Düstere Aussichten für Bars, Clubs und Diskotheken

7.7.2020, 15:09 Uhr
Ausgehen, Tanzen, Feiern, den Alltag hinter sich lassen: Im Moment geht das nicht. Bars, Discos und Clubs leiden besonders unter der Corona-Krise. 

© Foto: Michael Matejka Ausgehen, Tanzen, Feiern, den Alltag hinter sich lassen: Im Moment geht das nicht. Bars, Discos und Clubs leiden besonders unter der Corona-Krise. 

So genannte Schankwirtschaften seien aus der Sicht des Infektionschutzes "problematisch", sagt Staatskanzleiminister Florian Herrmann (CSU). Weil die Menschen in den Kneipen, Bars, Clubs und Diskotheken auf engstem Raum zusammenstehen, weil sie Alkohol trinken, ausgelassen sind und die Lüftung oft genug ein Problem darstellt, könnten sie zum Zentrum eines neuen Coronaausbruchs werden. So wie es im März im österreichischen Ischgl geschehen ist. So wie es gerade im US-Bundesstaat Texas passiert, in Israel, Kroatien und aktuell in der Schweiz. Deshalb werde Bayern weiter "einfach sehr, sehr vorsichtig" bleiben, sagt Herrmann.


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Der Teufel steckt im Detail. Denn eigentlich ist die Lage stabil im Freistaat. Nur 51 Neuinfektionen pro Tag in ganz Bayern; 30 Landkreise und kreisfreien Städte und Gemeinden seit mehr als einer Woche ohne neuen Fall; nur 800 aktiv Infizierte im Freistaat - es sind gute Zahlen, die Staatskanzleiminister Florian Herrmann präsentiert. Doch die Botschaft, die er daraus ableitet, bleibt düster: Bayern stecke weiter mitten in der Pandemie; die Gefahr bleibe, dass ein Hotspot entstehe und mit ihm eine unkontrollierbare Situation. Und so bleibt das Land bei seiner Doppelstrategie, lockert es auf der einen Seite für bestimmte Betriebe und Veranstaltungen die Beschränkungen, hält sie aber bei Bars, Clubs und Diskotheken weiter aufrecht.

Dass sich daran so schnell etwas ändern wird, zeichnet sich nicht ab. Zwar drängt Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) seit Langem auf einen Restart auch für diese Szene. Zuletzt verkündete er, Anfang Juli müsse die Perspektive stehen. Doch er scheitert damit regelmäßig im Kabinett. Und stimmt am Ende den Restriktionen weiter zu. So auch diesmal wieder.

Erst, wenn sich das Sars-Cov-2-Virus gezielt bekämpfen lasse, sagt Herrmann, wenn es etwa einen Impfstoff gebe oder die so genannte Herdenimmunität garantiert sei, lasse sich jene Normalität schaffen, in der alle wieder öffnen können. Er warne vor dem Präventivparadox, sagt Herrmann. Übersetzt heißt das: Die Zahlen sind nur deshalb niedrig, weil das Leben weiter eingeschränkt bleibt. Gibt das Land alles frei, müssten sie zwangsläufig in die Höhe schießen. "So haben wir den Normalzustand mit Corona mit den entsprechenden Schutzmaßnahmen."

Damit verschiebt sich der Restart in weite Ferne. Herrmann versichert zwar, das sei "keine Absage für immer". Wenn die Zahl der neuen Fälle weiter sinke, keine Hotspots mehr entstünden, womöglich neue, griffigere Hygienekonzepte für diesen Bereich vorliegen, dann ändere sich die Lage. Doch das ist nicht in Sicht. Im Gegenteil erwarten Fachleute mit dem Herbst wieder steigende Infektionsraten, warnen manche bereits vor einer zweiten Welle.

Florian Herrmann selbst hält es für "etwas zugespitzt", dass der Restart erst mit einem Impfstoff möglich sein könnte. Ein hartes Dementi oder gar der Versuch einer zeitnahen Perspektive aber klingen anders. "Wir können nicht weiter als wenige Wochen in die Zukunft schauen", sagt der CSU-Politiker nur. Und verweist dann nochmals auf Texas und Israel. "Immer wird der Bereich der Bars als der kritische ausgemacht." Das dürfte in Bayern kaum anders sein.

Trotzdem wagt sich das Land in anderen Bereichen an weitere Lockerungen. So dürfen sich künftig bis zu hundert Menschen in geschlossenen Räumen und zweihundert im Freien zu privaten Feiern oder Tagungen treffen. Zahlen, die auch gelten, wenn die Veranstaltung in einem Lokal statfinden soll. Das macht den Weg frei etwa für Schulabschlussfeiern oder größere Hochzeiten. Betreiber von so genannten Freizeiteinrichtungen im Innenbereich wie die neuerdings beliebten Escape Rooms, Indoor-Spielplätze oder Spielscheunen dürfen wieder öffnen, so sie entsprechende Hygienekonzepte vorweisen können.


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Flusskreuzfahrtschiffe dürfen wieder ablegen; sie werden behandelt wie schwimmende Hotels mit den gleichen Vorschriften wie ihre immobilen Kollegen. Zoologische und botanische Gärten dürfen ihre Innenbereiche wieder aufsperren. Wettkämpfe in kontaktfrei betriebenen Sportarten wie etwa Tennis dürfen fortan auch innen stattfinden. Und schließlich dürfen auch Mannschaften wieder drinnen trainieren, deren Sportart den Körperkontakt einschließt, Fuß-, Hand- oder Basketballer zum Beispiel. Sie müssen sich allerdings auf Gruppen mit maximal fünf Trainierenden aufteilen.

Über allem steht die immer gleiche Botschaft: Die Lage ist gut, aber noch lange nicht enstpannt, die Gefahr nicht gebannt. Bayern bleibe vorsichtig und zurückhaltend. "Wir wollen es nicht verstolpern", sagt Florian Herrmann. "Und das kann sehr schnell gehen."

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