"Le Grand Silence": Partnerstadt Seilhac ist wie ausgestorben

16.4.2020, 06:06 Uhr
Hilpoltsteins Partnerstadt Seilhac ist wegen der Ausgangssperre in Frankreich wie leer gefegt. Nur noch Lebensmittelläden sind geöffnet.

© Foto: Gérard Will Hilpoltsteins Partnerstadt Seilhac ist wegen der Ausgangssperre in Frankreich wie leer gefegt. Nur noch Lebensmittelläden sind geöffnet.

Für die Hilpoltsteiner Partnerstadt Seilhac bedeutet das: Alles geht erstmal so ganz unnormal normal weiter wie die vergangenen Wochen.

Partnerschaft seit 2000

Seilhac ist eine kleine Gemeinde in der Region Nouvelle-Aquitaine mit knapp 2000 Einwohnern. Die Wurzeln der Städtepartnerschaft gehen zurück bis in die 1970er Jahre, als ein Schüleraustausch ins Leben gerufen wurde. Offiziell besteht die Partnerschaft seit 2000, mittlerweile sind weitere Gemeinden darin mit verbandelt. Und wie das so ist bei langjährigen, engen Freunden, erkundigt man sich in diesen Zeiten nach der Gefühlslage und Situation des Anderen.

Irmgard Mulack, Vorsitzende des Städtepartnerschaftsausschusses in Hilpoltstein, hat sich bei ihren Bekannten und Freunden in Seilhac umgehört. Ähnlich wie in deutschen Städten wurde beim Spiel des Lebens erst einmal auf Pause gedrückt. Freunde treffen, ins Kino gehen oder gemeinsam im Verein Sport treiben: All das geht in Seilhac momentan nicht.

Der zweimal wöchentlich stattfindende Markt wird noch immer abgehalten. Ansonsten sind die Geschäfte, Bars und Restaurants geschlossen. Nur der Bäcker, der Metzger und Supermärkte sind geöffnet. Wenn man die Gemeinde in entferntere Orte verlassen möchte, um etwas Notwendiges zu erledigen, muss man eine Art Passierschein bei sich tragen. Vergisst man diesen und wird von der Polizei aufgehalten, kostet das 135 Euro. Länger als eine Stunde und weiter weg als einen Kilometer sollen sich die Anwohner nicht von ihrem Zuhause entfernen. In diesem Punkt agiert die französische Regierung deutlich strenger als die deutsche.

Schlange vor dem Supermarkt

André Chassagne, ein ehemaliger Schulleiter und aktives Mitglied der Städtepartnerschaft, berichtet, dass er selbst bei strahlendem Sonnenschein niemanden am See gesehen hätte. Das hätte er so noch nicht erlebt. Umso mehr Betrieb sei allerdings vor dem Supermarkt. Dort würden immer Autos stehen und die Menschen stehen teilweise Schlange, um in den Laden zu kommen. Ungefähr 30 Kunden dürfen sich auf einmal im Geschäft aufhalten. Alle Lebensmittel seien vorhanden. Die Kunden hielten respektvoll Abstand halten und bezahlen mit Karte.

Auf den Straßen sieht man unterdessen wenige Menschen spazieren, außer sie gehen zum Beispiel mit dem Hund raus oder sind auf dem Weg zum Einkaufen. Auch fahren deutlich weniger Autos durch die Straßen. Das beweisen die Bilder aus der Partnerstadt: Der Marktplatz und die Straßen sind wie leer gefegt. Touristen sind im idyllischen Örtchen mit historischem Erbe derzeit nicht mehr unterwegs.

Kinder langweilen sich

Die Erwachsenen hätten sich relativ gut mit der Situation arrangiert. Sie misten aus, putzen und pflegen den eigenen Garten. Über den Gartenzaun hinweg würden aus sicherer Entfernung auch noch liebe Worte mit den Nachbarn gewechselt – nur für die Kinder würde es langsam langweilig werden. Der französische Präsident Emmanuel Macron hat angekündigt, dass sich ab dem 11. Mai wieder einige Dinge ändern sollen. So könnten Kindergärten und Schulen schrittweise wieder geöffnet werden.

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