Nach Jakobsweg: Blick in eine gute Zukunft

18.07.2013, 18:14 Uhr
Nach Jakobsweg: Blick in eine gute Zukunft

© Harald Munzinger

Für die Jugend hatte sich der über 70-jährige Eckardt im letzten Jahr vom Heimatort Emskirchen-Altschauerberg auf den Jakobsweg zum 3000 Kilometer entfernten Kap Finisterre gemacht und jeden Kilometer „für das Lachen eines Straßenkindes in Peru“ verkauft. Eine Verletzung hatte ihn auf halber Strecke zum Abbruch der Benefiztour gezwungen, die er am 13. Mai genau an der Stelle fortsetzte, an der sie im Vorjahr endete.

Ausgangspunkt sollte das gleiche Quartier eines über 80-jährigen Ehepaares im französischen „Le Puy“ sein, das ihm damals die letzte Herberge gegeben hatte. Spät in der Nacht holte ihn und seinen Begleiter Jürgen Schülein die betagte Gastgeberin am Bahnhof ab und verabschiedete die Pilger anderntags mit einem kräftigenden Frühstück. Hier, wie auf der gesamten Strecke durch Frankreich, habe er nichts von den angeblichen Ressentiments gegen die Deutschen bemerkt, berichtete Dieter Eckardt im „nn-online-“Gespräch.

17 Tage Regen und Schnee

Richtig unfreundlich allerdings sei das Wetter gewesen. Von den ersten 19 Tagen der Tour habe es an 17 geregnet, sei man in den Bergen durch Schnee gestapft und immer wieder um heißes Wasser in den schlichten Herbergen dankbar gewesen. Den schlimmsten Mai seit Menschengedanken habe man erwischt, erfuhren die beiden Franken, denen zusätzlich dichter Nebel die Orientierung erschwerte, zumal die Infrastruktur am Jakobsweg in Frankreich längst nicht so gut ausgebaut sei, wie in Spanien, so Eckardt, der zum dritten Mal auf Pilgertour ist.

© oh

Bei der ersten hatte er in Santiago de Compostela Padre Juan kennengelernt, der damals Streetworker in Nürnberg war. In die peruanische Heimat zurückgekehrt, nimmt er sich der Menschen am Rande der Gesellschaft an und will insbesondere der Jugend abseits der Millionenmetropole Lima neue Perspektiven eröffnen. Eine Arbeit, die aus Franken unterstützt wird und für die Eckardt seine Benefiztour startete.

15.000 Euro hat er Padre Juan schon für ein Jugendzentrum übergeben, dessen Bau Eckardt mit Kollegen aus Franken errichtet und bei diesem Einsatz auch Wohnhütten instandgesetzt hatte. Die anfallenden Kosten auf dem Jakobsweg werden aus eigener Tasche „berappt, so dass der Spendenbetrag komplett der Jugendarbeit in Peru zugute kommt .

Wetterwende in Spanien

Spanien empfing die beiden Pilger mit freundlicherem Wetter, das immer besser wurde und den Weg durch Weinbaugebiet oder Kornkammer zu einem nachhaltigen Naturerlebnis werden ließ, das den Pilgern in den Bergen versagt war. Im Pamplona trennten sich die Wege, kehrte Schülein ,wie berichtet, nach Franken zurück.

Eckardt setzte den Jakobsweg mit Tagesetappen von 30 bis 35 Kilometern fort, musste auch schon mal 48 Kilometer gehen, bis ein freier Platz in einer Pilgerherberge gefunden war. Um bei der Mittagshitze von 42 Grad im Schatten schon am Tagesziel zu sein, hieß es um drei Uhr nachts aufzubrechen. Santiago de Compostela passierte Dieter Eckardt und steuerte wieder sein persönliches Ziel, das Cap Finisterre, an, auf dessen Felsspitze es schon ein Ritual ist, die Socken zu verbrennen. „1400 Kilometer habe ich an euch gedacht“, hinterließ Eckardt Steine mit den Namen von Freunden, von denen es für immer Abschied zu nehmen galt, am Kap.

Ins Schwärmen gerät „der beste Großvater“, wenn er über die vielen Begegnungen mit jungen Menschen aus der ganzen Welt berichtet . Eine Südkoreanerin verdankt ihm eine Knöchelbandage, mit der sie ihren Pilgerweg fortsetzten konnte, eine andere war einem jungen Kanadier eine wertvolle Hilfe. Wem er die prophylaktisch angelegte Kniebandage gegeben hatte, weiß Eckardt gar nicht mehr. Wo er helfen konnte, hätte er auch sein letztes Hemd hergegeben, weil er „so unglaublich viele schöne Begegnungen mit jungen Pilgern“ hatte.

Positive Grundstimmung

„Auch wenn man nicht die gleiche Sprache spricht, irgendwie versteht man sich und kommt zusammen“. Seine guten Englischkenntnisse ermöglichten Dieter Eckardt aufschlussreiche Dialoge, in denen bei den jungen Menschen eine positive Grundstimmung zum Ausdruck gekommen sei. Man habe gespürt, dass sich diese „Wanderpartner auf Zeit“ Werte bewahrt haben, mit einer nicht rein materialistischen Einstellung durchs Leben gehen - „und das ohne Zukunftsängste“. Zudem sei er nirgendwo in Spanien einer miesen Stimmung begegnet und auch nicht dem Medienszenarien der zweifellos bewegenden Wirtschaftskrise.

Das habe ihn alles sehr bewegt und „richtig beflügelt“ seinen Weg fortsetzen lassen, auf dem er junge Menschen traf, die aus Dankbarkeit für das bestandene Abitur oder Studium die Pilgerstiefel geschnürt hatten. Auch junge Paare, die sich auf dem Jakobsweg kennengelernt hatten, traf Eckardt, um den man sich abends gerne scharte und in seine Mundharmonikaklänge einstimmte; in welcher Sprache auch immer.

All diese Eindrücke bestimmten die Gedanken auf seinen Pilgeretappen, „die man dabei auch ausdenken kann, weil nicht ständig etwas dazwischen kommt“. Gedanken, die ihn auch heute noch „glücklich und zufrieden machen“. Und ihn zuversichtlich „in eine gute Zukunft“ schauen lassen, die auf so vielen positiven jungen Menschen ruht.

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