Gunzenhäuser Stadtradl-Star verzichtete aufs Autofahren

8.8.2020, 07:52 Uhr
Gunzenhäuser Stadtradl-Star verzichtete aufs Autofahren

© Maren Kemmner

Stadtradeln-Star zu werden ist gar nicht so einfach. Man darf während der gesamten Stadtradeln-Zeit, also drei Wochen lang, kein Auto besteigen, weder als Fahrer noch als Beifahrer. Der dreifache Familienvater Markus Diepold, dreifacher Familienvater aus Büchelberg, meisterte seine Aufgabe mit Bravour.

Diepold, zurzeit in Elternzeit, ist es gewohnt, fast alle Wege mit dem Fahrrad zurückzulegen. Er bringt die Kinder bei jedem Wetter mit dem Lastenrad in den Kindergarten und macht alle Besorgungen mit dem Rad. Von seinen Erfahrungen berichtete er während des dreiwöchigen Stadtradelns täglich in seinem Blog.

Schon am ersten Stadtradeln-Tagmachte er einen Ausflug mit seiner Familie. Dort hatte er eine Panne, weshalb das Lastenrad erst einmal in die Werkstatt musste. Wie aber ein defektes Rad ohne Auto zur Werkstatt bringen? Es blieb ihm nichts anderes übrig, als das Rad zur Werkstatt zu schieben.

Mülltonnen "umschiffen"

Als teilweise nicht ganz einfach betrachtet Markus Diepold die Nutzung des Gehsteigs durch fahrradfahrende Kinder. An Tagen, an denen die Mülltonnen auf dem Gehsteig stehen, ist es für die Kinder eine Herausforderung, auf dem Gehsteig zu fahren und die Mülltonnen zu "umschiffen". Deswegen, betont er, ist es wichtig, diese nah an die Bordsteinkante zu stellen, um die restliche Gehwegbreite gut zum Gehen und Radeln nutzen zu können.

Wie schwierig es ist, mit zwei Erwachsenenrädern, zwei Kinderrädern und drei Kindern mit der Bahn zu verreisen erfuhr die Familie Diepold, als sie zu einer Geburtstagsfeier in die Oberpfalz fuhr. Viele Bahnhöfe sind noch nicht barrierefrei ausgebaut und verlangen den Familien eine umfangreiche, beschwerliche Logistik ab.

Den Akku vergessen

Eines Morgens vergaß Markus Diepold, den Akku am Lastenrad anzubringen. Da machte sich schnell bemerkbar, welche Erleichterung der E-Antrieb bringt. Diepold: "Selbstkritisch muss ich zugeben, dass ich die elektrische Unterstützung des Fahrrads nicht missen möchte und im Prinzip gesamtgesellschaftlich genau darin das Problem einer Mobilitätswende hin zu ökologisch nachhaltigerem Verkehr liegt. Jeder Mensch gewöhnt sich im Laufe seines Lebens an immer bequemere und schnellere Formen der Fortbewegung – angefangen mit dem Gang auf zwei Füßen über das Fahrrad bis hin zum Auto oder Flugzeug – und möchte ungern wieder einen Schritt zurück machen, wo doch genau das in der heutigen Zeit notwendig wäre."

 


Stadtradeln-gunzenhausen-ist-dabei


 

Markus Diepold hat eine Überschlagsrechnung ohne Anspruch auf Vollständigkeit für sein Fahrrad und das Familienauto angestellt: "4000 Kilometer Fahrradstrecke pro Jahr bedeuten für unser Auto (VW Caddy), das pro Tankfüllung (rund 50 Liter) im Durchschnitt 700 Kilometer weit fahren kann, rund sechs Tankfüllungen. Bei einem Dieselpreis von 1,20 Euro pro Liter entspricht dies dann Kosten von 360 Euro im Jahr allein für den Treibstoff. Mit dem Fahrrad spart man sich aber zudem noch die Kfz-Steuer sowie -Versicherung oder den jährlichen Reifenwechsel."

Nicht zuletzt seien Reparaturen in der Regel um einiges günstiger als die Kosten, die sich aufsummieren, um beispielsweise ein Auto alle zwei Jahre TÜV-konform zu machen. Also alles in allem: Man sei immer gut beraten, gerade für Kurzstrecken das Fahrrad zu benutzen. "Ich jedenfalls habe den Kauf des Lastenrads anstelle eines Autos bisher aus ökologischen Gründen sowieso noch nie bereut."

Keine Kommentare