Fall 11 von "Freude für alle"

"Die Kinder schlottern": Fürther Mutter lebt in einem kaputten Haus, das alle krank macht

Max Söllner

Redaktion Neumarkt

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23.11.2023, 11:00 Uhr
Eine kaputte Scheibe, abfallende Fliesen und Wasser, das bei jeder Spülung unten aus der Toilette austritt: Unter diesen Bedingungen lebt Gerda M. mit ihren drei Söhnen in Fürth.

© Max Söllner, NNZ Eine kaputte Scheibe, abfallende Fliesen und Wasser, das bei jeder Spülung unten aus der Toilette austritt: Unter diesen Bedingungen lebt Gerda M. mit ihren drei Söhnen in Fürth.

Von außen schaut es gar nicht so schlecht aus, das kleine Häuschen in einem Fürther Vorort, in dem Gerda M. (Name geändert) mit ihren drei Söhnen wohnt, die alle zur Schule gehen. Es könnte ein Schmuckstück sein. Doch drinnen am Wohnzimmertisch sagt die alleinerziehende Mutter Sätze wie "Ich kaufe mir ein Zelt und schlafe draußen, weil es da wärmer ist."

Es ist ein Treffen in Jacken, die Luft ist kalt, es riecht modrig. Das Haus ist extrem heruntergekommen. Die Toilette läuft aus, die Fliesen im Bad fallen ab, eine Fensterscheibe ist gebrochen und an mehreren Stellen schimmelt es. Die Küche hat kein Waschbecken, abgespült wird im Bad.

Zum Heizen gibt einen einzigen Holzofen im Erdgeschoss: "Den benutzen wir nur, wenn es gar nicht mehr geht", sagt M., "ansonsten haben wir Decken". Viel Holz habe sie nicht mehr, dabei steht der Winter noch bevor. Für ihre Kinder, die im ersten Stock auf engstem Raum und ohne Türen schlafen, hat sie einen Elektro-Heizlüfter angeschafft. Nach fünf Uhr wird nicht mehr gelüftet, um ein noch stärkeres Auskühlen des Hauses zu verhindern.

Chronische Bronchitis

Ausreichend warm wird es so trotzdem nicht. Das hat Folgen für die Gesundheit: Bei allen drei Söhnen sei chronische Bronchitis diagnostiziert worden, sie hätten ständig mit Erkältungen zu kämpfen. "Die Kinder wachen morgens auf und schlottern schon", sagt die Mittdreißigerin.

Wie konnte es so weit kommen? Über einen Kumpel ihres damaligen Mannes war die Fürtherin an das Haus geraten. Als sie eines Tages herausfand, dass er sie betrogen hatte, warf sie ihn raus. Die Scheidung läuft. Wenig später erhielt sie die schockierende Diagnose eines aggressiven Brustkrebs. "Ich war am Boden", sagt sie, und wieder: "Ich hätte heulen können." Sie entschied sich für eine schwere Operation. Aktuell sei alles im grünen Bereich, auch wenn die Angst vor einer Rückkehr der Krankheit bleibt.

Gerda M. ist hochverschuldet

Anders schaut es finanziell aus: M. ist hochverschuldet, auch weil sie damals ihren Ex-Mann beim Versuch einer Selbstständigkeit unterstützt hatte. Heute bereut sie ihre Gutgläubigkeit, nicht anders als den Einzug in das Haus. "Ich war so blind und habe mich darauf verlassen." Eine abgeschlossene Ausbildung hat sie nicht, ihre Kindheit war geprägt vom frühen Tod der Mutter und einem trinkenden und gewalttätigen Vater. Lange Zeit schlug sie sich bei Zeitarbeitsfirmen und als Lagerarbeiterin durch. Doch seit der Krebs-Diagnose kann sie aus gesundheitlichen Gründen nicht arbeiten und lebt vom Bürgergeld.

So erklärt sich auch, warum M. auf dem Wohnungsmarkt so gut wie chancenlos ist. Seit zwei Jahren sucht sie intensiv - und kassiert eine Absage nach der anderen. Dabei wäre sie in der Region flexibel, würde überall hinziehen. Hauptsache ein Haus, das wärmt und nicht krank macht. Die Zeit drängt umso mehr, da ihr befristeter Mietvertrag ausläuft, den sie nach dem Rauswurf ihres Mannes bekam.

Auch über kleinere Zuwendungen würde sich die alleinerziehende Mutter sehr freuen. "In erster Linie kommen meine Kinder", sagt sie und denkt an Klamotten oder eine Jahreskarte fürs Schwimmbad. Denn ihre Söhne schwimmen sehr gerne.

Transparenzhinweis: Ursprünglich enthielt der Text weitere Informationen zu einem früheren Zustand des Hauses, als M. dort einzog. Sie sind nun vorsorglich entfernt, da uns eine gegenteilige Darstellung erreicht hat. Wir haben diese ernstgenommen, Gespräche auch mit dem zuständigen Kinder- und Jugendhilfezentrum (KJHZ) geführt und uns zahlreiche Fotos schicken lassen. Trotzdem konnte die Redaktion nicht restlos aufklären, was stimmt. Das KJHZ hält M. weiterhin für grundsätzlich glaubwürdig. Für "Freude für alle" ist daneben entscheidend, ob die Mutter und ihre drei Söhne zum Zeitpunkt der Spendensammlung hilfebedürftig waren beziehungsweise sind. Und daran besteht kein Zweifel.

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