26-Jähriger steckt hinter Herzensbotschaften ans Klinikpersonal in Forchheim

17.3.2021, 07:59 Uhr
„Sonst schenkt ihr uns immer Kraft – Heute geben wir sie Euch“: Über Nacht hing plötzlich das Banner am Geländer über der Tiefgarageneinfahrt am Klinikum Forchheim-Fränkische Schweiz. Von der Notfallaufnahme hat das Krankenhauspersonal die Botschaft im Blick. Die Freude über die geheime Aktion ist groß bei den Beschäftigten.

© Archivfoto: Patrick Schroll „Sonst schenkt ihr uns immer Kraft – Heute geben wir sie Euch“: Über Nacht hing plötzlich das Banner am Geländer über der Tiefgarageneinfahrt am Klinikum Forchheim-Fränkische Schweiz. Von der Notfallaufnahme hat das Krankenhauspersonal die Botschaft im Blick. Die Freude über die geheime Aktion ist groß bei den Beschäftigten.

Im Schutz der Dunkelheit ist er unterwegs. Ein geheimer Corona-Engel. In mehreren Städten in Franken hat er über Nacht seine frohe Botschaft verkündet und besonders dem Pflegepersonal in Kliniken eine Freude in schwierigen Zeiten bereitet. Ein Lächeln aufs Gesicht gezeichnet.

Über die unbekannten Grüße gefreut hat sich auch das Klinikpersonal am Klinikum Forchheim-Fränkische Schweiz. Plötzlich wehte im Sommer ein mehrere Meter langes weißes Tuch mit schwarzen Buchstaben und einem roten Herz im Wind am Geländer.

"Sonst schenkt ihr uns immer Kraft – Heute geben wir sie Euch" waren die Großbuchstaben, die Ärzte, Krankenschwestern, Pfleger oder Pflegerinnen in Forchheim täglich auf dem Weg in die Arbeit und nach einem anstrengenden Tag in den Feierabend begleiteten.

"Wir wissen nicht, wer es dort installiert hat, freuen uns aber sehr über die nette Geste", sagte Pressesprecherin Franka Struve im Gespräch mit den Nordbayerischen Nachrichten Forchheim damals.

Unbekannt geblieben

Über Monate blieb die Identität des Engels im Dunkeln. Bis er sich bei der Redaktion gemeldet hat – ausgelöst durch unsere Berichterstattung über seinen Einsatz.

Angefangen hat der Unbekannte beim Klinikum in Ansbach. Eine einmalige Aktion sollte es bleiben. Doch die Freude der Pflegekräfte über die Botschaft dort haben den Engel zu weiteren guten Taten beflügelt. "Wenn du ein guter Mensch bist, hörst du nicht einfach auf", sagt der Mensch, der hinter der Aktion steckt. "Jeder von uns kennt jemanden, dem im Krankenhaus geholfen worden ist."

Bis nach München gefahren

"Wir haben die Banner meist nachts angebracht, weil wir anonym bleiben wollten." Mehrere enge Freunde haben den 26 Jahre jungen Mann aus Mittelfranken dabei unterstützt. Er will auch weiter anonym bleiben.

Nur der enge Freundeskreis weiß über ihn Bescheid. Der Redaktion liegen Fotos von den Einsätzen vor. Sie können bezeugen, dass es sich auch tatsächlich um den jungen Mann handelt. "Wir wollen uns nicht präsentieren, es geht nur um die Sache. Wir wollen Danke sagen", erklärt er im Gespräch mit der Redaktion am Telefon.

Die Touren führten bis nach München. Auch das Klinikum in Ingolstadt lag auf dem Weg. In der Nacht, die sie nach Forchheim führte, brachten die Aktivisten im Anschluss auch für die Beschäftigten am Klinikum Bamberg Transparente mit ermunternden Botschaften an.

Der Ablauf war immer gleich: In später Nacht ging es nach den Einsätzen wieder zurück nach Hause und in der Früh zurück ins irdische Leben und einen ganz gewöhnlichen (Berufs-)Alltag.

Wer nimmt hunderte Kilometer und stundenlange Touren in der Nacht und müde Augen am nächsten Tag auf sich? Jemand, der sehr viel Wert auf Zwischenmenschliches legt. Jemand, "der so viel Herz wie kein anderer Mensch auf dieser Welt besitzt".

Mit diesen Zeilen hat ein Freund dem jungen Mann zu seinem 26. Geburtstag auf Facebook gratuliert.

Banner gegen Krebs

"Ich habe zwar nicht viele, dafür aber sehr enge Freunde", sagt der 26-Jährige über sich selbst. Für Freundschaften investiere er viel Zeit. "Wenn Freunde Prüfungen oder eine schwere Zeit haben, bin ich für sie da", sagt er. "Ich versuche dann, ihnen Kraft zu geben." Dafür zum ersten Mal zum Banner gegriffen hat er, als eine Freundin an Krebs erkrankte. Und hat sie so in einer schweren Zeit unterstützt und täglich begleitet.

"Ich bin ein Mensch, der viel Wert auf Freundschaften und einen guten Umgang legt." Ihm sei es "viel mehr wert als vieles andere, wenn ich Menschen etwas geben kann".

Dem Klinikpersonal mit den Transparenten Danke zu sagen, "das hätten wir schon vorher machen können", sagt er. "Das Personal hat auch schon vor Corona viel geleistet. Jetzt fällt es aber so richtig auf."

Viele Kliniken habe er zweimal besucht und einen Schwung Banner nach dem Sommer nochmal in der Weihnachtszeit angebracht: "Gerade am Anfang war die Wertschätzung hoch für das Klinikpersonal, danach hat es aber nachgelassen." Dagegen wollte er ein Zeichen setzen.

"Du bist eine Inspiration"

Die Idee für die Aktion geht zurück auf österreichische Fußballfans, die ebenfalls mit Bannern dem Klinikpersonal in der schwierigen Phase der Pandemie gedankt haben.

Im Internet hat der Mittelfranke davon gelesen und gedacht: "Irgendetwas muss ich da jetzt auch machen." Vor allem will er weitermachen.

Zwischenzeitlich hat sich die Idee vervielfältigt. Nach dem Banner am Klinikum Forchheim sind ähnliche Herzensbotschaften auch an einer Kita in Forchheim aufgetaucht. Seine Hände hatte der mittelfränkische Corona-Engel dabei aber nicht im Spiel, versichert er.

Wohl aber hat er als Vorbild gedient. "Du bist eine Inspiration für viele", hat der Freund dem 26-Jährigen zu seinem Geburtstag außerdem geschrieben. Und er hat vermutlich recht damit.

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