Jonathan Maier über die Niederlagenserie der Nürnberg Falcons

15.2.2021, 05:58 Uhr
 „Es gilt jetzt, die Symptome zu bekämpfen“: Jonathan Maier (links, hier mit Trainer Ralph Junge) und seine Falcons suchen den Ausweg aus der Krise.

© Sportfoto Zink / Wolfgang Zink, NNZ  „Es gilt jetzt, die Symptome zu bekämpfen“: Jonathan Maier (links, hier mit Trainer Ralph Junge) und seine Falcons suchen den Ausweg aus der Krise.

Können die Falcons noch gewinnen, Herr Maier?

Maier: (atmet durch) Das ist eine Frage, die wir uns im Moment auch stellen. Es ist extrem schwierig, jeder Spieler leidet sehr darunter, dass es so schlecht läuft. Wir arbeiten daran, einen Weg zu finden, wie wir ein Spiel gewinnen können. Nach einer so langen Zeit ohne Sieg verlernt man aber auch ein Stück weit zu gewinnen.

Wie äußert sich das?

Maier: Man weiß nicht mehr, worauf man sich in schwierigen Phasen verlassen, worauf man zurückkommen kann – sowohl taktisch als auch was das Personal angeht.

Nehmen Sie uns mal mit. Was geht da in Ihnen vor, wenn Sie nach neun Niederlagen am Stück nach Tübingen fahren?

Maier: Prinzipiell ist es bei der Vorbereitung auf ein Spiel egal, wie man vorher gespielt hat. Wir versuchen, an jedes Spiel gleich ranzugehen, weil wir als Leistungssportler jedes Spiel gewinnen wollen. Man kann aber nicht leugnen, dass ein gewisser Druck da ist. Es geht bei uns allen um Jobs, für den Verein geht es um die Liga und Sponsorengelder.

"Wir sind wieder soweit fit"

Kann man die Niederlagenserie noch immer auf die Corona-Erkrankungen im vergangenen Jahr zurückführen?

Maier: Physisch kann man das nicht mehr darauf schieben, wir sind wieder soweit fit, dass wir auf einem höheren Level Basketball spielen können. Es ist aber offensichtlich, dass wir in der langen Corona-Pause nicht als Team trainiert haben und es seitdem nicht mehr so gut läuft. Insofern könnte man es natürlich auf die Zeit schieben. Das macht aber für uns keinen Unterschied. Wir müssen an unseren Problemen arbeiten, da ist die Herkunft der Probleme fast egal. Es gilt jetzt, die Symptome zu bekämpfen.


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Was sind die Symptome?

Maier: Wir sind sehr unstrukturiert offensiv und fallen sehr schnell in einem Sumpf, wenn etwas nicht gut läuft. Das ist ein riesiges Problem. Als Spieler wird man ja so konditioniert, dass man eine Belohnung bekommt, wenn man gut spielt und die richtigen Dinge tut. Wir haben jetzt aber schon so lange nicht mehr gewonnen, dass man nicht mehr sagen kann, welche Elemente in unserem Spiel richtig sind und welche nicht.

Jede Serie endet ja irgendwann. Wie wollen Sie aus diesem Negativstrudel herauskommen? Einfach weitermachen und hoffen, dass das Glück bald wieder zurückkommt?

Maier: Das hat nichts mit Glück zu tun. Es ist vielmehr ein Ergebnis von Arbeit und Disziplin. Da geht es nicht unbedingt um körperliche Fitness, sondern auch um Gewohnheiten, die man sich im Kopf antrainieren muss: In welche Verhaltensmuster falle ich zurück, wenn etwas nicht funktioniert? Wie ist meine Reaktion auf Fehler? Das muss man genauso trainieren wie Spielysteme oder Verteidigung.

"Winning culture"

Es ist nur ungleich schwerer, weil man es nicht nach Schema F abrufen kann.

Maier: Genau. Man kann es auch nur schwer ins Training implementieren. Das muss von uns Spielern kommen. Denn genau das ist der Unterschied zwischen einer winning culture und einem Programm, das diese eben nicht hat.

Gibt es diese Kultur bei den Falcons noch? Oder sind alle schon zu niedergeschlagen?

Maier: So eine Kultur kommt und geht nicht mit einzelnen Personen, das kann jeder Spieler lernen und dann in sich tragen und weitergeben – oder eben nicht.


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Sehen Sie sich als erfahrener Spieler auch selbst in der Pflicht?

Maier: Natürlich. In den letzten Wochen habe ich aber mit meiner eigenen Fitness gekämpft, hatte Probleme mit den Füßen, habe mir die Ferse geprellt, den Fuß vertreten und musste gucken, wie ich selbst in einen spielfähigen Zustand komme. Das war sehr schwer, umso mehr muss ich jetzt darauf schauen, auch den anderen zu helfen. Prinzipiell ist es immer einfacher, ohne Druck zu spielen. Es liegt jetzt an uns, diesen Druck beiseite zu schaffen. Denn der macht niemanden besser.

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