Jüdischer Festreigen

Laubhütte auf Zeit lädt zu Begegnungen ein

24.9.2021, 09:30 Uhr
Laubhütte auf Zeit lädt zu Begegnungen ein

© NNZ

Die Kinder sind mit Feiereifer bei der Sache: Die einen kleben Symbole von Kürbissen, Granatäpfeln und anderen Früchten, die sie aus Tonpapier ausgeschnitten haben, auf die Außenseite. Andere spannen bunte Girlanden von Wand zu Wand. "Alle waren schon sehr aufgeregt, es ist ja auch ihr erster Ausflug mit der U-Bahn seit dem Corona-Ausbruch", stellt Klassenlehrerin Sabine Weinecke fest.

Die 23 Jungs und Mädchen aus der 3c der Gretel-Bergmann-Schule in Langwasser, die sich auch als Trägerin des Etz-Chaim-Pokals engagiert, hatten im Fach Werken und Gestalten schon viel vorbereitet. Und sie sind auch ein wenig stolz, dass sie jetzt diese Bude schmücken dürfen. Worum es geht, haben sie im Unterricht erfahren - und an Ort und Stelle erklärt es ihnen Diana Liberova. "Schaut nach oben", sagt sie, "es gibt kein Dach, nur ein paar Zweige".

Das erinnert an die lange Wanderung des Volkes Israel durch die Wüste nach der Flucht aus Ägypten, als sie kein festes Dach über dem Kopf hatten. Und der freie Blick nach oben soll das Bewusstsein dafür schärfen, dass die Menschen eben nicht alles in ihrer Hand haben. "Es kann auch reinregnen, der Ewige entscheidet alles."

Partnerschaftsverein ist der Träger

Sukkot, so der jüdische Name des Fests, schließt sich an das Neujahrs- und das Versöhnungsfest an; die Geselligkeit wird eine ganze Woche lang groß geschrieben. Eigentlich hat es bereits am Montag begonnen, der Partnerschaftsverein Hadera-Nürnberg konnte die Laubhütte auf Zeit aber nur für drei Tage einrichten. An diesem Freitag, 24. September, sind tagsüber vor allem Schulklassen willkommen, ab 17.30 Uhr folgt ein israelischer Abend mit Falafel und Getränken, zu dem alle Interessenten eingeladen sind.

Am Samstag, 25. September, werden von 9 bis 13 Uhr Führungen für interessierte Bürgerinnen und Bürger angeboten, Anmeldungen sind nicht nötig. Am Samstag Abend steigt ein Laubhütten-Fest für geladene Gäste. Der Verein hat sich die Vertiefung und Festigung der Freundschaft zwischen den beiden Städten zum Ziel gesetzt. Dabei ließen die Beschränkungen wegen der Corona-Pandemie zuletzt kaum mehr als einen Austausch auf Sparflamme zu. Demnächst aber sollen auch Gruppenreisen wieder möglich sein.

Ähnliche Laubhütten-Aktionen gibt es in zahlreichen deutschen Städten, darunter auch in Erlangen. Erstmals hatte der Partnerschaftsverein Nürnberg-Hadera im vergangenen Jahr eine solche Laubhütte auf Zeit eingerichtet - an spektakulärem Ort, nämlich auf der Dachterrasse des Doku-Zentrums. Zum einen als Kontrapunkt zu der NS-Geschichte der Kongresshalle, zum andern weil sich der Zugang dort angesichts der Pandemiebedingungen gut regeln ließ.

Auch diesmal ist der Ort natürlich mit Bedacht gewählt: Am Hans-Sachs-Platz stand einst Nürnbergs größte Synagoge - bis die Nazis sie im August 1938, also noch vor der Pogromnacht vom 9. November, demonstrativ demontierten. Gerade in Franken finden sich indes reiche Spuren jüdischen Lebens, besonders in ländlichen Regionen. Zeugnis davon legt auch das Jüdische Museum Fürth mit den Dependancen in Schwabach und Schnaittach ab.

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