Weißenburg-Gunzenhausen: So soll's im Impfzentrum ablaufen

10.12.2020, 16:54 Uhr
In den abgeklebten Bereich, wo Bürgermeister Karl-Heinz Fitz, Klinik-Vorstand Christoph Schneidewin, Landrat Manuel Westphal sowie die Zentrums-Planer Marius Maurer und Markus Gläser (von links) stehen, kommt der Erste-Hilfe-Bereich. Bis Dienstag soll in der leeren Halle ein Impfzentrum entstehen.

© Foto: Isabel-Marie Köppel In den abgeklebten Bereich, wo Bürgermeister Karl-Heinz Fitz, Klinik-Vorstand Christoph Schneidewin, Landrat Manuel Westphal sowie die Zentrums-Planer Marius Maurer und Markus Gläser (von links) stehen, kommt der Erste-Hilfe-Bereich. Bis Dienstag soll in der leeren Halle ein Impfzentrum entstehen.

Ob das in Gunzenhausen angesichts der kurzen Zeit machbar ist? "Mit Sicherheit", meint der Landrat. Christoph Schneidewin, Vorstand des Klinikums, formuliert es etwas vorsichtiger: "Im Laufe der nächsten Woche." Noch steht der alte Lebensmittelmarkt leer, Kabel hängen von der Decke, Dübel stehen aus dem Boden. Lediglich mit Klebeband markierte Vierecke am Boden deuten die verschiedenen Stationen des Impfhergangs ab, der hier bald stattfinden soll.

Mit den ersten Impfungen sei um den Jahreswechsel zu rechnen, weiß Westphal. Denn die EU werde den Stoff voraussichtlich am 29. Dezember zulassen. Doch nicht jeder darf sich gleich eine Nadel setzen lassen. Vorrangig sollen Ältere über 80, Pflegeheimbewohner und Personal mit höchstem Infektionsrisiko in Kliniken und Altenheimen zum Zug kommen, lautet die Empfehlung des Robert-Koch-Instituts: bundesweit rund 8,6 Millionen Menschen.


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Wie viele Impfdosen in Gunzenhausen ankommen, sei noch unklar – wie vieles. So sei die Software für die Abwicklung, die vom Land kommt, noch nicht ausgeliefert, sagt Schneidewin. Klar ist, dass der Stoff, der bei minus 70 Grad gelagert wird, zentral verteilt wird. Ab dem Zeitpunkt, wo er den Spezial-Kühlschrank verlässt, ist er noch fünf Tage haltbar, erklärt der Klinikchef.

Pro Ampulle fünf Impfdosen

Hinzu komme, dass der Impfstoff noch nicht verabreichbar sei, wenn er ankommt. Er wird in Ampullen ausgeliefert, die jeweils fünf Dosen enthalten, so Schneidewin, das Personal müsse die Spritzen also erst noch vorbereiten. Danach sei der Impfstoff nach jetzigem Kenntnisstand noch fünf bis sechs Stunden haltbar, was die Logistik zusätzlich erschwere.

Den Betrieb des Impfzentrums hätte das Landratsamt nicht selbst übernehmen können, schon allein wegen der vielen benötigten Ärzte, informiert Marius Maurer, der die Einrichtung zusammen mit Markus Gläser plant. Das Vergaberecht war einzuhalten, weshalb der günstigste Anbieter den Zuschlag bekam. Westphal freut sich, dass dies das Klinikum ist; Man kenne sich, schätze die Qualität der Arbeit – und der Mitarbeiter. Betrieben wird das Impfzentrum zunächst bis zum 30. Juni nächsten Jahres, so ist es vertraglich festgehalten.

Um ein passendes Objekt dafür zu finden, hat das Landratsamt die Gemeinden abgefragt, berichtet Gläser. Weil Turn- oder Mehrzweckhallen von Schulen oder für Gemeinderatssitzungen gebraucht werden, sei die leer stehende Immobilie in der Spitalfeldstraße die beste Lösung. Hinzu kommt, dass über 12 000 Quadratmeter Parkplätze vorhanden sind, und der Bus vom Bahnhof quasi vor der Tür hält.

Die Linie 640 fährt zwei Mal pro Stunde innerhalb von sieben Minuten zur Haltestelle Spitalfeldstraße, zurück in etwa 15 Minuten. Wo sich die Haltestelle befindet, also auf der östlichen Seite des Gebäudes, wird auch der Eingang zum Impfzentrum sein – also dort, wo früher der Getränkemarkt und der Friseur waren.

Wer sich impfen lassen möchte, muss zunächst einen Termin online oder per Telefon vereinbaren, schildert Schneidewin den Vorgang. "Wichtig ist natürlich, dass wir hier die Hygieneregeln einhalten. Deshalb sollte niemand eine Viertelstunde vorher erscheinen", bittet er, um Wartezeiten zu vermeiden.

"Checkpoints wie am Flughafen"

Nach dem Eintreten gelangt der "Impfling", so der Klinik-Chef, an einen Tresen, wo unter anderem kontrolliert wird, ob er einen Termin hat, und die Temperatur gemessen wird. Danach geht es nach rechts zu zwei "Checkpoints wie am Flughafen", wo die schriftliche Aufklärung erfolgt. Ist diese erledigt, schließen zwei Wartebereiche mit vier bis sechs Stühlen an. Dort soll ein Film laufen, der ebenfalls der Aufklärung dient, den die Regierung zur Verfügung stellt. Acht bis zehn Minuten werde dieser dauern, rechnet Schneidewin.


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Vor dem Impfen muss man noch durch eine weitere Station. Dort klären zwei Ärzte die Personen nochmals auf, klopfen Vorerkrankungen ab, und Fragen können gestellt werden. Die Ärzte sind es auch, die letztlich die Impfzustimmung erteilen. Danach geht es in eine der beiden Impfboxen, wo eine Verwaltungskraft alles genau dokumentiert. Die Spritze setzt eine geschulte Pflegekraft, die zwischen den vor anderen Blicken geschützten Boxen hin und her geht.

Anschließend müssen die frisch geimpften Personen in einen Ruhebereich, um sicherzugehen, dass alles gut verlaufen ist. Sollte es einmal zu Problemen kommen, befindet sich direkt daneben ein Erste-Hilfe-Bereich. Beim BRK hat das Klinikum bereits Unterstützung angefragt, sagt Schneidewin. Nach rund drei Wochen kann dann die zweite Impfung erfolgen. Der Termin dafür wird bereits mit dem ersten vereinbart.

Die Verweildauer pro Person schätzt der Klinik-Chef auf 30 bis 40 Minuten. Pro Stunde sollen 24 Menschen geimpft werden können, also etwa 250 pro Tag. Vermutlich wird das Zentrum von 7.30 bis 20.30 Uhr geöffnet haben, am Wochenende voraussichtlich etwas kürzer. Denn geimpft wird von Montag bis Sonntag.

Mobile Impfteams gehen in Heime

Zusätzlich zum Zentrum wird es mobile Impfteams geben, die in die Heime gehen. Das Landratsamt fragt bereits die Einrichtungen nach dem Bedarf ab und organisiert die Reihenfolge. Die Personen, die dort leben, müssen also nicht eigenständig Termine ausmachen. Zudem ist laut Schneidewin angedacht, dass "extrem immobile Menschen" vom Team zu Hause besucht werden. Dabei sei aber noch zu klären, wer als solcher gilt. Für die Teams möchte er niedergelassene Ärzte akquirieren.

Allgemein ist das Klinikum auf der Suche nach Freiwilligen, die helfen möchten. Unter bewerbung-impfzentrum@klinikum-altmuehlfranken. de können sich diese melden, informiert Schneidewin. Ab Samstag seien auch nähere Informationen auf der Homepage des Klinikums zu finden, etwa, wer geeignet ist.

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