Ökokonzept

Krise: Deshalb sind die Unverpackt-Läden in Fürth und Zirndorf in Alarmstimmung

Armin Leberzammer

10.3.2022, 10:00 Uhr
Bestens gelaunt gingen Claus Bierling und Claudia Schlagenhaufer, hier im März 2021, mit dem "Kleegrün" an den Start. Inzwischen ist Nüchternheit der Euphorie gewichen. 

© Hans-Joachim Winckler Bestens gelaunt gingen Claus Bierling und Claudia Schlagenhaufer, hier im März 2021, mit dem "Kleegrün" an den Start. Inzwischen ist Nüchternheit der Euphorie gewichen. 

"Wir haben die Zahlen, die wir uns gewünscht haben, nicht erreicht. Seit dem vergangenen Herbst erleben wir sogar noch einen Rückgang“, berichtet Claus Bierling, der gemeinsam mit Claudia Schlagenhaufer das „Kleegrün“ am Grünen Markt in Fürth betreibt. Ende 2019 mit großen Hoffnungen und vor allem mit jeder Menge Idealismus gestartet, befinde man sich derzeit nur noch „im Durchhaltemodus“. Wenn es noch schlimmer komme, „dann haben wir ein Problem“, sagt Bierling - ähnlich wie die Kollegen in Erlangen, dort steht der Unverpackt-Laden vor dem Aus. In Nürnberg sind die Sorgen ebenfalls groß.

Für ihn sind die Pandemie und ihre Folgen Hauptgründe für diese Entwicklung. Zum einen drücken die höheren Kosten, denn im Einkauf haben Einzelgeschäfte weniger Verhandlungsmacht als Ketten oder Filialisten. Zum anderen merke man im „Kleegrün“, dass die Kunden „an allem sparen, tendenziell vor allem am Essen“. Neben Artikeln für Haushalt und Körperpflege werden im Fürther Unverpackt-Laden in erster Linie Lebensmittel verkauft – die Kunden bringen eigene Gefäße mit, um Verpackungsabfall auf diese Weise zu reduzieren.

"Wir haben das Bummeln verlernt"

Ähnlich schwierig ist die Lage in Zirndorf, wo Anna Maurer-Weidemann vor fast genau zwei Jahren ihr Geschäft „Frl. Unverpackt“ eröffnete. Auch dort gingen die Umsätze seit Herbst noch einmal nach unten. „Vorher hat sich das Geschäft schon getragen“, berichtet die 33-Jährige. Corona bescherte ihr anfangs sogar mehr Kundschaft: „Durch den Lockdown hatten die Leute Zeit, sich intensiver mit ihrem Leben auseinanderzusetzen und bewusster einzukaufen“, glaubt sie. Erst danach habe sich das Einkaufsverhalten spürbar verändert. „Wir haben das Bummeln verlernt und sich dafür Zeit zu nehmen“, meint Maurer-Weidemann. Das merke sie auch an ihrem eigenen Verhalten.

Zusätzlich habe sich die wirtschaftliche Lage von „Frl. Unverpackt“ durch die Faktoren Geld und Angst verschärft. „Ohne Corona wäre unser Laden insgesamt sicher besser angenommen worden“, zieht sie nach zwei Jahren ihr Resümee – und setzt sich nun noch eine überschaubare Frist. „Die nächsten vier Wochen sind entscheidend“, in dieser Zeit müsse es wieder spürbar aufwärts gehen. Derzeit beschäftigt Anna Maurer-Weidemann vier Angestellte im Verkauf, die sie zuletzt bereits „wundervoll“ unterstützt hätten.

Über andere Vertriebskanäle, wie etwa einen Onlineshop, denke sie durchaus nach. „Aber Versand erzeugt ja wieder Verpackung – und das widerspricht unserem Grundgedanken.“ Dann eher schon einen Lieferservice: „Wenn die Leute nicht zu uns kommen, dann fahren wir halt zu ihnen.“

Kleine Schritte

Claus Bierling zweifelt ebenfalls am Versandgeschäft. Wegen der zusätzlichen Verpackung, aber auch, weil es im „Kleegrün“ eine ganze Reihe von handgemachten Artikeln aus kleinen Manufakturen gibt. „Das sind alles Dinge, die man sich nicht mal eben unbesehen im Internet bestellt.“ Bierling hofft, dass sein Laden die Krise übersteht. Vom Konzept „Unverpackt“ ist er nach wie vor überzeugt, er appelliert an die Kunden, mit kleinen Schritten in Richtung mehr Nachhaltigkeit und Müllvermeidung zu gehen.

„Wir machen das alle mit ganz viel Herz“, sagt auch Anna Maurer-Weidemann. Das werde auch funktionieren. „Die Frage ist bloß: Wie lange hältst du das durch?“

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