Gewitter und Starkregen

„Es hört einfach nicht auf!“ Wetterexperte mit Gruselprognose - auch Bayern betroffen

Saskia Muhs

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23.5.2024, 10:27 Uhr
Den Regenschirm sollten wir auch in den kommenden Tagen sicherheitshalber immer dabei haben (Symbolbild).

© Boris Roessler/dpa Den Regenschirm sollten wir auch in den kommenden Tagen sicherheitshalber immer dabei haben (Symbolbild).

Auch wenn weite Teile Deutschlands am Donnerstag nach den starken Regenfällen der vergangenen Tage etwas aufatmen können: Tief Lisa kommt nicht voran. Das sagt Diplom-Meteorologe Dominik Jung. In seinem neuesten "wetternet"-Video spricht er gar von einer "Gruselprognose" für die kommenden Wochen. Denn an der derzeitig wechselhaften und nassen Wetterlage soll sich in den kommenden Wochen nicht viel ändern.

Warnungen vor örtlichen Gewittern und Starkregen gelten momentan bis mindestens Anfang Juni – da sind sich die meisten Wettermodelle einig: So berechnet das britische Wettermodell für Freitag lokal Starkregen zwischen Hessen und Bayern. Auch das kanadische Wettermodell erwartet zwischen dem Rhein-Main-Gebiet und Bayern, örtlich 50 bis 80 Liter Regen pro Quadratmeter, berichtet Jung. Nach den nassen vergangenen Wochen sind das Mengen, die Böden und Kanalisationen durchaus über ihre Belastungsgrenzen bringen und damit neue Überschwemmungen verursachen können, warnt der Wetterexperte.

Sehr nass und auch sehr warm

So nass es aktuell ist, so warm ist es gleichzeitig auch: Der Mai ist schon jetzt der wärmste seit Beginn der Wetteraufzeichnungen, das Frühjahr insgesamt das zweitwärmste seither. Vor allem der Osten Deutschlands schwitzt derzeit: Gestern wurden 29,8 Grad Celsius in Brandenburg gemessen. Parallel fällt viel Regen: Seit Mittwoch, 8.00 Uhr kamen in Bad Schwartau in Schleswig-Holstein 53,9 Liter Regen pro Quadratmeter innerhalb drei Stunden vom Himmel und sorgten für regionale Überschwemmungen. Am Dienstagnachmittag traf es vor allem die Oberpfalz und Teile Oberfrankens.

Laut Jung bleibe die wechselhafte Großwetterlage bis mindestens zum 8. Juni bestehen: Bedeutet, auch in den kommenden Tagen ist neben Sonnenschein auch immer wieder mit kräftigen Schauern und Gewittern zu rechnen. Parallel zum hohen Unwetter-Potenzial bleibt es warm: "wetteronline" prognostiziert in Mittelfranken Maxi-Werte zwischen 17 und 24 Grad, Anfang Juni werden demnach vereinzelt sogar bis zu 30 Grad erwartet.

Schon am Donnerstagabend ziehe von den Alpen ausgehend laut Deutschem Wetterdienst (DWD) am Donnerstag im Tagesverlauf voraussichtlich teils schwere Gewitter auf und bringen mitunter Starkregen und Winde mit Unwetter-Potenzial mit sich. Niederschlag mit bis zu 60 Litern pro Quadratmeter in wenigen Stunden und Böen mit bis zu 70 Kilometern pro Stunde seien regional möglich.

Das größte Gewitter-Risiko besteht demnach für die Regierungsbezirke Oberbayern und Schwaben sowie im späteren Verlauf für Mittelfranken.

Im Norden Bayerns zunächst freundlich – dann wieder Gewitter möglich

Meist trocken und öfter sonnig soll es dagegen in Nordbayern bleiben: In der Nacht auf Freitag werden aber auch hier Gewitter erwartet. Die Temperaturen werden am Donnerstag laut DWD im Oberallgäu bis zu 15 Grad und bis zu 23 Grad an Main und Donau erreichen. Der Freitag bringt voraussichtlich weiterhin einen Mix aus Wolken und Regen mit sich, bei ähnlichen Temperaturen wie am Vortag. Zudem könnten laut den Wetterexperten erneut Gewitter aufkommen.

Starkregen bereitet Erdbeerbauern Bauchschmerzen

Nach den heftigen Regenfällen insbesondere im Westen Deutschlands hoffen die Erdbeerbauern auf einen Wetterumschwung. "Durch den milden Winter sind viele schon mit den frühen Sorten voll im Freiland", sagte Simon Schumacher vom Verband Süddeutscher Spargel- und Erdbeeranbauer (VSSE). Wenn die Früchte nass sind, könne man sie nicht ernten, das verringere die Haltbarkeit. Zudem drohe bei Feuchtigkeit Gefahr durch Pilze der Gattung Botrytis, sagte Schumacher.

Mit Mulchfolie und Stroh könnten die Landwirte die Erdbeeren sauber und Fäulnis abhalten. "Wir haben auch Glück im Unglück: Es ist nicht zu warm, nicht schwül", sagte der Fachmann. Sonst wäre das Pilzproblem noch größer. Dennoch sei immer wieder "Hygienepflücken" angesagt, um faule Früchte zu entfernen. "Das muss man mit Adleraugen beobachten."

Zu schnell zu warm dürfe es aber auch nicht werden. "Die Früchte brauchen Zeit, um zu reifen, um Aromen und Zucker einzulagern", sagte Schumacher. 25 Grad, leicht bewölkt, nicht schwül - das wäre ideal. Wenn es zu heiß wird, würden die Erdbeeren schlagartig rot, blieben aber weicher und böten dann wieder eine größere Angriffsfläche für Pilzerkrankungen. Im Schnitt sei die Saison gut verlaufen. Dank Folientunneln hätten in Deutschland viele Früchte auch bei den Spätfrösten Ende April gerettet werden können. Wie lange die Saison noch andauert, hänge vor allem vom Wetter ab, erklärte Schumacher. "Gegebenenfalls kann sie hier und da Ende Juni vorbei sein.

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