Impfstoff gegen Corona

Impfpriorisierung ab heute aufgehoben: Ärzte warnen vor zu großen Hoffnungen

17.5.2021, 05:57 Uhr
Ab Montag ist die Impfpriorisierung bei den Hausärzten in Bayern aufgehoben.

© Winfried Rothermel via www.imago-images.de, NNZ Ab Montag ist die Impfpriorisierung bei den Hausärzten in Bayern aufgehoben.

Ab Montag ist die Impfpriorisierung bei Hausärzten in Bayern aufgehoben. Das heißt ganz konkret: Jeder, der sich impfen lassen will, kann sich um einen Termin bemühen, egal ob jung oder alt, ob mit oder ohne Vorerkrankung. So zumindest die Theorie.


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In der Praxis sieht es dagegen anders aus - aus mehreren Gründen: "Wir haben im Zuge der Priorisierung Wartelisten erstellt, die wir jetzt selbstverständlich erst abarbeiten", erklärt der Geschäftsführer des Medic-Center Nürnberg, Michael Langer, auf Nachfrage. Zudem gebe es schlicht nicht genügend Impfstoff. "Die Freigabe suggeriert, dass es jetzt plötzlich genug davon gibt, aber das ist einfach nicht der Fall." Problematisch sei zudem, dass genau in der kommenden Woche die ersten Zweitimpfungen anstehen würden. "Im Endeffekt haben wir also überhaupt nur zehn bis 20 Prozent der Vakzine für Erstimpfungen zur Verfügung."

Ärzte appellieren an Bürger

Ähnlich sieht es Franz Jobst, Vorsitzender des Ärztenetzwerkes in Fürth: "Eine Aufhebung der Priorisierung steht bei uns noch gar nicht zur Diskussion. Dafür haben wir derzeit noch zu viele ältere Patienten, die bislang durchs Raster gefallen sind und die wir jetzt erst abarbeiten müssen." Zudem habe er in seiner Praxis schlicht nicht mehr Kapazitäten. "Was man nicht vergessen darf, ist, dass wir uns auch noch um kranke Patienten kümmern müssen. Und die Einbestellung der Menschen zu den Impfungen, die im übrigen sehr zeitaufwendig ist, kommt da zusätzlich dazu." Die Kapazitäten seiner Praxis noch weiter zu erhöhen, "in dem wir beispielsweise samstags impfen, kommt für mich nicht in Frage. Denn das geht nur auf Kosten meines Personals und auch die brauchen Ruhezeiten".

Jobst sieht die Aufhebung der Priorisierung deswegen gemischt: "Für mich macht es im Endeffekt keinen Unterschied, weil ich ja selbst weiß, wer bei meinen Patienten was hat und ich deswegen die Priorisierung auch selbst vornehme." Ähnlich sieht es Michael Langer vom Medic-Center in Nürnberg: "Prinzipiell ist der Schritt gut, weil dadurch die Entscheidung in die Hand der Impfenden gegeben wird. Aber ich mache mir schon Sorgen, dass es uns in der kommenden Woche Patienten übel nehmen werden, dass wir sie noch nicht dran nehmen." Man müsse jetzt schauen, wie vernünftig die Menschen seien.


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Einen ähnlichen Appell hat auch der Vorsitzende des bayerischen Hausärzte Verbands, Markus Beier, an die Bürger gerichtet: "Man kann die Leute wirklich nur bitten, noch ein bisschen Geduld zu haben und es gilt weiterhin, dass es keinen Sinn macht, dass alle in Scharen in die Praxen rennen." Es werde dort deswegen nicht mehr Impfstoff geben, so sein Fazit.

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