Tram-Grünzonen in Nürnberg: Pilotprojekt war Pleite
05.02.2020, 05:54 UhrMehr Sicherheit für Straßenbahnen sollten grün angemalte Flächen im Stadtgebiet bringen, die im Sommer 2017 vom Verkehrsausschuss beschlossen wurden. An vier unfallträchtigen Stellen wurde ein Testlauf nach dem Vorbild Zürich beschlossen. Grünzonen kamen deshalb am Stresemannplatz in Wöhrd, unweit des Kontumazgartens an der Ecke Spittler-/Westtor, in der Gibitzenhofstraße/Ecke Pfälzer Straße sowie in der Julius-Loßmann-Straße in Höhe An der Schwarzlach.
Fast zweieinhalb Jahre später ist das anfangs kräftige Grün deutlich ausgebleicht, was danach schreit, dass die Flächen neu angepinselt werden. Doch das wird nicht geschehen. Auf Anfrage sagt Baureferent Daniel Ulrich: "Die Grünmarkierungen haben zu keiner signifikanten Reduzierung der Unfallzahlen geführt." Diese Erfahrung decke sich mit parallelen Erfahrungen aus der Schweiz, "wo ein entsprechender Versuch wieder aufgegeben wurde".
Kein positiver Effekt durch Grünflächen in Nürnberg
Die Konsequenz für Nürnberg steht laut Ulrich fest: "Sör, VAG und ich haben gemeinsam entschieden, die Grünmarkierungen nicht mehr weiterzuverfolgen." VAG-Sprecherin Elisabeth Seitzinger bestätigt dies: Die Grünmarkierungen hätten "leider nicht die erhoffte Wirkung erzielt – es gab trotzdem Unfälle. Das Verkehrsplanungsamt und wir konnten keinen positiven Effekt feststellen."
In Absprache mit der VAG habe die Stadt an zwei Stellen, wo das möglich war, "noch einmal an der Steuerung der Lichtsignalanlagen 'gedreht'" – am Spittlertor und an der Kreuzung Julius-Loßmann-Straße, berichtet Seitzinger. "Wir hoffen, dass das den gewünschten Effekt bringt." Allerdings sei das nicht überall möglich. An der Pfälzer Straße sind deshalb keine Änderungen geplant. Da es an den Überfahrten in der Sulzbacher Straße keine Ampel gibt, ist dort keine Verbesserung möglich.
Die Suche nach einer Lösung für das Problem geht jedenfalls weiter. In Zürich hat man die grünen Markierungen inzwischen zum Teil durch beschrankte Bahnübergänge ersetzt . "Oder man hat die Querungsmöglichkeit gleich ganz dichtgemacht, weil nichts anderes geholfen hat", berichtet Seitzinger. "Beides ist für uns an den in Nürnberg auffälligen Stellen nicht so wirklich vorstellbar beziehungsweise realisierbar."
Eine Straßenbahn müsste man eigentlich wahrnehmen
Vor allem gehe es um "eine Frage der Wahrnehmung", betont Seitzinger, "eigentlich müsste man ja eine Straßenbahn, neben der man ja zumindest eine gewisse Zeit herfährt, auch wahrnehmen. Die ist ja deutlich größer und auch hörbar." Deshalb geht der Appell der VAG an die Autofahrer, "überall dort, wo Straßenbahngleise verlaufen, besonders aufmerksam zu sein" – inklusive dem gezielten Blick über die Schulter.
Erlebt die Tram in Nürnbergs Norden eine Renaissance?
Wie rigide die Verkehrsplaner an den neuralgischen Stellen eingreifen sollten, sorgt für Diskussionen. Die VAG-Planer wollen Abbiegeverbote "nicht empfehlen, weil es trotzdem gemacht wird". Das habe die Erfahrung in der Praxis bereits gezeigt. Seitzinger: "Es passieren dort auch immer wieder Unfälle. Abmarkierungen und Sperrlinien werden gerne einfach überfahren."
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