Neue Informationen zum S-Bahn-Unglück

S-Bahn-Unglück: Haltesignal überfahren? Gegen Triebwagenführer wird jetzt ermittelt

17.2.2022, 13:16 Uhr
S-Bahn-Unglück: Haltesignal überfahren? Gegen Triebwagenführer wird jetzt ermittelt

© Matthias Balk/dpa

Nach derzeitigem Stand habe der 54-Jährige nach dem Halt in Ebenhausen seine Fahrt Richtung München fortgesetzt, obwohl möglicherweise ein Signal auf der Strecke auf Stopp gestanden hat. Noch sei es aber zu früh zu sagen, ob es sich um menschliches oder technisches Versagen handele, wie die mit den Ermittlungen betraute Staatsanwaltschaft mitteilte.

Die Wohnung des Beschuldigten sei bereits durchsucht worden, sagte die Sprecherin der Staatsanwaltschaft München I, Anne Leiding. Der Mann sei auch bereits vernommen worden, habe aber zunächst keine Angaben gemacht. Von beiden beteiligten Triebwagenführern wurden Blutproben genommen, die jedoch keinerlei Hinweise etwa auf Alkoholkonsum enthielten. Auch die Handys der beiden wurden sichergestellt.

Leiding erläuterte, dass die auszuwertende Datenmenge ähnlich groß sei wie nach einem Flugzeugabsturz. Deshalb brauche es Geduld, um die Ergebnisse der Ermittlungen abzuwarten. Zudem: "Menschliches Versagen ist nicht gleichzusetzen mit vorsätzlichem Handeln, da gibt es einen großen Unterschied in rechtlicher Hinsicht."

Beide Triebwagenführer liegen noch im Krankenhaus

Bei dem Zusammenstoß zweier S-Bahnen auf eingleisiger Strecke nahe München war am Montagnachmittag ein Fahrgast gestorben. 18 Menschen kamen in Krankenhäuser, davon waren sechs schwer verletzt. Unter letzteren sind auch die beiden Triebwagenführer; sie sind noch im Krankenhaus. Darüber hinaus wurden etwa 25 Menschen mit leichten Verletzungen noch vor Ort ambulant behandelt. In den beiden Zügen saßen jeweils rund 60 Menschen.

Inzwischen wurde eine eigene polizeiliche Ermittlungsgruppe "Bahn" gebildet, und nach deren bisherigen Erkenntnissen kam es am Bahnhof Ebenhausen zu einem regulären S-Bahn-Halt, bei dem ein Fahrgastwechsel erfolgte. Anschließend fuhr der 54-Jährige mit der S-Bahn weiter in Richtung München und überfuhr dabei vermutlich das erwähnte Haltezeichensignal.

Noch eine Schnellbremsung eingeleitet

Zum gleichen Zeitpunkt fuhr ein 21-jähriger Triebfahrzeugführer mit einem anderen Zug der Linie S7 auf demselben Gleis in die entgegengesetzte Richtung auf den Bahnhof Ebenhausen zu. Er bekam wegen des ihm entgegenkommenden S-Bahn-Zuges ein Haltesignal, was dazu führte, dass er seine S-Bahn nun abbremste. Auch in der Richtung München fahrenden S-Bahn wurde durch den 54-jährigen Triebfahrzeugführer nun eine Schnellbremsung eingeleitet. Für einen Stillstand beider Züge reichte es jedoch nicht mehr, so dass es in der Folge zum Zusammenstoß kam.