Gelbe Tonne statt Gelber Sack: Macht das Sinn im Landkreis Forchheim?

21.11.2019, 15:45 Uhr
Damit ist Schluss. Die Tonne ersetzt den gelben Sack im Landkreis Forchheim.

© Ralf Rödel Damit ist Schluss. Die Tonne ersetzt den gelben Sack im Landkreis Forchheim.

Bisher stecken die Bürgerinnnen und Bürger im Landkreis ihren Plastikmüll in gelbe Säcke. Alle vier Wochen werden sie abgeholt. Das ändert sich ab 2021: Statt der Gelben Säcke landet der Müll dann in Gelben Tonnen, die alle zwei Wochen abgeholt werden sollen. Die wichtigsten Fragen zum Müll und zu den Vor- und Nachteilen von Sack und Tonne.

Wer zahlt für die Entsorgung des Plastikmülls?

Jeder einzelne Bürger. Jedoch nicht über die jährlichen Abfallgebühren, die der Landkreis erhebt. Die Entsorgung über den Gelben Sack oder ab dem Jahr 2021 mit der Gelben Tonne hat der Verbraucher bereits am Kassenband bezahlt. Denn es sind die Hersteller von Plastikverpackungen, die in Deutschland die Kosten für die Entsorgung ihres Müll bezahlen müssen und dieses Geld holen sie sich vom Endverbraucher zurück. Der zahlt die Kosten für die Entsorgung über den Preis des Produkts mit. Mit den Abfallgebühren, die jeder Haushalt jährlich an den Landkreis überweist, hat das gar nichts zu tun.

Wer holt den Plastikmüll ab?

Privatwirtschaftliche Unternehmen. Die können aber nicht alleine darüber bestimmen, ob sie lieber Gelbe Säcke oder Gelbe Tonnen dafür einsetzen wollen. Der Landkreis hat ein Wörtchen mitzureden und tut das auch: Wie von den Kommunalpolitikern gewünscht, soll die Gelbe Tonne ab 2021 kommen und im zweiwöchigen Rhythmus abgeholt werden.

Streitpunkt Sack versus Tonne: Was taugt für den Müll?

Die Vorteile des einen, sind oft die Nachteile des anderen. Wir listen deshalb die wesentlichen Argumente für und gegen Säcke oder Tonnen auf.

PRO Gelber Sack:

  • Ist er voll, kann man sich den nächsten einfach von der Vorratsrolle abreißen
  • damit ist die Möglichkeit, Plastikmüll zu entsorgen, quasi endlos. Ist die Vorratsrolle aufgebracht - jedes Jahr zum Jahreswechsel erhält diese jeder Haushalt - steht Nachschub auf den Wertstoffhöfen im Landkreis bereit
  • er braucht nicht viel Platz zum Lagern

CONTRA Gelber Sack:

  • Bürgerinnen und Bürger entwickeln kein Gespür dafür, Müll zu vermeiden - so das Argument von Kreisrätin Gerlinde Kraus (SPD)
  • die dünnen Säcke reißen schnell ein, der Wind verweht den Müll auf den Straßen - darin sieht Kreisrat Sebastian Körber (FDP) ein Problem

PRO Gelbe Tonne:

  • das Volumen ist begrenzt. "Das zeigt dem Verbraucher, wie viel Müll anfällt", so Kreisrat und Landratskandidat Reiner Büttner (SPD)
  • damit würden die Bürger diszipliniert, Müll zu vermeiden, sagt FDP-Politiker Körber

CONTRA Gelbe Tonne:

  • Freie Wähler-Kreisrat Rainer Polster bemängelt, dass für die Herstellung der Tonnen - geschätzt sind rund 40.000 Tonnen im Landkreis notwendig - ein hoher Energie- und Ressourcenverbrauch anfällt
  • nicht jeder Bürger hat auf seinem Grundstück Platz, um noch eine weitere Mülltonne unterzubringen

 

Muss jeder Haushalt ab 2021 eine Tonne nehmen?

Theoretisch schon. Denn der Bürger steht in der Pflicht, den Plastikmüll ordnungsgemäß zu entsorgen. Und ohne Tonne kann er das nicht. Das Plastik darf beispielsweise nicht in den Restmülltonnen, die der Landkreis bereitstellt und entsorgt, landen. Nicht nur, weil darin anderer Müll landen muss, sondern auch, weil der Landkreis nicht für den Verpackungsmüll aufkommen muss - sondern die Hersteller, die die Zeche für die Entsorgung des Plastikmülls zahlen. Die Größe der Tonne richtet sich nach der Größe des Haushalts.

Warum wird die Tonne alle zwei Wochen geleert?

Das haben sich die Kreispolitiker so gewünscht. Im Moment ist der Landkreis in Verhandlung mit den sogenannten Systembetreibern, die sich um die Entsorgung kümmern. Die Betreiber haben dem Landkreis jedoch signalisiert, dass sie gegen den gewünschten Zwei-Wochen-Rhythmus sind. Sie fordern einen Rhythmus von vier Wochen, wie es ihn bereits beim Gelben Sack gibt. Sie argumentieren, dass die Anschaffung der Tonnen und ein verdoppelter Leerungsrhythmus wirtschaftlich nicht tragbar und ökologisch zweifelhaft sei - schließlich müssten die Müllautos doppelt so häufig unterwegs sein.

Der Landkreis will die Forderung der Kommunalpolitik umsetzen und strebt einen Zwei-Wochen-Rhythmus an. Im Moment befindet sich der Kreis mit den Systembetreibern in Verhandlung, Ende November endet eine Frist zur Anhörung. Geben sich die Betreiber weiterhin hartnäckig, bleibt dem Landkreis das Druckmittel der Paragraphen. Gemäß des Verpackungsgesetzes kann der Kreis den Systembetreibern das System schlicht verordnen. Der Chef der Abfallwirtschaft im Landkreis, Heinrich Kögel, gab sich in der jüngsten Umweltausschusssitzung des Kreistages zuversichtlich: "Das haben auch schon andere Landkreise durchgefochten."

In puncto Leerungsrhythmus gab es unter den Kreispolitikern unterschiedliche Auffassungen. Während Reiner Büttner (SPD) die Frage nach zwei oder vier Wochen nicht als entscheidet sah - "wichtiger ist das große Ziel, eine Gelbe Tonne zu haben", plädierte CSU-Kreisrat Edwin Dippacher dafür, beim bereits beschlossenen Zwei-Wochen-Rhythmus zu bleiben: "Wenn ich die Gelben Säcke vor den Häusern sehe, ist ein vierwöchiger Rhythmus nicht machbar. Wenn die Tonne voll ist und die Bürger ihren Müll zum Wertstoffhof tragen, hat das am Ende Konsequenzen für alle Bürger", warnte Dippacher. Im Zweifel müsste der Landkreis seine Höfe bei hohem Müllaufkommen nachrüsten, die Bürger würden in der Folge mit höheren Abfallgebühren belastet.

Sollten die Bürger dazu angehalten werden, weniger Müll zu produzieren?

Diese Frage stellte SPD-Landratskandidat und Kreisrat Reiner Büttner. Er brachte eine Abfallberatung für die Bürger im Landkreis ins Spiel und warb dafür, das Budget der Abfallwirtschaft dafür zu erhöhen. Dominik Strauß, Abfallberater für den Landkreis, bremste die Euphorie. Der dafür notwendige zeitliche und personelle Aufwand sei von ihm nicht stemmbar. Strauß ist alleine für das Thema Abfallberatung zuständig, andere Landkreise beschäftigten hierfür durchaus zwei Angestellte, so Strauß. Außerdem sei es schwer, einen Rahmen zu finden, wie und wo man den Bürger für das Thema erreichen könne.

FW-Rat Rainer Polster bekräftigte die Idee seines SPD-Kollegen. Polster sieht in den Schulen den richtigen Ort, um über die Müllproblematik aufzuklären. "Über die Kinder erreicht man die Eltern und Großeltern", sagte er. "Wir müssen runter mit den Mengen an Plastikmüll."

 

 

Wie reagiert die lokale Wirtschaft auf das Thema Plastikmüll?

In Franken ziehen mehrere Getränkehersteller die Reißleine und werden aktiv im Kampf gegen Plastikmüll. Im Landkreis Forchheim ist Florian Lochner mit seinem Schnapsstodl in Kirchehrenbach rigoros: er will bis Weihnachten alle Einwegplastikflaschen und Tetra-Packs aus seinem Geschäft verbannen. 

Was ist Ihre Meinung? Sind Säcke oder Tonnen besser und sollten die Tonnen alle zwei oder vier Wochen abgeholten werden? Kommentieren Sie den Artikel oder schreiben Sie uns Ihre Einschätzung per E-Mail an redaktion-forchheim@pressenetz.de

 

4 Kommentare