Corona-Krise: Großer Unmut bei Friseuren wegen Ladenöffnung

17.3.2020, 13:59 Uhr
Laut Landesinnung des bayerischen Friseurhandwerks müssen Salons in der Corona-Krise selbst entscheiden, ob sie öffnen wollen oder nicht.

© Susann Prautsch/Illustration (dpa) Laut Landesinnung des bayerischen Friseurhandwerks müssen Salons in der Corona-Krise selbst entscheiden, ob sie öffnen wollen oder nicht.

Zu denen, die eine Schließung für sinnvoll halten, gehört Manuela Stadelmaier. "Wir arbeiten so nah am Menschen, wie sollen wir da Abstand halten?" fragt die Betreiberin des "Salon Manuela" in der Tellstraße. So gut es geht, versucht die 53-Jährige, ihre Kunden, ihr Team und sich selbst zu schützen. "Wir stehen hier mit Mundschutz im Laden." An der Tür bittet ein Schild die Kunden darum, erst nach Aufforderung einzutreten, sie werden dann mit großem Abstand zueinander im Salon platziert. Auch aufs Augenbrauenzupfen und Wimpernfärben verzichtet Stadelmaier zur Zeit - in der Hoffnung, eine mögliche Ansteckungsgefahr so wenigstens zu verringern.


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Nachvollziehen kann sie die Ausnahmegenehmigung für die Friseursalons jedoch nicht. "Wir sind doch länger am Kunden als der Arzt am Patienten." Zwar ist es laut Landesinnung der bayerischen Friseurhandwerks den Betrieben freigestellt, ob sie öffnen oder nicht. Doch das tröstet Stadelmaier nicht. "Wenn ich freiwillig schließe, bekomme ich kein Geld." Sie könne dann weder ein Darlehen in Anspruch nehmen, noch für ihre Mitarbeiter Kurzarbeitergeld beantragen. "Wir fühlen uns wirklich allein gelassen."

Auch Ulrike Brusis wundert sich. Zwar sei der Terminkalender bei ihren "Haarmachern" am Unschlittplatz noch voll, doch es gebe auch extrem viele Absagen. "Eigentlich ist es ja auch unverständlich, dass wir noch offen haben", so die 52-Jährige. Sie rechnet damit, dass eine Schließung in den nächsten Tagen angeordnet wird. Zwar fürchtet sie die finanziellen Einbußen, hofft aber auf das angekündigte Rettungspaket. "Ich vertraue auf den Staat." Schließlich kann man nicht alle Geschäfte untergehen lassen."

Bei Petra Resch in Mögeldorf läuft der Betrieb dagegen noch weitgehend normal. "Alle Kunden sind da und freuen sich, dass sie kommen können", sagt die Inhaberin von "Cut & Color". Bislang habe sie keine Einbußen - und auch keine Angst vor einer Ansteckung. "Durch das viele Haarewaschen sind unsere Hände ohnehin ständig mit Seife in Kontakt." Bei Sonja Fischer ist das Desinfektionsmittel immer griffbereit. "Ich kann abends kaum noch atmen, weil ich ständig Scheren und Co. desinfiziere", sagt die stellvertretende Creativdirektorin der bayerischen Friseurinnung mit Salon in Diepersdorf. Auch sie versucht, zwischen den Kunden möglichst viel Abstand zu lassen. "Zum Glück habe ich hier sehr viel Platz." Sie habe zwar auch einige Absagen bekommen, sagt Fischer. "Aber viele Kunden wollen auch Hamsterschnitte, so lange es noch geht." Bei "Da Salva Friseure" in St. Johannis dagegen ist der Rückgang deutlich zu spüren.



Und das sei im Prinzip auch richtig, sagt Geschäftsführer Erkan Kaya. "Wir wollen, dass die Kunden zu Hause bleiben, um die Ansteckungsgefahr zu verringern." Vergeblich habe er sich am Montag um nähere Informationen bemüht. "Beim Arbeitsamt konnte man uns nicht helfen, die Handwerkskammer war zu. Wir fühlen uns im Stich gelassen." Mike Rogler von "The Old Town Barbershop" hat für sich schon die Konsequenzen gezogen. "Da ich täglich Männern auf circa 30 Zentimeter den Bart trimme, sehe ich es als unverantwortlich an, den Betrieb weiter zu führen." Bis auf weiteres sei deshalb der Laden geschlossen. "Eigenverantwortung und Eigeninitiative."

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