Karstadt an der Lorenzkirche: Veränderungen sind unabdingbar

3.7.2020, 14:11 Uhr
Das Modehaus strauchelt. Obwohl der Kaufhof an der Lorenzkirche erstmal bleibt, sieht es in der Republik nicht überall rosig aus.

© Dieter Menne, dpa Das Modehaus strauchelt. Obwohl der Kaufhof an der Lorenzkirche erstmal bleibt, sieht es in der Republik nicht überall rosig aus.

Es gibt doch noch gute Überraschungen: Karstadt an der Lorenzkirche bleibt vorerst erhalten. Die über 300 Beschäftigten mit ihren Familien können vorerst einmal aufatmen. Insgesamt nimmt Karstadt sechs seiner Warenhäuser von dem Schließungsbeschluss aus. 56 weitere Häuser werden dagegen zugemacht. Leider wahrscheinlich auch in Langwasser.

Natürlich muss man für einen endgültige Beurteilung der Entwicklung erst einmal abwarten, ob es neue Zumutungen in Form von Zugeständnissen bei Kürzungen von Löhnen und Urlaub gibt. Wie auch immer die Begleitumstände aussehen werden, die Nachricht, dass Karstadt an der Lorenzkirche bleibt ist eine gute für Nürnberg.

Das hat man nicht mehr erwartet. Erleichtert werden die Feinschmecker in Nürnberg und Umgebung reagieren, weil im Untergeschoss auch künftig exquisite Lebensmittel angeboten werden.


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Für Erleichterung wird die Aufhebung des Schließungsbeschlusses bei der Stadtspitze sorgen, denn ein leer stehender Karstadt an der Lorenzkirche hätte der Einkaufsstadt einen schweren Schlag versetzt und es noch schwieriger gemacht, den stationären Handel gegenüber der Konkurrenz im Internet zu stärken.

Für Touristen attraktiv bleiben

Nürnberg braucht ein gutes und vielfältiges Einzelhandelsangebot, damit die Innenstadt für Touristen und Besucher attraktiv bleibt. Der Internethandel hat außerdem zu einem geradezu explosionsartigen Anstieg der Fahrten von Lieferdiensten geführt.

Ökologisch ist das nicht. Oberbürgermeister Marcus König hat mit seinem Team offenbar einen guten Job gemacht, denn er ergriff schnell die letzten Strohhalme, die eine Rettung noch möglich machten: Der OB hat sich persönlich bei einem Vertreter des Vermieters für eine Senkung der Mietzahlungen eingesetzt und er hat eine Aufwertung der in die Jahre gekommenen U-Bahnpassage versprochen.

Jetzt muss die Stadt auch liefern. Schon seit 20 Jahren wird darüber diskutiert, die Aufenthaltsqualität in dem U-Bahn-Verteilergeschoss zu verbessern. Doch passiert ist nichts. Erst durch die drohende Schließung von Karstadt hat sich bei der Stadt die Einsicht durchgesetzt, dass eine Sanierung erfolgen muss.

Karstadt muss attraktiver werden

Eine Mietsenkung und eine Modernisierung des Warenhausumfelds werden allerdings nicht genügen, das Überleben von Karstadt in Nürnberg langfristig zu sichern. Karstadt muss in allen seinen Etagen attraktiver und überraschender werden, darüber darf natürlich das Basissortiment nicht zu viele Lücken aufweisen. Einkaufen als Erlebnis, das sagt sich so leicht dahin, aber das bisherige Konzept taugt nicht für die Zukunft.

Der Erfolg der Kaufhäuser, der vor 130 Jahren begann und der viele kleine Händler ruinierte, lag darin, dass qualitativ hochwertige Waren in großer Auswahl zu günstigen Preisen, noch dazu in einem luxuriös anmutenden Haus angeboten wurden. Heute hat man den Eindruck, dass man sich nur noch von Schlussverkauf zu Schlussverkauf hangelt. Das kann der Kunde natürlich auch am Bildschirm tun.

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