Dank neuer Geräte

Nürnberger Notärzte sind jetzt Vorreiter in Bayern

17.6.2021, 18:25 Uhr
Die vier Nürnberger Notarztwagen werden mit mobilen Ultraschallgeräten ausgestattet, wie Dr. Tobias Hübner, Präsident des Vereins Nürnberger Notärzte, zeigt. Im Hintergrund zu sehen sind (von links) Bürgermeister Christian Vogel, Hannes B. Erhardt, Geschäftsführer des Evangelischen Siedlungswerks, sowie Stadtkämmerer Harald Riedel.

© Michael Matejka, NNZ Die vier Nürnberger Notarztwagen werden mit mobilen Ultraschallgeräten ausgestattet, wie Dr. Tobias Hübner, Präsident des Vereins Nürnberger Notärzte, zeigt. Im Hintergrund zu sehen sind (von links) Bürgermeister Christian Vogel, Hannes B. Erhardt, Geschäftsführer des Evangelischen Siedlungswerks, sowie Stadtkämmerer Harald Riedel.

Wie schnell es gehen kann, haben Millionen Zuschauer am vergangenen Samstag live im Fernsehen mit ansehen müssen. Beim Europameisterschaftsspiel Finnland gegen Dänemark brach der dänische Spieler Christian Eriksen plötzlich zusammen, lag bewusstlos auf dem Rasen und musste reanimiert werden. Dank des beherzten Eingriffs der Sanitäter und Ärzte konnte das Leben des 29 Jahre alten Hochleistungssportlers gerettet werden. Weil bei Einsätzen wie im Fall des dänischen Profifußballers jede Sekunde zählt, sind alle vier Nürnberger Notarztwagen vor Kurzem mit Ultraschallgeräten ausgestattet worden.

Um Patienten direkt am Einsatzort noch besser versorgen zu können, wäre es häufig wichtig, sie gleich dort mit einem Ultraschallgerät untersuchen zu können. Ein solches wird in den Notarztwagen in Bayern bisher aber noch nicht flächendeckend mitgeführt. "Es geht um Leben und Tod", sagt Christian Vogel. Daher freut sich der Bürgermeister darüber, dass Nürnberg mit dem neuen Equipment in den Fahrzeugen eine Vorreiterrolle im Freistaat einnimmt und zu den wenigen Städten im Bundesgebiet gehört, die die zusätzliche Technik bereits an Bord haben.

So groß wie ein Smartphone

"Als kleines Ding mit großer Wirkung", bezeichnet Dr. Tobias Hübner das mobile Ultraschallgerät, das einem größeren Smartphone ähnelt. Der Präsident des Vereins Nürnberger Notärzte und Notarztgruppensprecher für Nürnberg ist froh, dass die handlichen Geräte nicht mehr nur in Hubschraubern, sondern nun auch im sogenannten bodengebundenen Notarztdienst zum Einsatz kommen. Denn die zahlreichen Vorteile liegen für den Experten auf der Hand.


Prüfen, rufen, drücken: Wiederbelebung ist kinderleicht


Mit Hilfe der Notfallsonografie, also der Ultraschalluntersuchung, lasse sich bei akut gefährdeten Patienten feststellen, welche Ursachen etwa zu einem lebensbedrohlichen Herz-Kreislauf-Stillstand geführt haben oder warum sich außerhalb der Lunge Luft im Brustkorb befindet. Dank entsprechender Diagnosen kann die Therapie direkt vor Ort beginnen beziehungsweise angepasst werden. Gleichzeitig können die Notärzte laut Hübner ableiten, welches Krankenhaus sie in der Folge ansteuern sollten, also lieber eine Spezialklinik oder vielleicht doch den Maximalversorger. Die Ärzte dort gewinnen wiederum wertvolle Zeit, um sich auf den eintreffenden Patienten vorzubereiten. Davon, wie ernst es um einen Patienten bestellt ist, können die Notärzte außerdem abhängig machen, ob sie das Blaulicht benötigen oder nicht.

Leben retten

Die vier Ultraschallgeräte, die seit dem 1. Juni in Nürnberger Notarztwagen - von Ärzten offiziell Notarzteinsatzfahrzeuge (NEF) genannt - verwendet werden, haben laut Bürgermeister Christian Vogel insgesamt 25.500 Euro gekostet. 12.500 Euro davon hat das Evangelische Siedlungswerk (ESW) beigesteuert. Das ESW baue nicht nur Wohnungen, wie Geschäftsführer Hannes B. Erhardt betont, sondern möchte als Teil der Stadtgesellschaft "auch etwas zurückgeben". Die verbliebenen 13.000 Euro übernimmt die Rudolf und Eberhard Bauer Stiftung. Die 2017 gegründete kommunale Stiftung setzt sich laut Stadtkämmerer Harald Riedel mit 100.000 Euro pro Jahr für Bildung und Kultur, aber auch Gesundheit und Medizin ein. Indem sie sich an der neuen Ausstattung beteiligt, möchte die Stiftung dazu beitragen, Leben zu retten.

Welchen Nutzen das mobile Ultraschallgerät, das binnen 30 Sekunden wie ein Handy hochfährt und betriebsbereit ist, den Notärzten bringt, soll laut Tobias Hübner in den kommenden Monaten wissenschaftlich begleitet werden. Er selbst hat es in den vergangenen Wochen bei zehn Notfällen zweimal eingesetzt. Aussagekräftig ist diese Zahl natürlich nicht. Hübner ist jedoch zuversichtlich, dass sich die kleine Tasche mit dem High-Tech-Gerät bewähren wird.

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