Fürther Stadtspitze: Vorzeitiger Wechsel wird nötig

29.3.2021, 06:00 Uhr
Fürther Stadtspitze: Vorzeitiger Wechsel wird nötig

© Foto: Arne Marenda

"Lissy" Reichert habe "Großes für die Stadt bewirkt", so Jung, sie habe "Krisen und schwierigste Zeiten souverän bewältigt" und sich stets "voller Leidenschaft" und ohne die Finanzen aus dem Blick zu verlieren, für ihr Ressort eingesetzt. Ihr Weggang Ende September werde "eine Zäsur".

Die SPD-Politikerin und Gymnasiallehrerin (Mathematik/Physik), die im August 64 wird, gehörte seit 1990 dem Stadtrat an. Sie war 53, als sie 2011 Karl Scharinger ablöste. Sie übernahm ein Superressort mit heute mehr als 700 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, dem etliche Ämter und Dienstellen zugeordnet sind.

Die Palette reicht vom Amt für Soziales, Wohnen und Seniorenangelegenheiten über das Amt für Kinder, Jugendliche und Familien, den Jugendärztlichen Dienst und das Städtische Altenpflegeheim im sozialen Bereich bis zum Kulturamt, dem Stadttheater, dem Stadtarchiv und den Museen sowie der Städtischen Galerie und der Stadthalle im kulturellen Bereich. Außerdem ist Reichert im Rathaus beispielsweise zuständig für das von der Stadt und der Agentur für Arbeit betriebene Jobcenter.


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Unter ihre Federführung fiel die Bewältigung der Flüchtlingskrise ab 2015, als Fürth bundesweit durch vorbildliche Hilfsstrukturen Schlagzeilen machte. Sie verantwortet das Sorgenkind städtisches Altenheim, das in eine neue Trägerschaft überführt werden soll, den Ausbau des Kita-Bereichs, den Neubau einer Obdachlosenunterkunft, der jetzt angepackt wird, den geplanten Familienstützpunkt, den es noch nicht gibt.

Und dann ist da noch die Kultur mit ihren Facetten vom Ringen um einen Kulturort Feuerwache bis hin zum jüngsten Drama um die Kofferfabrik. Die Pandemie, die Künstler und Kreative auf eine besonders harte Probe stellt und den Verantwortlichen im Rathaus finanzierbare Vorschläge zur Unterstützung abverlangt, kommt erschwerend hinzu.


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"Die Verteilungskämpfe werden härter", sagt Reichert vor diesem Hintergrund und stellt fest: "Es ist ein enormes Aufgabengebiet", das eine Person zu bewältigen hat. Zugleich versichert sie, eine "One-Woman-Show" sei nicht ihr Stil: "Ich bin eine teamorientierte Chefin."

"Neue Kraft, neue Power"

Seit September 2020 wurde die Referentin von einer Teilzeitkraft entlastet, die die Koordination der Kulturangelegenheiten übernahm und deren Stelle bis Ende dieses Jahres verlängert wurde. Reichert sagt, sie habe in all den Jahren viel geleistet und "ich glaube, es reicht". Es sei an der Zeit für eine "neue Kraft", die "neue Power" investiere.

Ihr Posten ist ausgeschrieben. Gesucht wird eine, so heißt es, "kreative Führungspersönlichkeit, die es versteht, zielstrebig, dynamisch und verantwortungsbewusst neue Impulse zu geben und Innovatives durchzusetzen". Einen Vorbehalt enthält die Ausschreibung allerdings auch: Er betrifft den Referatszuschnitt.


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Reichert hält eine Überprüfung der Struktur "auf jeden Fall" für geboten. Im Idealfall, sagt sie, "wäre es die Kultur wert, ein eigenes Referat zu haben", wegen der finanziell angespannten Lage der Stadt sei "das aber wohl ein Traum von mir". Als Alternative schwebt ihr die Stärkung der Bereichsleitung Kultur innerhalb des Ressorts vor.

Als Nachfolger oder Nachfolgerin wünscht sie sich in erster Linie eine Person, die vor allem dies will: "die Lebensqualität der Menschen in Fürth verbessern". Über eine Frau würde sie sich besonders freuen.

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