Modell der Zukunft?
Cadolzburg: Großes Interesse am fahrerlosen Bus
19.07.2021, 11:00 UhrSkepsis und Neugier sind die beiden Pole, zwischen denen Marie König pendelt. Viel, sagt die Mutter, die mit ihrem Sohn zur Buchspitz gekommen ist, halte sie von autonomen Fahrzeugen nicht. Gut erinnert sie sich an die ersten Male in der fahrerlosen U-Bahn in Nürnberg. "Da hab ich schon gedacht, oh Gott, was ist, wenn die Technik versagt?" Weil aber doch immer alles geklappt hat und sie auch mal erleben möchte, wie sich das in einem Bus anfühlt, steigt sie schließlich ein.
Möglich machte diesen Test, den ersten seiner Art übrigens in der Metropolregion, die Teilnahme Cadolzburgs am Projekt "New Mobs". Es entwickelt Ideen für Mobilitätsinnovationen im ländlichen Raum und wird vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft gefördert. Die Marktgemeinde hatte sich dafür beworben und wurde dann, neben Garmisch-Patenkirchen und Passau, ausgewählt. Seit September beteiligen sich auch rund 40 Cadolzburger Bürger daran, neue Verkehrskonzepte zu erforschen.
Fahrerloser Bus: Cadolzburg steigt ein
Gilt es doch, das altbekannte Problem mit zu viel Verkehr zu lösen, der sich täglich auf der Staatsstraße durch den Ort wälzt. Rund 18 000 Fahrzeuge pro Tag schieben sich den Berg hinauf und hinab.
Eine Bürgerbeteiligung im Jahr 2016 brachte keine Abhilfe: Die Umgehungsstraße wurde abgelehnt. Seitdem arbeitet man daran, andere Lösungen zu finden – im besten Fall ein ganzes Bündel. Einige gibt es bereits, etwa die Leihlastenräder und die Mitfahrbänke an der Straße.
Mehr Andrang als erwartet
Während des Projekts nun ist die Idee des fahrerlosen Busses aufgekommen – und der Wunsch, ihn probeweise fahren zu lassen. "Wir wollten auch testen, ob diese Technik bei den Bürgern ankommt", sagt Silvia Dießl, die im Rathaus für das Mobilitätsprojekt zuständig ist.
Zwei Tage lang gab es nun die Gelegenheit dazu – und viele Bürger nutzten sie: Bis Sonntagnachmittag waren mehr als 330 zugestiegen; weit mehr, als man im Rathaus erwartet hatte.
Marie König kommt von ihrer rund fünfminütigen Fahrt recht angetan zurück. "Der Bus ist erstaunlich ruhig und angenehm", stellt sie fest. Ihre Zweifel scheinen verschwunden, auch wenn sie glaubt: "Das ist aber sicher noch mal anders, wenn er im normalen Straßenverkehr unterwegs ist und dann auf 30 Stundenkilometer beschleunigt."
Aufgrund der Steigung an der Strecke war das Tempo nämlich auf 15 km/h gedrosselt. Dass in Zukunft ein derartiges Gefährt vielleicht einige Punkte in Cadolzburg miteinander verbindet, kann sie sich gut vorstellen. Vor allem ältere Menschen, glaubt sie, könnten davon profitieren.
Davon ist auch Volker Knott aus Horbach überzeugt, den die Technik fasziniert. "Das wird die Zukunft werden, auch wenn momentan noch alles in den Kinderschuhen steckt", glaubt er. Angst, sich dem fahrerlosen Bus auszuliefern, hat er nicht.
Für alle Fälle war in Cadolzburg aber auch eine Begleitperson dabei, die das Gefährt im Notfall hätte stoppen können. Eike Friedrichs, der das Projekt bei der Betreiberfirma Nuts One aus Berlin begleitet, weiß auch um einige Probleme, die noch auf Lösung warten, bevor die Gefährte flächendeckend eingesetzt werden: Wer die Fahrscheine verkauft und kontrolliert etwa.
Nach seinem Kurzbesuch in Cadolzburg zieht der Bus nun weiter nach Gera, wo er schon seit ein paar Monaten in der Innenstadt unterwegs ist. Zurück in die Marktgemeinde könnte er nach einer längeren Testphase in drei bis vier Jahren kommen – um dann vom Kreisverkehr am Ortsausgang zum Marktplatz zu fahren und so für eine gewisse Entlastung sorgen.
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