Streit um Zirkustiere: 2. „Showdown“ binnen einer Woche

23.10.2015, 08:33 Uhr
Streit um Zirkustiere: 2. „Showdown“ binnen einer Woche

© Archivbild / Distler

Peta hat das am Landratsamt Roth angesiedelte Veterinäramt aufgefordert, die Zirkusaffen zu beschlagnahmen. Bislang allerdings vergeblich.

Schon am vergangenen Wochenende in Hilpoltstein hatten sich Demonstranten vor dem Zirkus für ein Wildtierverbot in Zirkussen eingesetzt und den „Circus Alberti“ der Tierquälerei bezichtigt.

Nach wie vor prallen die Meinungen der Zirkusmacher („Die Tiere sind unsere Freunde“) und der Tierschützer („Tiere raus aus dem Zirkus“) unversöhnlich aufeinander.

Über drei Jahre alte „Sünde“

Die Tierschutzorganisation Peta führt deutschlandweit online ein so genanntes „Sündenregister“, in dem auch der „Circus Alberti“ aufgelistet ist. Allerdings ist der letzte Eintrag mehr als drei Jahre alt. In den vergangenen Jahren hat sich der Zirkus unabhängig von wiederholten Anzeigen von Peta offenbar an alle Auflagen gehalten. Das bestätigt indirekt auch ein Schreiben des Rother Landratsamtes. „Bei allen gehaltenen Tierarten wurde festgestellt, dass sich der Zirkus an seinen Bewilligungsbescheid hält“, steht in einer Pressemitteilung vom 22. Oktober.

Allerdings haben die Rother Veterinäre bei einem Besuch in Hilpoltstein auch einige Mängel festgestellt. Die Überdachung des Wagens, in dem der Bär Ben untergebracht ist, „erscheint etwas zu knapp bemessen“, heißt es vorsichtig.

Fachgruppe eingeschaltet

Bei der von Peta ebenfalls heftig kritisierten Unterbringung der Affen hat das Veterinäramt eine bei der Regierung angesiedelte Fachgruppe eingeschaltet. Die Veterinäre sind offenbar der Meinung, dass sich der Zirkus zwar an die Auflagen hält, die Auflagen aber offenbar nicht mehr dem seit 2014 geltenden Gutachten über die Haltung von Säugetieren genügen. Dann wäre allerdings zunächst nicht der Zirkus gefordert, sondern die zuständige Genehmigungsbehörde.

Unabhängig davon gehen die Diskussionen weiter, ob und welche Tiere in einem Zirkus vorgeführt werden sollen. Ein Dreirad fahrender und Purzelbäume schlagender Bär oder Affen, die auf Pferden reiten, sind für Tierschützer ein Graus. „In meinen Augen ist das Tierquälerei“, sagt die Grafikerin Sabine Pöferlein aus Thalmässing, die vergangene Woche zwei Demonstrationen in Hilpoltstein organisiert hat. „Diese Kunststückchen sind weder artgerecht noch vertretbar.“

Gehege statt Container

Der Rother Gymnasiast Simon Fischer, der für sein Engagement erst in diesem Jahr mit dem Jugendkulturpreis des Landkreises ausgezeichnet worden ist, findet die Tierhaltung im Zirkus schlicht „nicht mehr zeitgemäß“. Ein großer Bär gehöre nicht in einen Container, der jede Woche über die Autobahnen transportiert werde, sondern in die Natur oder zumindest in ein großes Wildgehege.

Angebote, die Tiere des „Circus Alberti“ artgerecht unterzubringen, habe es in den vergangenen Jahren immer wieder gegeben, schreibt Sylvia Pfeiffer aus Hilpoltstein in einem Brief an die Redaktion. Doch die Angebote seien vom Zirkus immer wieder abgelehnt worden.

„Wir nutzen ihren Spieltrieb“

Zirkus-Sprecher Wolfgang Frank kann die ganze Aufregung indes nicht verstehen. Bei den Vorstellungen und auch beim Training würden niemals Tiere gequält. „Wir nutzen ihren Spieltrieb“, beteuert er. „Wir halten uns an die Richtlinien. Sonst hätten wir ein Problem.“

Am Sonntag um 14 Uhr, eine Stunde vor der Nachmittagsvorstellung, werden sich die Kontrahenten wie schon vergangene Woche Aug’ in Aug’ gegenüberstehen. Vergangene Woche in Hilpoltstein waren die (wenigen) Zirkusbesucher von einzelnen Demonstranten ausgepfiffen und ausgebuht worden (Hilpoltstein: Zirkusbesucher ausgebuht). „Das war ganz sicher nicht korrekt und dafür möchten wir uns auch bei den betroffenen Eltern und Besuchern aufrichtig entschuldigen“, betont Sylvia Pfeiffer. Allerdings sei man auch erschrocken ob der „unverschämten, unflätigen und beleidigenden Bemerkungen der gesamten Zirkusfamilie“ den Demonstranten gegenüber.

Unterstützung für den Zirkus kommt derweil, nicht ganz überraschend, von der „Gesellschaft der Circusfreunde e. V.“. „Tiere im Circus: Erst vor Ort informieren! Dann? Kritisieren“, rät dessen Sprecher Christian Maletz. Ähnlich sieht es Zirkussprecher Wolfgang Frank: „Die Kritiker wollen einfach nicht sehen, wie gut es unseren Tieren geht.“

Vorstellungen des Circus Alberti gibt es am Freitag, 23. Oktober, um 18 Uhr, am Samstag, 24. Oktober, um 15 und um 18 Uhr, am Sonntag, 25. Oktober, und Montag, 26. Oktober, jeweils um 15 Uhr. Eine Demonstration vor dem Zirkusgelände neben dem Penzendorfer Sportplatz ist am Sonntag um 14 Uhr angemeldet.

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