Bündnis Nazistopp warnt

Eklat auf Montagsdemo in Nürnberg: Neonazi-Ordner relativiert Hitler

Elia Hupfer

Online-Redakteur

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16.05.2025, 05:00 Uhr
Der Ordner, der für den Eklat sorgte, spricht bei der Kundgebung des „Team Menschenrechte“ am 7. April am Hallplatz zu einer rund zwanzigköpfigen Gruppe.

© Elia Hupfer Der Ordner, der für den Eklat sorgte, spricht bei der Kundgebung des „Team Menschenrechte“ am 7. April am Hallplatz zu einer rund zwanzigköpfigen Gruppe.

Sebastian Weber ist regelmäßig in Nürnberg und überträgt die Kundgebungen des „Team Menschenrechte“ live auf YouTube. Der AfD-Kreistagsabgeordnete aus Leipzig betreibt den Kanal „Weichreite TV“, auf dem er Rechtsextremen eine Plattform bietet. Auch an diesem Montag war Weber wieder in Nürnberg vor Ort und streamte die Demonstration. Dabei fielen Aussagen eines Ordners im Livestream auf, die einen tiefen Einblick in die Gesinnung eines Mannes geben, der seit mehreren Wochen eine wichtige Rolle bei den Montagsdemonstrationen innehat.

Während sich der Demonstrationszug des „Team Menschenrechte“ auf der breiten Straße des Frauentorgrabens in Richtung Hauptbahnhof bewegte, sprach Weber den Ordner auf dessen T-Shirt an. Auf der Vorderseite prangten die Zahl 17 und das Wort „unbeugsam“. Auf die Frage, wofür die Zahl stehe, erklärte der Ordner: Dass man die 18 nicht nehmen dürfe und deshalb die 17 genommen werde. Die Zahl 18 wird in rechtsextremen Kreisen als Code für Adolf Hitler verwendet – 1 steht für A, 8 für H. Auf Nachfrage bestätigte der Ordner, dass die 18 für Adolf Hitler stehe. Als Weber wissen wollte, ob er die 18 tragen würde, wenn es erlaubt wäre, nickte der Ordner.

An Adolf Hitler habe der Ordner nichts auszusetzen. Angesprochen auf die Millionen Menschen, die vom NS-Regime umgebracht wurden, sagte er, jeder habe „seine Meinung“. Er enthalte sich, sei Hitler gegenüber jedoch „nicht negativ eingestellt“. Die Demokratie sei für den Mann mit Sonnenbrille und Knopf im Ohr „einfach zum Kotzen“. Der Ordner, der seit Monaten regelmäßig an den Protesten des „Team Menschenrechte“ teilnimmt, wünschte sich dann noch einen „kleinen Diktator“.

Das „Team Menschenrechte“ distanzierte sich auf dem eigenen Telegram-Kanal am Tag danach von den Aussagen des Ordners: „Wir möchten sie nicht entschuldigen, rechtfertigen oder relativieren. Sie ist inakzeptabel und mit unseren Werten nicht in Einklang zu bringen. Deshalb haben wir uns von ihm und seinem Umfeld getrennt.“ Wen die Gruppe mit dem Umfeld meint, blieb offen. Mehrere Nachfragen unseres Medienhauses mit Bitte um eine Einordnung ließ das „Team Menschenrechte“ unbeantwortet. Auf Telegram blieb es dagegen nicht bei einem Statement. Frank Kettner, Teil der ersten Reihe des Teams, schrieb am Dienstag: „Niemand, der so denkt, ist auf unseren Demos willkommen“.

Das „Nürnberger Bündnis Nazistopp“ beobachtet die Entwicklungen der Gruppierung seit Jahren aufmerksam. Die Distanzierung hält Birgit Mair vom Nürnberger Bündnis nicht für glaubhaft. „Diese Pseudo-Distanzierungs-Masche wurde bei ‚Team Menschenrechte‘ schon öfter angewandt. Sobald es offensichtlich wird, distanzieren sie sich zum Schein.“ Die Gruppe sei sehr gefährlich, weil sie eben Neonazis wie dem Ordner einen Nährboden bietet. „Rechtsextreme versuchen selbstbewusst, diese Demonstration zu übernehmen, das hat man in den letzten Wochen klar gesehen. Das hätte das ‚Team Menschenrechte‘ auch schon früher erkennen können und nicht erst, wenn einer offen sagt, dass er einen kleinen Hitler möchte.“