Ämter-Horror in Nürnberg: So will die Stadt alles ändern

22.2.2020, 05:24 Uhr
Oft bis zu drei Stunden müssen Menschen warten, ehe sie beim Einwohnermeldeamt an der Reihe sind.

Oft bis zu drei Stunden müssen Menschen warten, ehe sie beim Einwohnermeldeamt an der Reihe sind.

Lange Wartezeiten sollen schon bald Geschichte sein: Mit der "Serviceoffensive 2020" will die Verwaltung Behördengänge beschleunigen, vereinfachen – oder ganz überflüssig machen. Ein ehrgeiziges Ziel, für das die Kommune ein breites Maßnahmenpaket geschnürt hat, welches im Personal- und Organisationsausschuss vorgestellt wurde und parteiübergreifend Zustimmung fand.


Weiter Horror-Wartezeiten beim Nürnberger Einwohnermeldeamt


Man habe beim Thema Bürgerservice bislang zwar "auch nicht geschlafen", stellte Finanzreferent Harald Riedel fest und verwies unter anderem auf mehr als 50 Stellen, die man in den "publikumsintensiven Dienststellen" in den vergangenen vier Jahren geschaffen habe. Doch nachhaltig verbessert hat sich die Situation für die Bürger dadurch leider nicht, wie Riedel auch einräumt. Beispiel Einwohneramt: Hier betrug die durchschnittliche Wartezeit, die zuvor bei etwa einer halben Stunde lag, 2019 stolze 70 Minuten.

Wachsende Arbeitsbelastung

Neben den Bauarbeiten im Einwohneramt, die bald abgeschlossen sein sollen, sorgen weitere Entwicklungen dafür, dass es hier, wie auch in den Bürgerämtern, bei der Kfz-Zulassung, in der Führerscheinstelle oder im Standesamt, nicht rund läuft. Eine wachsende Bevölkerung, hohe Mitarbeiterfluktuation und viele zusätzliche Aufgaben – wie etwa das Erfassen von Fingerabdrücken für Personalausweise – führen zu einer wachsenden Arbeitsbelastung.

Weil man diese Situation weder dem eigenen Personal noch den Bürgern dauerhaft zumuten mag, ruft die Verwaltung nun eine großangelegte "Serviceoffensive 2020" aus, die nachhaltige Lösungen bringen soll. Eines der wichtigsten Teilprojekte: Das Einwohneramt soll zum Bürgerservicezentrum Mitte ausgebaut werden, in dem ab Juli auch die Fahrerlaubnisbehörde und eventuell weitere Dienststellen mit viel Publikumsverkehr unterkommen.

"Bürgeramt West" soll im Herbst 2023 fertig sein

Um die räumliche Zusammenlegung zu ermöglichen, muss die bislang ebenfalls im Einwohneramt untergebrachte Ausländerbehörde Platz machen. Sie wechselt bis Juni aus dem Gebäudekomplex Äußere Laufer Gasse/Hirschelgasse an einen Interimsstandort, bevor sie Anfang 2024 auf das Quelle-Areal weiterzieht.

Noch früher, nämlich im Herbst 2023, soll das neue "Bürgeramt West" fertigwerden. In der "multiplen Service- und Begegnungsstätte", wie das Bürgeramt in der Verwaltungsvorlage beschrieben wird, sollen "im Wesentlichen Dienstleistungen im Bereich Melde-, Pass- und Ausweiswesen sowie Führerscheinangelegenheiten" angeboten, aber auch "einfachere Ordnungs- und Sozialangelegenheiten" erledigt werden können. Den Neubau, der auf einem städtischen Grundstück am Mittleren Ring entsteht, soll sich das Bürgeramt mit der Kfz-Zulassung teilen.

Externe Projekte

Noch mehr Bürgernähe soll auch eine Kooperation mit der Sparkasse Nürnberg bringen. Jeweils einmal pro Woche gehen Mitarbeiter des Einwohneramtes dabei in ausgesuchte Geschäftsstellen der Sparkasse, wo sie während der regulären Öffnungszeiten An-, Ab- und Ummeldungen vornehmen, Meldebescheinigungen sowie Personalausweise, Reisedokumente oder Bewohnerparkausweise ausstellen.

Zusätzlich zu diesem Service, der an den Sparkassen-Standorten in Eibach, Mögeldorf, St. Leonhard und am Friedrich-Ebert-Platzt angeboten wird und in Kürze starten soll, wird es auch die Möglichkeit geben, Ausweise und ähnliche Verwaltungsprodukte an sogenannten "Smart Terminals" rund um die Uhr abzuholen. Die Fächer, die ähnlich wie eine Packstation funktionieren und nur per Fingerabdruck und SMS-Code geöffnet werden können, werden im videoüberwachten Eingangsbereich der Sparkassen Mögeldorf und St. Leonhard aufgestellt.

Neben diesen externen Projekten arbeitet die Verwaltung auch intern an Maßnahmen, die die Servicequalität, aber auch die Arbeitsbedingungen für die Mitarbeiter verbessern sollen: Angestellte und Beamte, die in Bereichen mit intensivem und belastendem Parteiverkehr arbeiten, sollen ab 2021 eine "Schalterzulage" in Höhe von 50 bis 150 Euro erhalten. Die hohe Fluktuation in diesen Fachbereichen reduzieren soll zudem eine festgeschriebene Wartezeit für Weiterbildungen, die eine Mindestverweildauer von vier Jahren sicherstellt, bevor Mitarbeiter eventuell in andere Fachabteilungen wechseln.

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