Im Klimastress: Besonders Frankens Wälder leiden

11.11.2020, 12:50 Uhr

Dabei sei der Zustand der Wälder im trockenen Nordbayern weitaus kritischer als im Süden des Freistaats, berichtete die Ministerin. Im bayerischen Durchschnitt und quer durch alle Baumarten haben sich die Nadel- und Blattverluste nach den Worten Kanibers im letzten Jahr um 3,3 Prozentpunkte auf 28,0 Prozent erhöht. Den Waldbäumen im Süden Bayerns fehlen im Schnitt 22, im Norden 32 Prozent ihrer Nadeln und Blätter. "Der Klimawandel wird für jeden sichtbar", sagte Kaniber. Besonders stark von Nadelverlusten betroffen sind Fichten und Kiefern, welche die höchsten Nadelverluste seit 1993 aufweisen. Aber auch die Laubbäume leiden unter Hitze und Trockenheit, vor allem die Buche, die durchschnittliche Blattverluste von 29 Prozent aufweist. Als "kleinen Lichtblick" bezeichnete Kaniber die Entwicklung der Eichen, die sich leicht erholt hätten, jedoch lokal vom Schädling Schwammspinner bedroht seien. Der Freistaat investiere kräftig in den Umbau zu klimatoleranten Mischwäldern, so Kaniber weiter.


Bayern gibt 30 Millionen Euro für Bäume - und keiner wird gepflanzt


Mehr als 80 Millionen Euro an Fördermitteln des Landes und des Bundes stünden für private Waldbesitzer zur Verfügung, die ihre Wälder "klimafest" machen wollen. Große Nachfrage bestehe nach einem staatlichen Förderprogramm zur insektizidfreien Bekämpfung des Borkenkäfers. Das Vorhaben der Staatsregierung, bis Ende 2024 30 Millionen Bäume zu pflanzen, werde umgesetzt, versicherte Kaniber: "Wir sind absolut im Zeitplan". Ministerpräsident Markus Söder (CSU) hatte versprochen, zusätzlich zu den bestehenden Pflanzprogrammen pro Jahr eine Million Bäume in den Staatswäldern neu anzupflanzen.

Abgeordnete fordern "Holzbauoffensive"

Die bayerische Forstpolitik in Zeiten des Klimawandels erfuhr von allen Fraktionen im Landwirtschaftsausschuss große Zustimmung. Der Grünen-Abgeordnete Hans Urban, der CSU-Parlamentarier Klaus Steiner und die SPD-Abgeordnete Martina Fehlner forderten mehr Anstrengungen im Holzbau. Fehlner wünschte sich eine "Holzbauoffensive".


So soll der Nürnberger Reichswald dem Klimawandel trotzen


Der Staat als großer Bauherr sollte beim Bauen mit dem klimaftreundlichen Rohstoff Holz Vorbild sein, sagte Urban. Der Grünen-Abgeordnete bemängelte, dass auf 80 Prozent der bayerischen Waldfläche immer noch "kein ausgewogenes Verhältnis" von Wald und Wild herrsche. Ministerin Kaniber engte diese Fläche auf 50 Prozent ein, auf welcher die Wildbestände noch nicht auf ein zuträgliches Maß reduziert seien. Der Grundsatz "Wald vor Wild" gelte weiterhin, zumal er im Waldgesetz festgeschrieben sei, betonte Kaniber. Die unterfränkische SPD-Parlamentarierin Martina Fehlner wies auf die aus ihrer Sicht angespannte Personallage in der bayerischen Forstverwaltung hin.

Deren Mitarbeiter seien "oft am Limit ihrer Leistungsfähigkeit". Derzeit würden sie von Förderanträgen der privaten Waldbesitzer überrollt. Das im letzten Winter überarbeitete Waldförderprogramm werde von Bayerns Waldbesitzern in Rekordhöhe nachgefragt, bestätigte Ministerin Kaniber.

So sollen im Privat- und Körperschaftswald bis zum Jahr 2030 insgesamt 200.000 Hektar Wald klimafest gestaltet werden. Rund 76.000 Hektar seien bereits umgebaut. Die Daten zum Waldzustand in Bayern basieren auf einer jährlichen Erhebung durch speziell geschulte Förster. Sie haben im Sommer die Waldbäume an landesweit 314 Inventurpunkten begutachtet. Den Waldbericht mit den detaillierten Ergebnissen der Erhebung gibt es im Internet unter www.forst.bayern.de.

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