Tauben in der Krise: Notfütterung wegen Corona erlaubt

25.1.2021, 15:26 Uhr
Hungrige Tauben: Tierschützer führen seit dem 4. Januar in Nürnberg eine kontrollierte Fütterung durch.

© Edgar Pfrogner Hungrige Tauben: Tierschützer führen seit dem 4. Januar in Nürnberg eine kontrollierte Fütterung durch.

"Viele Tauben sind im Zuge des Lockdowns bereits verhungert, der Kälteeinbruch hat die Lage weiter verschärft", berichtet Claudia Rupp vom Tierschutzverein für Stadttauben und Wildtiere in Nürnberg. Die Tierschützer erreichten in den letzten Wochen vermehrt Notfallanrufe, "zwei von drei der gemeldeten Tiere verstarben, noch bevor wir Hilfe leisten konnten – offensichtlich an Unterernährung", so Rupp.


Corona-Krise: Den Stadttauben droht Hungertod


In Nürnberg ernähren sich die Stadttauben wegen des Fütterungsverbots hauptsächlich von Abfällen aus der Gastronomie und davon, was Passanten wegwerfen. Weitere Möglichkeiten der Futterbeschaffung gibt es für diese verwildert lebende Haustierart nicht.

Tiere verhungern

Und so findet – wie bereits beim ersten Lockdown – seit dem 4. Januar in Absprache mit dem Umweltreferat eine kontrollierte Corona-Notfütterung an ausgewählten Orten statt. Die Maßnahme ist auf drei Monate begrenzt. Bei den Fütterungen haben die Ehrenamtler stets ihren Vereinsausweis und ein entsprechendes Schreiben der Stadt dabei. Sie werden zu festen Zeiten an sechs Plätzen durchgeführt; der Verein trägt die Kosten.

Entgegen der Berichterstattung der Boulevardpresse könne dabei von einer "Aussetzung des Fütterungsverbots" keine Rede sein, stellt Umwelt- und Gesundheitsreferentin Britta Walthelm klar. Das herrsche weiterhin, "die Ausnahme beschränkt sich auf wenige Akteure". Ebenso falsch sei die Aussage, dass Nürnberg eine Taubenplage habe.

Beobachten und dokumentieren

"Bereits bei der ersten kontrollierten Fütterung sind die Tierschützer sehr sorgfältig vorgegangen", fährt Walthelm fort. Sie dokumentieren die Dauer der Fütterung, die Zahl der Tiere und deren körperlichen Zustand. Die Ehrenamtler beobachten die Futterstellen genau und warten ab, bis kein Korn mehr übrig ist. Auch das gehöre zu den Auflagen der Stadt, so Rupp. Da die Futtermenge auf die Größe der jeweiligen Population abgestimmt werde, habe sich das Aufkehren von Resten bisher als nicht notwendig erwiesen.

Die Aufzeichnungen erhält im April das Umweltreferat, das daraus etwaige Schlussfolgerungen für ein kommunales Taubenmanagement zieht, das in Nürnberg im Vergleich zu anderen Städten nach wie vor fehlt.

Suche läuft

Die Suche nach einem passenden Standort für einen betreuten Taubenschlag in Nürnberg läuft. Nachdem sich mehrere städtische Gebäude bei der Überprüfung als ungeeignet für das Pilotprojekt erwiesen haben, führen die Tierschützer mit Rückenwind des Oberbürgermeisters nun Gespräche mit einem Wohnungsbauunternehmen. "Wir sind da auf einem sehr guten Weg", sagt Rupp zum Stand der Dinge.

Verwandte Themen