Volle Stationen und zu wenig Personal
OPs werden wieder verschoben: Kliniken in der Region ziehen die Notbremse
01.04.2022, 05:51 Uhr
Die Corona Warn-App leuchtet dauerrot. Wer nicht schon eine Infektion hinter sich hat, läuft große Gefahr, sich demnächst anzustecken. Kritisch sind die hohen Infektionszahlen vor allem in der kritischen Infrastruktur, also unter anderem in Kliniken, im Rettungsdienst, bei der Feuerwehr und in der Pflege.
Bayerns Krankenhäuser haben derzeit mit weit überdurchschnittlichem Personalausfall zu kämpfen. "Das ist flächendeckend ein Problem", sagt ein Sprecher der Bayerischen Krankenhausgesellschaft (BKG). Eine landesweite Statistik zu coronabedingten Personalausfällen in den Kliniken gibt es zwar nicht, doch berichten die Krankenhäuser ihrem Dachverband darüber in zahlreichen internen Gesprächen.
"Es fallen zunehmend Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wegen Corona aus", sagt Sabine Stoll, Sprecherin des Klinikums Nürnberg. "Insgesamt ist das Personal sehr knapp. Es ist jeden Tag ein Spagat, diese Ausfälle zu kompensieren."
Der hohe Krankenstand beim Personal zeigt sich auch in allen großen Kliniken in der Region wie in Ansbach, Fürth, Erlangen oder Neumarkt. Das bestätigen die Sprecher unisono auf Nachfrage.
Am Klinikum Nürnberg sind nicht alle Operationssäle in Betrieb. "Die Lage ist insgesamt leider sehr angespannt", sagt Stoll. In den Kliniken in Westmittelfranken wie Ansbach, Dinkelsbühl, Rothenburg sowie Neustadt/Aisch und Bad Windsheim gilt bis auf Weiteres: "Bereits geplante Eingriffe mit hoher Dringlichkeit werden durchgeführt", so Pressesprecher Rainer Seeger. Andere Operationen werden allerdings auch hier verschoben.
In Oberfranken zog die Bezirksregierung am Mittwoch bereits die Reißleine. Per Allgemeinverfügung verbietet sie ab 1. April sämtliche aufschiebbare stationäre Behandlungen. Die Kapazitäten sollen für die Behandlung von Covid-Patienten, Notfallpatienten sowie solchen Patienten, deren Behandlung aus medizinischen Gründen nicht verschoben werden kann, reserviert werden.
Krisenmodus in ganz Mittelfranken
In Mittelfranken entscheidet nicht die Bezirksregierung sondern jeweils die Ärztlichen Leiter der drei Rettungsdienstbezirke Ansbach, Nürnberg und Mittelfranken Süd, was in ihrem Verantwortungsbereich gilt. Im Bereich Ansbach werden bereits seit 18. März nicht notwendige Operationen verschoben. Es gilt in allen Kliniken in Westmittelfranken ein Besuchsverbot mit Ausnahme der Begleitung von Kindern, Gebärenden und schwerstkranken Patienten. "Die Situation ist in ganz Mittelfranken ähnlich angespannt wie in Oberfranken", bestätigt Dr. Albert Schiele, der Ärztliche Bezirksbeauftragte für den Rettungsdienst.
Testpflicht für Klinikpersonal ausgesetzt
Das bayerische Gesundheitsministerium reagierte ebenfalls auf den akuten Personalmangel in den Kliniken mit einer siebentägigen Aussetzung der Testpflicht für geimpftes oder genesenes Personal, die bis 2. April gilt. Für Rainer Seeger ist diese Verfügung keine Option: "Die aktuell eingesetzten Vakzine schützen nur in reduziertem Umfang vor einer Infektion mit der Omikron-Variante. Wir setzen diese Regelung nicht um und testen auch Geimpfte und Genesene zweimal pro Woche."
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