Schenkung

Schnelle Schuhe mit Armin Harys Unterschrift im Stadtmuseum Herzogenaurach

vnp

21.8.2023, 14:21 Uhr
Auf den Sprintschuhen von Hans Stärker ist noch gut das Autogramm von Olympiasieger Armin Hary zu erkennen.   

© Stadtmuseum Herzogenaurach, NN Auf den Sprintschuhen von Hans Stärker ist noch gut das Autogramm von Olympiasieger Armin Hary zu erkennen.  

((Platzhalter) „An dem Tag, als ich diese Sportschuhe in Herzogenaurach gekauft habe, war gerade Armin Hary bei Adidas und hat dort Autogramme gegeben. Also habe ich mir auch eine Unterschrift geholt.“ Hans Stärker rechnet zurück, „das muss 1959 gewesen sein, oder vielleicht auch 1960“. Die Leichtathletikschuhe mit den Spikes sind gut erhalten und auch die originale Unterschrift von Deutschlands Wunderläufer ist noch einwandfrei zu lesen.

Ja, lacht Stärker, "es hat damals nicht lange gedauert, und ich habe den Spaß an dem Sport verloren und die Schuhe an den Nagel gehängt. Die wurden nicht sehr oft getragen.“. Ein Glücksfall für das Herzogenauracher Stadtmuseum, das mit dieser Schenkung zu einem spannenden Exponat gekommen ist, das bald im Stadtmuseum zu sehen sein wird.

Von den Dassler-Brüdern heiß umworben

Armin Hary, Weltrekordler und bis heute der einzige deutsche 100-Meter-Olympiasieger, war sowohl von Adi Dassler als auch von dessen Bruder Rudolf heiß umworben worden. Doch wo heute jeder namhafte Sportler praktisch automatisch als gutbezahlter Werbeträger für einen der großen Sportartikelhersteller fungiert, war damals wegen der Amateurstatuten lediglich die Bereitstellung von kostenlosen Ausrüstungsstücken legitim.

Als erster Mensch war der explosive Schnellstarter im Juni 1960 die 100 Meter in 10,0 Sekunden gesprintet: mit 480 Gramm leichten Spikes von Adidas aus Känguruleder, auf einer gut gepflegten Aschenbahn in Zürich. Um derart rekordträchtige Stars für sich zu gewinnen, investierten beide Dassler-Brüder schon damals beträchtliche Summen.

Armin Hary, Olympiasieger von 1960, zeigt seine Adidas-Schuhe, die er damals bei den Olympischen Spielen in Rom getragen hat. 

Armin Hary, Olympiasieger von 1960, zeigt seine Adidas-Schuhe, die er damals bei den Olympischen Spielen in Rom getragen hat.  © Sven Hoppe/dpa

"Geld war verboten!"

Gelegentlich versuchen auch einzelne Athleten von sich aus, den erbitterten Konkurrenzkampf der Brüder auszunutzen. Dabei geriet freilich leicht die Amateureigenschaft in Gefahr. „Geld war verboten! Es gab gar nichts. Geschenke bis zu 50 D-Mark, die durften wir annehmen, eine Aktentasche zum Beispiel“, sagt Hary später.

Das zweite Meisterstück seiner Karriere nach dem Weltrekord von Zürich inszenierte Hary an den Olympischen Spielen in Rom. Im 100-m-Finale gab es zwei Fehlstarts, der eine von ihm verursacht. Doch Hary behielt die Nerven, siegte im Puma -Modell „Roma“, und stieg anschließend im neuesten Adidas-Modell aufs Siegerpodest.

Mit den Chefs beider Firmen gut bekannt

Hary selbst sagte 2017 dazu in einem Interview „Mit den Chefs beider Firmen war ich gut bekannt. Und in Rom wollte ich dann beiden einen Gefallen tun, das war eine Bauchentscheidung - und daraus hat man mir dann einen Strick gedreht. Dabei habe ich gesagt: Auf dem Treppchen bei der Siegerehrung werden genauso viele Bilder gemacht wie Fotos beim Zieleinlauf.“

Hary war nicht der einzige Sportstar, der für die Herzogenauracher Firmenchefs interessant wurde, sobald er durch besondere Leistungen wirksame Werbung versprach. So wurde auch Stabhochspringer Wolfgang Reinhardt aus Leverkusen abgeworben, nachdem er 1963 erstmals deutschen Rekord sprang. Beim Rekordsprung trug er Adidas. Zwei Tage später hatte ihn Puma umgerüstet.

Auch Weltklasse-Zehnkämpfer Werner von Moltke, den Adi Dassler zunächst ausgerüstet hatte, wurde abtrünnig. „Zu Anfang der Saison 1964“, klagte Adi Dassler 1964 gegenüber dem Nachrichtenmagazin Der Spiegel, „wechselten etwa zwölf bekannte Leichtathleten zur Konkurrenz".

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