Kapazitäten erschöpft
Labore am Limit: Immer mehr positive Pooltests - ganze Klassen in Quarantäne
07.02.2022, 08:44 Uhr
Die Zahl der Schulkinder, die wegen Corona nicht am Unterricht teilnehmen können, steigt rasant. Stand Freitag (4. Februar 2022) waren es laut dpa 6,38 Prozent. Das sind 1,1 Prozentpunkte mehr als vor einer Woche. 3,56 Prozent der Schüler blieben dabei wegen eines positiven Corona-Tests dem Unterricht fern, 2,82 Prozent waren in Quarantäne.
Während Schüler an weiterführenden Schulen drei Mal wöchentlich einen Schnelltest in der Klasse machen oder sich vor Unterrichtsbeginn testen lassen, hatte die bayerische Staatsregierung zum Schuljahresbeginn im Hauruck-Verfahren eine flächendeckende PCR-Pooltestung für alle Grund- und Förderschulen auf den Weg gebracht. Der Start verlief äußerst holprig und nervenaufreibend für die Schulleiterinnen und Schulleiter im Freistaat. Doch nach wenigen Wochen kamen die Ergebnisse der Pooltestungen zuverlässig immer am selben Abend aufs Handy der Eltern.
Testkapazitäten reichen nicht aus
Seit 26. Januar allerdings gerät das Meldesystem erheblich ins Stocken. Der Grund: Immer mehr Pools sind positiv. Entsprechend oft müssen die Rückstellproben einzeln geprüft werden, um den Schüler zu ermitteln, der an Corona erkrankt ist. "Die Auflösung dieser Pools verursacht einen hohen Arbeitsaufwand in unseren beteiligten Laboren", teilte Synlab mit Sitz in Augsburg deshalb bis 7. Februar 2022 auf seiner Internetseite mit. Dieser Hinweis bezog sich jedoch nicht auf Bayern", weist Pressesprecher Christian Ries mit.
"Synlab hat seine Testkapazitäten in der Vergangenheit deutlich ausgebaut", sagt Christian Ries gegenüber unserer Redaktion. "Nichtsdestotrotz bleibt qualifiziertes Personal der limitierende Faktor, da es auch im labormedizinischen Bereich einen Fachkräftemangel gibt." Allein in den beiden nordbayerischen Analyselaboren in Bayreuth und Weiden sind nach Angaben von Synlab derzeit 300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt - rund um die Uhr, also auch nachts und am Wochenende.
Kinder müssen zuhause bleiben
Carola Stöhr, Schulleiterin der Grundschule Altdorf (Ldkr. Nürnberger Land) kann dies bestätigen: "Einmal habe ich um vier Uhr morgens die Einzelergebnisse eines positiven Pools übermittelt bekommen." Sie hat Verständnis dafür, dass die Ergebnisse derzeit nicht immer pünktlich kommen - aber es bringt sie in die Bredouille. Denn kein Ergebnis bedeutet auch, dass die Kinder zu Hause bleiben müssen. Die Eltern wiederum müssen organisieren, dass ihre Kinder trotzdem betreut sind - und die Lehrkräfte haben den Zusatzaufwand, das Lernmaterial an die Kinder nach Hause zu übermitteln.
Mit Sorge sieht sie auch die zunehmende Zahl von Impfdurchbrüchen bei ihren Schülern. Viele Grundschüler in Altdorf seien mittlerweile doppelt geimpft - und erkrankten trotzdem an Corona. "Für diesen Fall haben wir überhaupt noch keine Ansage aus dem Kultus- oder Gesundheitsministerium, wie lange die geimpften Kinder mit Corona zu Hause bleiben müssen." Auf einer Schulleitungssitzung Ende Januar riet das Schulamt ihr und allen anderen Kollegen: "Handeln Sie nach gesundem Menschenverstand."
Was das bayerische Gesundheitsministerium auf Nachfrage unserer Redaktion zur Quarantäne- und Isolierungsdauer für geimpfte Schüler sagt, lesen Sie hier:
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Carola Stöhr hofft, dass die fünfte Welle bis Mitte Februar Geschichte ist. So lange hält sie sich an ihr Motto, das als Postkarte an ihrer Zimmertür hängt: "Es läuft gerade etwas aus dem Ruder. Aber es läuft."
Die Zahl der positiven Pooltests steigt insbesondere seit 24. Januar rasant an. Alle Zahlen und weitere Hintergründe finden Sie in unserem Artikel bei NN+. Dort finden Sie die genaue Auflistung aller positiven Pools pro Kalenderwoche und an welchem Wochentag die meisten Pooltests positiv sind.
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