Erlanger Stadtmuseum: "Fundgrube" wird 50 Jahre alt

09.01.2014, 10:54 Uhr
Erlanger Stadtmuseum:

© Ralf Rödel

Der Autor der Lokalzeitung für die Aufmachergeschichte am 10. Januar 1964 war euphorisiert und widmete dieser Eröffnung eine komplette Seite: „Kurzum: für Besucher, die sich für die Vergangenheit interessieren, ist das Stadtmuseum eine Fundgrube, in der man Eindrücke und Erkenntnisse mannigfacher Art über diese Stadt und ihre Menschen sammeln kann.“

© Stadtmuseum/H. Stümpel

Mehrere Jahre lang wurde Anfang der 60er Jahre das wohl zwischen 1733 und 1740 erbaute Gebäude — das an ein Adelspalais erinnert und errichtet wurde, nachdem fast das ganze alte „Erlang“ mitsamt seinem alten Fachwerk-Rathaus 1706 durch einen Großbrand vernichtet worden war — renoviert.

Der damalige Stadtarchivar Johannes Bi-schoff baute parallel dazu mit seinen Mitarbeitern in 13 Räumen eine ständige „Schausammlung“ auf. Hinzu kamen drei Räume im ersten Obergeschoss für Sonderausstellungen. Zum Auftakt waren dort Werke aus dem Nachlass des Radierers und Malers Hans Barthelmeß, der 1887 in Erlangen geboren wurde und 1916 auf den Schlachtfeldern von Verdun fiel, zu sehen.

Dass nun das Stadtmuseum keine große Jubel-Feiern zum 50-jährigen Bestehen auf dem Programm hat, liegt vor allem mit einer klein wenig anderen Zeitrechnung zusammen — wie Stadtmuseums-Mitarbeiterin Gertraud Lehmann betont: „Tatsächlich aber ist das Stadtmuseum älter, da es Pfingsten 1919 – rechtzeitig zur Bergkirchweih – als ,Heimatmuseum‘ mit Sitz im Wasserturm eingerichtet worden war und bald darauf noch eine Dependance im Altstädter Rathaus erhalten hat.“

Einstiges ,Volkshaus’

Lehmann erinnert anlässlich der Stadtmuseums-Eröffnung vor 50 Jahren auch an die bewegte Geschichte des Hauses zum Ende des Zweiten Weltkriegs: „Am 16. April 1945 wurde das Kellergewölbe zum Ort der Entscheidung des Kampfkommandanten Werner Lorleberg zur bedingungslosen Kapitulation, die Erlangen vor der gänzlichen Zerstörung durch US-Bombenflugzeuge und -Artillerie bewahrt hat. Waren vor 1945 kriegsbedingte Dienststellen, wie Bezugsscheinausgabe, Kleiderverteilung und Luftschutz-Befehlsstelle, im Haus, so danach, nebst Volksbücherei, Archiv und Museum, etwa die Spruchkammer zur Entnazifizierung, Konstruktionsbüros der Siemens-Schuckertwerke und die Deutsch-Amerikanische Bibliothek. Nach dem Auszug von Büchereien und Archiv (1957/59), nach der Zusammenführung der Sammlungen und nach diversen Umbauten wurde das einstige ,Volkshaus‘ 1964 dann ganz zum ,Stadtmuseum‘.“

In den ersten eineinhalb Jahrzehnten war die Ausstellungskonzeption sehr traditionell. Räume gab es etwa zu den Bereichen Vor- und Frühgeschichte, die Erlanger Strumpfwirker, die Barock- und Universitäts-Stadt, Kinderspielzeug und „Schaffendes Erlangen“. Als „Schmuckkästchen“ galt das Biedermeierzimmer. „Aus dem Stadtmuseum ist seit 1980 dank konzeptioneller Neuausrichtung sowie kulturpolitischer Aufwertung in der Ära des Oberbürgermeisters Dietmar Hahlweg, begleitet von Sanierungen und Erweiterungen in den Jahren 1985 und 1993, ein stadt- und kulturhistorisches Zentrum im Herzen der Altstadt geworden“, betont Lehmann. Im Stadtmuseum hoffen die Verantwortlichen nun auf einen weiteren Ausbau in den kommenden Jahren durch die Sanierung des Pinoli-Hauses (wir berichteten mehrfach) und die Schaffung eines „Museumskarrees“.

 

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