Nur wer getestet ist, darf in die Schule
13.04.2021, 15:42 Uhr
Wo sonst Purzelbäume geschlagen werden und Handball gespielt wird, stehen jetzt Tische, auf jedem fein säuberlich vorbereitet zwei Corona-Testkits. Die Turnhalle der Südschule wurde zu einem "Testzentrum" umfunktioniert. 18 Viertklässler sind die Ersten, die sich an diesem Morgen in zwei Gruppen unter der Anleitung von Mitarbeiterinnen der Diakoniestation Schwaig selbst auf das Coronavirus testen. Bei zwei Kindern haben die Eltern kein Einverständnis erteilt. Einige wenige Proteste von Eltern gegen das Testen hätten sie erreicht, sagt Rektorin Petra Götz. Meist ging es dabei um die Sorge vor Stigmatisierung, sollte ein Kind positiv getestet werden.
Ein bisschen aufgeregt seien manche, Angst habe sie aber bei keinem der Kinder gespürt, meint Klassenleiterin Kai-Rebekka Rubeck. Erst einmal müssen sie ihre Hände desinfizieren, dann erklären Katja Winter-Vogel und Sylvia Bierlein von der Diakoniestation, wie man das Teststäbchen am besten entnimmt und wie man mit der Test-Flüssigkeit umgeht. Die beiden und ihre Kollegin Vanessa Riedmann, die zur selben Zeit an der Grundschule Behringersdorf Dienst tut, sind selbst Mütter und haben den Testablauf schon im Dezember 2020 mit einem Arzt "gelernt".
Es folgt das gefürchtete Einführen des Stäbchens in die Nase, das sich aber als relativ harmlos erweist. Zwei bis drei Zentimeter tief muss es nur in jedes Nasenloch gesteckt und dabei gedreht werden. "Kitzelt ein bisschen", meint ein Junge zu Bürgermeister Thomas Wittmann, der am ersten Tag als "Zaungast" vor Ort ist. Dann damit in der Lösung "rühren" und zwei Tropfen davon in die Schale geben. An der Wand hängen zur Sicherheit noch einmal große, von Lehrerin Eva Pitroff gestaltete Schaubilder, die den Ablauf zeigen. Anschließend heißt es eine Viertelstunde warten, danach Müll entsorgen und alle Ergebnisse sorgfältig dokumentieren.
Alle Tests waren negativ
Alle Tests von insgesamt 55 Viertklässlern sowie Kindern aus der Notbetreuung fallen am gestrigen Vormittag negativ aus, und nicht nur Schulleiterin Petra Götz ist erleichtert. "Ein positiv getestetes Kind würde zu mir ins Büro kommen und dort betreut, bis es die Eltern abholen", erzählt sie. Allerdings bedeuten die verordneten Selbsttests für die Schulen einen riesigen Aufwand. Eine gute halbe Stunde hat die Aktion allein für die 18 Viertklässler gedauert, dafür wurde extra der Unterrichtsbeginn von 8.30 auf 8 Uhr vorverlegt.
"Unser ganzes Kollegium hat toll zusammengearbeitet", bilanziert Petra Götz, die auch die Kooperation mit der Diakonie lobt und hofft, dass sich das zweimalig wöchentliche Testen einspielt. Sollten allerdings irgendwann alle 218 Schwaiger Schüler wieder in der Schule sein, werde es aufwendiger. Immerhin sind Petra Götz und die Schwaiger Lehrkräfte inzwischen zum ersten Mal geimpft, für das Behringersdorfer Kollegium steht die Impfung noch aus.
Auch an den Schnaittacher Schulen begann gestern der erste Tag nach den Osterferien bei einigen Schülern mit den Schnelltests ungewohnter als sonst. Schon letzte Woche haben sich die Schulleiterinnen der Grund- und Mittelschule mit der Zweiten Bürgermeisterin Maria Pinzer ausgetauscht, ob es denn möglich wäre, hierzu fachlich kompetente Unterstützung zu bekommen. Nach einer Anfrage beim BRK war schnell klar, dass hier ehrenamtliche Helfer bei der Einweisung unterstützend mitwirken.
Angela Gehring, Rektorin der Schnaittacher und Kirchröttenbacher Grundschule und ihre Kollegin Gabriela Scheicher von der Mittelschule sind dankbar über die unkomplizierte Hilfestellung. Alles hat dann prima geklappt, so die Schulleiterinnen, denen es auch wichtig ist, dass es diese Testreihen nun gibt. "Nur so haben wir größere Chancen auf einen uneingeschränkten, dauerhaften Präsenzunterricht, den sich alle wünschen.Die Grundschüler wurden zum Großteil von den Eltern schon gut darauf vorbereitet", meint Gehring, denn kein Kind hat geweint und alles lief nach anfänglichen Problemen reibungslos. Dies sei auch den einfühlsamen, kindlichen Erklärungen zu verdanken, die die BRK-Mitarbeiterinnen gaben.
Neugierige Kinder
Erfahrungsgemäß wollen Kinder natürlich auch selbst testen und inspizierten zunächst neugierig die Wattestäbchen in ihrer Hand, um zu fühlen, ob diese auch weich sind. Allerdings wurden dadurch einige Teststäbchen unbrauchbar.
Anders war es mit den Schülern in den Abschlussklassen der Mittelschule. Hier verlief die Testreihe vorbildlich, der zusätzliche Zeitaufwand von zwei Stunden sei jedenfalls gut investiert, sagte Schulleiterin Scheicher und glaubt, dass die folgenden Testungen nur ein Fünftel der Zeit in Anspruch nehmen.
Insgesamt wurden am ersten Schultag in der Mittelschule rund 80 Tests durchgeführt. Falls sich bei einem Schüler ein positives Ergebnis abzeichnet, muss noch ein sogenannter PCR-Test folgen. Ist dieser negativ, darf der Schüler auch wieder am Unterricht teilnehmen. Eines kann die Rektorin jedoch nicht nachvollziehen: "Warum erhalten die Lehrkräfte in der Mittelschule immer noch nicht die Impfung?" Die Lehrkräfte in den Grundschulen sind bereits geimpft.
Stefanie Buchner-Freiberger/Udo Schuster
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