Geordnetes Leben für jugendliche Flüchtlinge

11.7.2015, 09:14 Uhr
Geordnetes Leben für jugendliche Flüchtlinge

© F.: Karg

Die jugendlichen Flüchtlinge stammen aus Somalia, dem Irak, aus Eritrea, Afghanistan, der Republik Kongo, aus Albanien, Serbien, dem Kosovo.

Susanne Rohrmüller, Bereichsleiterin der Nachfolgegruppen für jugendlichen Flüchtlinge bei den Rummelsbergern, weiß, dass ihre Schützlinge sich bereits vor Jahren in ihren Heimatländern auf den Weg gemacht haben, nach Beratung mit ihren Familien geflüchtet sind, in der Hoffnung, irgendwo anders auf der Welt bessere und vor allem sicherere Perspektiven für ihr Leben zu gewinnen.

15 Jugendliche leben mittlerweile in den beiden Wohngruppen an der Bodelschwinghstraße, eine weitere Gruppe soll im Stadtgebiet in einer anderen Einrichtung für Jugendliche aufgemacht werden. Anfang April wurden die ersten Flüchtlinge aufgenommen, Zug um Zug haben sich die zwei Stockwerke im „Schmidt-Bau“ gefüllt. Zwischen 15 und 18 Jahre alt sind die Jugendlichen, die die Rummelsberger in Schwabach betreuen.

Mehrere Länder passiert

Rohrmüller hat großes Verständnis für die Neuankömmlinge. Sie erlebt es immer wieder: Für die Jugendlichen ist es mitunter schwierig, sich in die geordneten Strukturen des Heimes einzufügen, denn sie waren alleine auf der Flucht aus ihrer Heimat, waren somit auch lange Zeit völlig auf sich gestellt, haben sich durchgeschlagen, haben mehrere Länder passiert, ehe sie in Deutschland in die Obhut der Behörden gekommen sind.

Die Kinderrechtskonvention der Vereinten Nationen garantiert, dass die Ankömmlinge zumindest bis zum Erreichen des 18. Lebensjahres hier bleiben dürfen, auch wenn ihren Asylanträgen nicht stattgegeben wird.

Die traumatischen Erlebnisse, die den Jugendlichen erst in ihren Heimatländern und dann auf der Flucht widerfahren sind, lassen sie auch hier nicht los. Viele leiden an Schlaflosigkeit, haben den Tag-Nacht-Rhythmus verloren, müssen sich mühsam in ein geordnetes Leben einfinden, brauchen psychologischen Beistand, um das Erlebte verarbeiten zu können.

Trotz des Wissens, dass ihr Aufenthaltsrecht in Deutschland möglicherweise in wenigen Jahren bereits endet, sollte das Asylverfahren nicht zu einem dauerhaften Bleiben führen, versuchen laut Rohrmüller die Jugendlichen meist das Beste aus ihrer Situation zu machen, wollen Bildung und Kultur „aufsaugen“, bemühen sich, die deutsche Sprache zu lernen.

Viele der Flüchtlinge, so die Erfahrung ihrer Betreuer, wollten ursprünglich nach Skandinavien, doch Kontrollen haben ihre Flucht hierzulande erst einmal zu Ende sein lassen. Es sind überwiegend männliche Jugendliche, die von ihren Familien losgeschickt werden, um in ein anderes Land zu gelangen, wo dann erwartet wird, dass sie Geld verdienen und ihre Familien in der alten Heimat unterstützen.

Zum Unterricht

In Schwabach ist für die jugendlichen Flüchtlinge – wie anderswo auch – vor allem Schuluntericht angesagt. Die unter 16-Jährigen finden sich in der Johannes-Kern-Mittelschule ein, die älteren in der Berufsschule. Hier wurden sogenannte Übergangsklassen eingerichtet. Mathe, Deutsch, Werken und Sport stehen auf dem Stundenplan. An der Mittelschule haben aktuell drei der Jugendlichen die Option, den Qualifizierenden Abschluss zu machen. Susanne Rohrmüllers Erfahrung: Fast alle hätten in Deutschland gute Chancen, in einem Handwerksberuf unterzukommen.

Nach dem Schulbesuch am Vormittag geht es nachmittags an die Hausaufgaben, die Tischtennisplatte und der Kicker stehen anschließend hoch im Kurs. Frühstück und Mittagessen organisieren die Jugendlichen für sich selbst, Abendessen gibt es in der Gemeinschaft. Dazu ist reihum immer die „Besatzung“ eines Doppelzimmers an der Reihe, für die gesamte Gruppe ein Essen auf den Tisch zu bringen. Und Samstag ist Putztag.

Über allem steht die Maxime, dass die Jugendlichen lernen sollen, sich allein zu versorgen. Dazu gehört auch der Umgang mit Geld, das Einkaufen von Nahrungsmitteln. Neugier und der Wille, aber auch die Angst ist da bei den Jugendlichen, auf Deutsche zuzugehen, weiß Rohrmüller, die demnächst einen „Tag der Offenen Tür“ in den Wohngruppen plant und dann auf viele interessierte Besucher hofft.

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