Bundestagswahl: Nürnberger SPD schickt Grämmer und Heinrich ins Rennen

20.2.2021, 18:08 Uhr
Thomas Grämmer (Dritter von links), Diakon aus Schwabach, tritt für die SPD im Wahlkreis Nürnberg-Süd/Schwabach an. Er setzte sich  gegen seine Mitbewerber Marco Knoll, Cornelia Spachtholz und Victor Strogies (von links) durch. 

© Eduard Weigert Thomas Grämmer (Dritter von links), Diakon aus Schwabach, tritt für die SPD im Wahlkreis Nürnberg-Süd/Schwabach an. Er setzte sich  gegen seine Mitbewerber Marco Knoll, Cornelia Spachtholz und Victor Strogies (von links) durch. 

Obwohl die Goldschlägerstadt nur 15 der 66 Delegierten stellte, konnte sich der 39-jährige Diakon und Erzieher am Samstag in der Stichwahl deutlich mit 40 zu 25 Stimmen (bei einer Enthaltung) gegen Cornelia Spachtholz durchsetzen. Schon nach dem ersten Wahlgang hatte Grämmer mit 23 Stimmen vorne gelegen – aber da war ihm die Medienberaterin Spachtholz (22) noch dicht auf den Fersen. Die beiden anderen Mitbewerber um die Nominierung, Rechtsanwalt Victor Strogies (zwölf Stimmen) und Handwerksmeister Marco Knoll (neun), zogen nach der ersten Runde ihre Bewerbungen zurück.

"Wohlstand gerechter verteilen"

Grämmer, Mitglied der Geschäftsleitung bei der Rummelsberger Diakonie, gehört der SPD erst seit 2017 an. „Ideell bin ich ihr viel länger verbunden“, sagte er in seiner Bewerbungsrede, in der er sich als „Schwabacher mit vielen Bezugspunkten in den Nürnberger Süden“ vorstellte. Seine Kernkompetenzen sehe er in den Politikfeldern Soziales, Wirtschaft, Bildung und Arbeit. Der Vater zweier Kinder sagte, dass die Bürger in Deutschland zwar in einem nie dagewesenen Wohlstand lebten, dieser aber alles andere als gerecht verteilt sei. Grämmer will sich für eine Kindergrundsicherung und mehr bezahlbaren Wohnraum einsetzen, falls er es nach Berlin schafft.

Landesliste: Entscheidung im März

Während seine Mitbewerber Strogies und Spachtholz den Anspruch formulierten, den Wahlkreis gewinnen zu wollen, hielt sich Grämmer mit solchen Aussagen zurück. Sein Vorgänger Martin Burkert, der 2020 sein Mandat nach 15 Jahren im Parlament niederlegte, hatte 2017 mit 26,5 Prozent das beste Erststimmenergebnis für die SPD in den 46 bayerischen Wahlkreisen geholt – und war trotzdem klar hinter Michael Frieser (CSU, 35,6) gelandet. Burkert gelang der Einzug in den Bundestag stets über die Landesliste.
Doch auch hier könnte es für Grämmer schwierig werden, da der Großteil der 18 amtierenden bayerischen SPD-Abgeordneten weitermachen will und er sich womöglich in dieser Reihung, über die im März entschieden wird, hinten anstellen muss.

Heinrich ohne Gegenkandidat

Gabriela Heinrich beim Wahlkampf 2017. Nun tritt die SPD-Abgeordnete und Expertin für Außen- und Menschenrechtspolitik ein drittes Mal an. 

Gabriela Heinrich beim Wahlkampf 2017. Nun tritt die SPD-Abgeordnete und Expertin für Außen- und Menschenrechtspolitik ein drittes Mal an.  © Günter Distler

Gabriela Heinrich dürfte als stellvertretende Fraktionschefin schon wesentlich bessere Karten haben. Die 57-Jährige hatte bei ihrer Nominierung keinen Gegenkandidaten.

Sie bekam von den 73 Delegierten für den Wahlkreis Nürnberg-Nord 61 Ja- und zwölf Nein-Stimmen. In ihrer Bewerbungsrede betonte Heinrich, dass die Genossen ihre eigenen Erfolge in der Großen Koalition stärker herausstellen müssten.

Genossen letztmals 1998 erfolgreich

Auch wenn die CSU sich noch Zeit lässt mit der Kandidatenkür, dürfte Heinrich es wieder mit Sebastian Brehm zu tun bekommen. Der holte 2017 mit 31,3 Prozent zwar das schlechteste Erststimmenergebnis für die CSU, gewann aber trotzdem den Wahlkreis, weil SPD, Grüne und Linke sich gegenseitig die Stimmen wegnahmen. Die Sozialdemokraten konnten letztmals bei der Bundestagswahl 1998 mit Horst Schmidbauer (Süd) und Günter Gloser (Nord) Direktmandate holen, seither lagen stets die Konservativen vorne.

Grüne rechnen sich Chancen aus

Zumindest in Nürnberg-Nord rechnen sich aber diesmal auch die Grünen Chancen aus. Sie werden am kommenden Samstag, 27. Februar, über ihre Direktkandidaten entscheiden. Anders als die SPD, die die beiden Wahlkreiskonferenzen unter strengen Hygienevorschriften – jeder Delegierte hatte einen Tisch für sich, zwischen den Konferenzen gab es eine einstündige Desinfektionspause – in der Eventhalle Gartenstadt durchführte, wählen die Grünen ein Online-Format.

Danach sollen die Gewählten per Briefwahl bestätigt werden. Für den Süden ist Landesschatzmeister Sascha Müller bisher der einzige Kandidat. Im Norden tritt die Landtagsabgeordnete Tessa Ganserer gegen den Epidemiologen Berthold Lausen an.

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