Kandidatenportrait

Forchheim: Thomas Silberhorn von der CSU will für weitere vier Jahre in den Bundestag

16.9.2021, 19:54 Uhr
In Hirschaid daheim, in Berlin bei der Arbeit – oder zum Fototermin in der Forchheimer Apothekenstraße: Thomas Silberhorn tritt wieder als CSU-Direktkandidat zur Bundestagswahl an. 

© Athina Tsimplostefanaki In Hirschaid daheim, in Berlin bei der Arbeit – oder zum Fototermin in der Forchheimer Apothekenstraße: Thomas Silberhorn tritt wieder als CSU-Direktkandidat zur Bundestagswahl an. 

Wenn Thomas Silberhorn auf seine Chefin, Bundesverteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU), zu sprechen kommt, ist er voll des Lobes: Mit Ausnahme der Kanzlerin gebe es hierzulande kaum eine erfahrenere Regierungspolitikerin als AKK, sei es auf (Saar-)Landes- oder Bundesebene, "die Leute unterschätzen das oft". Auf ähnlich viel Erfahrung kann auch Silberhorn selbst zurückblicken: Als er erstmals in den Bundestag einzog (2002), waren viele heutige Erstwähler noch nicht einmal geboren.

Seit knapp 20 Jahren sitzt der 52-jährige Rechtsanwalt und zweifache Familienvater aus Hirschaid für die CSU ohne Unterbrechung im Bundestag. 2014 wurde er Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, 2018 wechselte er, ebenfalls als Parlamentarischer Staatssekretär, ins Verteidigungsministerium - erst unter Ursula von der Leyen, dann unter AKK.

Aus der Ruhe bringen kann Silberhorn nach all diesen Jahren nur noch wenig, in seinem Wahlkreis Bamberg-Forchheim erst recht nicht: Er wirkt wie ein "Forchheimer", wenn er beim NN-Termin im Lübbis mit der Lokalbesitzerin genauso vertraut und zwanglos plaudert wie mit einer zufällig vorbeiradelnden Parteigenossin, Alt-Stadträtin Mathilde Hartmann.

Nervosität vor einer Rede im Plenarsaal des Bundestags? "Längst nicht mehr", sagt er, denn in acht Jahren als Staatssekretär hat er davon schon so viele gehalten. Passend dazu eine Insider-Anekdote: Dass Abgeordnete nervös sind, erkenne man meistens daran, dass sie nach einer Rede "instinktiv" am Pult nach dem Wasserglas greifen, das ihnen dort zuvor ein Saaldiener hingestellt hat, und es dann zum Sitzplatz mitnehmen - obwohl dort ja schon ihr eigenes steht. "Das schaut immer etwas komisch aus. Erfahrene Redner lassen das schlicht sein, sie sind keine Wasserträger", lacht Silberhorn.

"Ich bin da zu Hause, wo es Presssack gibt und ich im Sommer auf die Keller gehen kann", sagt Silberhorn.

"Ich bin da zu Hause, wo es Presssack gibt und ich im Sommer auf die Keller gehen kann", sagt Silberhorn. © Athina Tsimplostefanaki

Trotzdem: Berlin ist auch nach all der Zeit "reiner Arbeitsplatz" für ihn geblieben: "Ich bewege mich im Regierungsviertel und kenne viele Ecken der Stadt auch nach 20 Jahren noch nicht." Ja, er definiere sich stark mit seinen Aufgaben dort und verbringe folglich sehr viel Zeit in der Hauptstadt - "meine Heimat ist aber hier in Oberfranken": Noch präziser: "Ich bin da zu Hause, wo es Presssack gibt und ich im Sommer auf die Keller gehen kann", so Silberhorn. Seine Heimat in drei Worten? "Idyllisch - innovativ - bodenständig."

Also ran an die hiesigen Themen. Was hat er in den letzten Jahren für seinen Wahlkreis erreicht, worauf ist er als Abgeordneter stolz? Das erste, was Silberhorn einfällt, ist die Verkehrsinfrastruktur. Damit gehe es "rapide voran", man habe "wegweisende Fortschritte" bei allen Verkehrsträgern gemacht: Da ist der Bahn-Ausbau, "gerade in und um Forchheim", oder auch der Autobahn-Bau, darunter der sechsstreifige Ausbau der A3 ("Damit ist das Autobahnnetz in meinem Wahlkreis für die nächsten 50 bis 100 Jahre vollständig") und der dazugehörige nachträgliche Ausbau des Lärmschutzes in der Region. "Große Batzen", so Silberhorn, "die wir durchgesetzt haben".

Ja zur Ostspange

Und wie sieht es mit der hochumstrittenen geplanten Ostspange für Forchheim aus? Silberhorns klares Bekenntnis: "Wenn man sich anschaut, wie stark Forchheim in den letzten Jahren gewachsen ist und weiter wächst, macht es aus meiner Sicht Sinn, diese Ostspange zu vervollständigen." Natürlich gebe es eine Reihe "ökologischer Siedepunkte", insbesondere die Bahntrassen-Brücken bei Gosberg und Wiesenthau, und den "sensibelsten Punkt: die Talquerung", so der CSU-Politiker. "Aber es reicht meiner Meinung nach eine einzige Talquerung im Forchheimer Osten. Und wenn man die neue Talquerung baut, kann man die jetzige von Reuth nach Wiesenthau auch kappen."

Silberhorn: "Wenn man das alles nicht will, dann würde halt Gosberg weiter im Verkehr versinken." In der Abwägung von "Naturschutz und Schutz der Anwohner und deren Gesundheit, bin ich klar für die Bürger - und halte das auch für ökologisch vertretbar. Der Bund ist bereit, das alles zu machen und zu bezahlen".

Die Erhöhung der Mittel für Städtebauförderung, das Baukindergeld, energetische Gebäudesanierung, Ausbau der digitalen Infrastruktur - "hier sind wir in der letzten Legislaturperiode deutlich vorangekommen, auch wenn weiter noch viel getan und umgesetzt werden muss", so Silberhorn. Die größte Herausforderung für den Wahlkreis Bamberg-Forchheim sieht er darin, "unsere Wirtschaftsleben so umzugestalten, dass unsere Produktionsprozesse, unsere gesamte Arbeits- und Lebensweise klimaneutral werden".

Er möchte das aber "nicht mit der Brechstange" erreichen, sondern einen Umstieg, der auf "Innovation und der Sicherung und Schaffung von Arbeitsplätzen" fußt. "Dafür brauchen wir keine Verbote, sondern eine leistungsfähige Wirtschaft."

Worüber er sich ärgert? "Manches von alldem könnte schneller gehen", sagt er. "Insbesondere die Verwaltungsverfahren dauern zu lange, die Behördengänge sind manchmal zögerlich und langwierig. Die Akten-Herumschieberei von einem zum anderen Schreibtisch verzögert die Dingen ungemein." Man brauche mehr Effizienz, Digitalisierung, kürzere Wege.

Die kurzen Wege kennt Silberhorn im politischen Berlin, wo er bestens vernetzt. Er wirbt damit für sich bei den hiesigen Wählerinnen und Wählern: "Ich bin hier in meinem Wahlkreis Ansprechpartner für alle Bürger, Betriebe und Behörden - nicht nur vor der Wahl, sondern im ganzen Jahr." Seine Aufgabe sieht er im Kümmern um "das Wesentliche" - und "für mich ist wesentlich, dass die breite Mitte der Gesellschaft, von der Krankenschwester, über den Handwerker bis zum Landwirt, ihren Lebensunterhalt mit der eigenen Arbeitskraft bestreiten kann".

Über den offensichtlichen Elefanten im Raum - die miesen Umfragewerte von CDU, CSU und ihrem Kanzlerkandidaten Armin Laschet - muss freilich auch noch geredet werden. "Jetzt warten wir erst mal das Wahlergebnis ab", gibt sich Thomas Silberhorn staatsmännisch. Oder besser: staatssekretärisch.

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