Viele offene Lehrstellen

Gute Chancen für Schulabgänger: Betriebe suchen noch Azubis

1.9.2021, 06:00 Uhr
Gute Chancen für Schulabgänger: Betriebe suchen noch Azubis

© Foto: Henning Kaiser

Mit 6274 neuen Ausbildungsverträgen in Mittelfranken zu Beginn dieses Ausbildungsjahres wurde das Ergebnis des Vorjahres (6220) um 0,9 Prozent übertroffen. In Fürth ist die Zahl der besetzten Lehrstellen eins zu eins wie im vergangenen Jahr. Es kamen 119 Lehrverträge im technischen und 400 im kaufmännischen Bereich zustande.

"Das klingt erst einmal nicht schlecht. Das Problem ist: Die Lehrstellenbilanz liegt zum zweiten Mal in Folge zehn Prozent unter dem Durchschnitt der Vor-Corona-Zeiten. Da hatten wir zehn Jahre lang sehr konstante Zahlen", sagt Kastner.

Laut dem Leiter der Berufsbildung liegt das nicht an den Betrieben. Aus allen Branchen werden noch freie Lehrstellen gemeldet, sogar aus dem stark von Corona-Einschränkungen betroffenen Hotel- und Gaststättengewerbe. Gerade Letzteres sucht nun, da es nach dem Lockdown wieder aufwärts geht, Nachwuchskräfte.

Jugendliche zögern

Es sind die Jugendlichen, die mit dem Start in eine Berufsausbildung zögern. Dafür gibt es verschiedene Gründe: Viele haben sich während der Pandemie entschieden, auf weiterführende Schulen zu wechseln statt eine klassische Lehre anzufangen. Auch waren wegen der Pandemie Berufsorientierungsangebote und Berufsberatung an den Mittel- und Realschulen durch die Agentur für Arbeit gar nicht oder nur eingeschränkt möglich.

Zudem gab es kaum Praktika: Viele Schulen wollten nicht, dass die Jugendlichen sich außerhalb anstecken und das Virus einschleppen. Und auch Betriebe zögerten. "Außerdem", so Kastner: "Wie soll ich einen Praktikanten betreuen, wenn ich im Homeoffice bin."

Ein weiterer Grund, warum junge Leute und Betriebe nicht zueinander gefunden haben: Seit März 2020 fanden – abgesehen von einer Pop-up-Veranstaltung in der Fürther Fußgängerzone – kaum Lehrstellen-Messen wie die Nacht der Ausbildung in Stein oder die Azubi-Messe in Langenzenn in Präsenzform statt. Auch wenn sie teils online angeboten wurden, war die Resonanz früherer Jahre nicht zu vergleichen.

Auch wenn man es kaum glauben mag: Viele junge Leute haben Probleme mit digitalen Angeboten, hat man bei der IHK festgestellt. Sie tun sich zum Beispiel beim "Speeddating" mit Arbeitgebern schwer, wenn sie den Gesprächspartner nicht wirklich vor sich haben.

"Da ist man kein Exot"

Wer sich erst jetzt um einen Ausbildungsplatz bemüht, muss sich keine Sorgen machen, dass er schief angeschaut wird. "Da ist man kein Exot", beruhigt Kastner. 2020 waren Ende August 6220 Ausbildungsverträge in Mittelfranken registriert, am Jahresende waren es 7352. Es kamen also nach dem Beginn des Lehrjahres 2020 noch mehr als elfhundert dazu.

Um Jugendliche ohne Ausbildungsplatz und Unternehmen mit unbesetzten Stellen zusammenzubringen, bietet die IHK am Donnerstag, 4. November, eine Nachvermittlungsbörse in virtueller Form an.

Vertreter der Ausbildungsbetriebe können die Bewerbungsgespräche vom Arbeitsplatz aus führen. Die Jugendlichen kommen in die Räume der IHK am Hauptmarkt 25 in Nürnberg, wo PC-Plätze zu Verfügung stehen. Wer Interesse hat kann sich unter der Mailadresse carolin.schweizer@nuernberg.ihk.de melden.

Weitere Aktionen seitens der IHK sind geplant. Die Termine stehen aber noch nicht fest.

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