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