War mutmaßlicher Attentäter Kindersoldat?

Neue Details zu Würzburger Attacke: Täter stach Frauen in den Hals

28.6.2021, 21:38 Uhr
Nach der Messerattacke steht Würzburg noch immer unter Schock. 

© Karl-Josef Hildenbrand, dpa Nach der Messerattacke steht Würzburg noch immer unter Schock. 

Es ist kompliziert, sagen die Ermittler. Seit dem Wochenende liegt die Aufarbeitung der Würzburger Messerattacke in den Händen des bayerischen Landeskriminalamtes. Offiziell, weil es sich um eine sogenannte "Amoklage" gehandelt habe, doch auch der latente Terrorismus-Verdacht schwebt weiter über den Vorfällen vom Freitag. "Es spricht sehr viel angesichts dessen, was wir aufgefunden haben, dafür, dass es sich um eine islamistisch motivierte Tat handeln könnte", sagte Bayerns Innenminister Joachim Herrmann gegenüber der Bild-Zeitung. Doch erst müssen die Hassbotschaften und IS-Utensilien sowie das Handy des Täters ausgewertet werden. Islamwissenschaftler sollen die Botschaften übersetzen und klären, wie authentisch sie sind.

"Spiegel": Täter biss Ladendetektiv

Mit Details zur Tat halten sich Ermittler und Staatsanwaltschaft weiter zurück. Klar ist: Der Somalier, der in der Hauptstadt Mogadischu geboren wurde, ging offenbar ohne Vorwarnung auf seine Opfer los. Drei Frauen starben nach dem Blutrausch, der in einem Würzburger Kaufhaus begann. Eine Frau starb, nachdem sie den 24-Jährigen zur Tatwaffe beriet - kurz zuvor griff sich der junge Mann ein Messer mit einer mindestens 20 Zentimeter langen Klinge und stach zu.

Der Spiegel berichtet jetzt, dass ein Ladendetektiv noch versucht haben soll, den mutmaßlichen Attentäter aufzuhalten. Abdirahman J. biss ihn aber und rannte in Richtung Barbarossaplatz. Vor dem Kaufhaus soll er dem Bericht zufolge einer Verkäuferin und der Tochter eines Todesopfers die Klinge in den Hals gerammt haben. Auch vor der Sparkassenfiliale, wo er eine weitere Frau attackierte, sei er gegen den Hals der Frau vorgegangen - insgesamt vier Mal habe der Somalier zugestochen.

War Abdirahman J. Kindersoldat in Somalia?

Bei einer Pressekonferenz sprachen die Ermittler von dem Verdacht, Abdirahman J. sei bereits in seiner Heimat Somalia straffällig geworden. Konkreter wurde die Staatsanwaltschaft damals nicht. Jetzt berichtet der Spiegel aber, was konkret hinter den Vorwürfen stand. Der 24-Jährige soll zwischen 2008 und 2009 als Kindersoldat an Kampfeinsätzen beteiligt gewesen sein. Ex-Mitbewohner sagten aus, der mutmaßliche Attentäter von Würzburg habe für die islamistische Miliz al-Shabaab gekämpft.

Die Hinweise, das sagte die Staatsanwaltschaft bereits am Wochenende, seien aber nicht nachprüfbar gewesen. Weil Abdirahman J. damals zwölf Jahre alt gewesen sei, wäre er ohnehin nach deutscher Rechtssprechung nicht strafmündig gewesen. Das Verfahren wurde eingestellt.

Fakt ist: Der Tatverdächtige von Würzburg war bereits während seiner Zeit in Sachsen auffällig. Er sei in einer Asylunterkunft in eine körperliche Auseinandersetzung geraten. Auch hier wurden die Ermittlungen aber eingestellt.