Mitmach-Aktion

Bürger bauen ein Monumental-Bauwerk fürs Figurentheater-Festival in Erlangen

12.5.2023, 15:00 Uhr
Der französische Künstler Olivier Grossetête will gemeinsam mit den Erlangerinnen und Erlangern ein monumentales Bauwerk für einen einzigen Tag erschaffen. Hier eine Arbeit beim Christchurch Arts Festival.

© Erica Austin, NN Der französische Künstler Olivier Grossetête will gemeinsam mit den Erlangerinnen und Erlangern ein monumentales Bauwerk für einen einzigen Tag erschaffen. Hier eine Arbeit beim Christchurch Arts Festival.

Früher hat ein ganzes Dorf eine Mühle gebaut, eine ganze Stadt eine Kirche oder eine Burg. Heute bauen Investoren. Die Gestaltung der Dörfer und Städte, das Errichten identitätsstiftender Bauwerke ist keine gemeinschaftliche Sache mehr. Man stelle sich vor, dass das wenigstens für ein paar Tage noch einmal anders wäre. Eine ganze Stadt baut gemeinsam ein Monument, und sei es nur für einen Tag. In der Erinnerung bleibt es aber bestehen …

Der französische Künstler Olivier Grossetête errichtet seit über einem Jahrzehnt weltweit kurzlebige Monumentalbauten aus nichts weiter als Karton, Klebeband und der Motivation seiner Helferinnen und Helfer. Anlässlich des 23. internationalen figuren.theater.festivals soll am 20. Mai auf dem Schlossplatz in Erlangen ein solches flüchtiges Bauwerk aus Pappkartons entstehen. Das Kulturamt der Stadt Erlangen bittet die Erlangerinnen und Erlanger um Unterstützung.

Auf dem Schlossplatz

Von Montag, 15. Mai, bis Freitag, 19. Mai, wird das Bauwerk im Zentrum für Austausch und Machen (ZAM) im ehemaligen Haushaltswarengeschäft Greiner in Workshops vorbereitet, zu denen jeder und jede willkommen ist. Am Samstag, 20. Mai werden die vorbereiteten Einzelteile ab 10 Uhr gemeinsam zum Schlossplatz getragen und dort Stockwerk für Stockwerk zu einem Gebäude errichtet. Eine Nacht und einen Vormittag lang kann das Bauwerk dann bestaunt werden, bevor es am 21. Mai ab 16 Uhr gemeinsam wieder abgerissen und der Wiederverwendung zugeführt wird.

Der Künstler Olivier Grossetête.

Der Künstler Olivier Grossetête. © Le Manège Maubeuge, NN

Olivier Grossetête wurde 1973 in Paris geboren, lebt in Marseille und arbeitet auf der ganzen Welt. Seit seinem Kunststudium ist es ihm ein Anliegen, durch seine künstlerische Arbeit, poetische Fantasien und Träume im Alltag der Menschen Wirklichkeit werden zu lassen. Bereits 2002 schuf er Collagen aus Verwaltungsdokumenten wie Bußgeldbescheiden oder Ablehnungsschreiben, mit denen er die Realität nutzte um neue Fiktionen zu schaffen. Mit seinen partizipativen Konstruktionen aus Pappe erkundet er urbane Räume und erlebt sie mit der Bevölkerung neu. Für ihn sind diese Projekte gleichzeitig eine Reflexion über Architektur wie ein soziales und politisches Projekt.

Drei Fragen an Olivier Grossetête

Was ist die Idee hinter Ihren flüchtigen Gebäuden?
Olivier Grossetête: Natürlich geht es um die Kraft, die in der Gemeinsamkeit steckt. Aber es geht auch darum, gewohnte Autoritäten infrage zu stellen, der Schwerkraft zu trotzen und - zumindest symbolisch - gängige Kräfteverhältnisse umzukehren. Vor allem aber will ich Ereignisse schaffen, an die man sich gerne und lange erinnert.

Was geschieht in den Vorbereitungsworkshops und beim Aufbau?
Olivier Grossetête: Fünf Tage lang stellen wir gemeinsam einzelnen Teile her und montieren Elemente vor, Dach, Bögen, Gesimse, Balkone usw. Natürlich erläutere ich dabei meine künstlerische Intention und erkläre die Techniken. Am sechsten Tag wird das Monument dann inmitten der Stadt errichtet. Es ist eine Zeit der Begegnung, in der jeder seinen Platz findet und der Schlüsselmoment des Projekts, in dem man die Kraft der kollektiven Energie spürt.

Und dann wird alles wieder abgerissen?
Olivier Grossetête: Ja, alle sind gebeten beim Abriss des Bauwerks mitzuhelfen, auf die Kisten zu springen, um sie dann zu den Recycling-Containern zu bringen. Der Abriss ist ein zentraler Moment: Indem wir dem Werk ein Ende setzen, opfern wir das Ergebnis zugunsten des Prozesses. Was mich an der Kunst interessiert, ist nicht unbedingt das Ergebnis, sondern die schöpferische Kraft, die zum Ausdruck kommt. Darin liegt die Stärke des Menschen, in dieser schöpferischen Kraft, die allein aus Freude am Schaffen bis ins Unendliche erprobt wird.

Workshop-Zeiten im Zentrum für Austausch und Machen (ZAM)

15. Mai: 10 bis 13 und 15 bis 19 Uhr
16. Mai: 9 bis 12 und 15 bis 19 Uhr
17. Mai: 10 bis 13 und 17 bis 21 Uhr
18. Mai: 10 bis 13 und 15 bis 19 Uhr
19. Mai: 10 bis 13 und 15 bis 19 Uhr

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