Corona-Ausbruch in Pflegeheim: Hat Impf-Team das Virus eingeschleppt?

14.1.2021, 09:19 Uhr
Ein Impfteam ist für den Geschäftsführer des Pflegeheims Elisabeth in Lichtenfels für einen massiven Corona-Ausbruch in der Einrichtung verantwortlich.

© NEWS5 / Merzbach Ein Impfteam ist für den Geschäftsführer des Pflegeheims Elisabeth in Lichtenfels für einen massiven Corona-Ausbruch in der Einrichtung verantwortlich.

Die aktuelle Lage im Pflegeheim Elisabeth im oberfränkischen Lichtenfels ist ernst. 51 von 58 Bewohnern wurden positiv auf Covid-19 getestet. 33 von 55 Mitarbeitern sind ausgefallen, 28 von ihnen ebenfalls wegen einer Infektion mit dem Coronavirus. Im Moment würde alles dafür getan, dennoch den Betrieb aufrechtzuerhalten, so Geschäftsführer Fabian Franke. Derzeit warte er auf die Genehmigung, dass Bundeswehrsoldaten zur Hilfe eilen dürfen.


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Für Aufregung sorgt gleichzeitig die Vermutung Frankes bezüglich der Ursache für den massiven Corona-Ausbruch. Es liege nahe, so Franke gegenüber der Nachrichtenagentur News5, dass das Virus nach Weihnachten von einem 20-köpfigen Impfteam in die Einrichtung getragen worden sei.

Zur Begründung erklärt Franke, dass seit Mitte Dezember nur noch Personen mit einem negativen Corona-Test in das Heim gelassen wurden, entsprechend der bayerischen Testverordnung. Bis zum 2. Januar habe es keinen positiv getesteten Bewohner, Angehörigen oder Mitarbeiter gegeben, so Franke. "Das legt es sehr nahe, dass es vom Impfteam möglicherweise hereingetragen wurde", so Franke.


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Auf seine Nachfrage beim Landratsamt seien ihm zudem keine negativen Tests der Mitarbeiter des Impfteams vorgewiesen worden. "Das bedeutet, die einzigen, die das Pflegeheim ohne negativen Test betreten haben, waren diese 20 Mitarbeiter des Impfteams."

"An den Haaren herbeigezogen"

Ein Sprecher des Landratsamts empfindet diese Argumentation als "an den Haaren herbeigezogen." Die 15 Mitarbeiter des Impfteams - gleichzeitig waren fünf Mitarbeiter des ärztlichen Bereitschaftsdienstes im Haus - hätten im Vollschutz und mit Handschuhen gearbeitet.

Wenn einer oder mehrere Mitarbeiter des Impfteams mit Corona infiziert gewesen wären, hätte es zudem im Nachgang einen Ausbruch im Impfzentrum geben müssen, so der Sprecher. "Die sind aber alle gesund." Zudem sei das Impfteam noch in zwölf weiteren Einrichtungen gewesen, "da war gar nichts."

Zu "99 Prozent" sei auszuschließen, dass der Corona-Ausbruch im Pflegeheim auf Mitarbeiter des Impfteams zurückzuführen sei. Der Ausbruch sei "diffus aufgeploppt" und mache auch das Landratsamt ratlos, so der Sprecher. "Wir sind noch in der Analyse."

Auch der Lichtenfelser Landrat Christian Meißner reagiert ungehalten auf den Verdacht. "Es werden hier Personen nachgewiesenermaßen zu Unrecht an den Pranger gestellt, die sich über das übliche Maß hinaus zur Bekämpfung der Pandemie seit Monaten engagieren – im Gesundheitsamt, bei der Heimaufsicht, in der Führungsgruppe Katastrophenschutz und natürlich auch im Impfzentrum.", so Meißner.

Die Pandemie und auch das Virus kenne keinen Schuldigen, so der Landrat. "Wir müssen jetzt gemeinsam - Landratsamt und Heimleitung - das Ausbruchsgeschehen in den Griff bekommen. Schuldzuweisungen helfen hier aktuell niemanden!"

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