Söders Favorit gewinnt beim Poker um Polizei-Chefposten

Michael Husarek

Chefredakteur Nürnberger Nachrichten

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21.4.2018, 06:00 Uhr
Steht nicht im Regen: Roman Fertinger (M.) wird neuer Polizeipräsident von Mittelfranken. Markus Söder und Joachim Herrmann (l.) stehen hinter dem 60-Jährigen.

© Foto: Michael Fischer Steht nicht im Regen: Roman Fertinger (M.) wird neuer Polizeipräsident von Mittelfranken. Markus Söder und Joachim Herrmann (l.) stehen hinter dem 60-Jährigen.

Der Ministerrat muss sich am kommenden Dienstag mit dem Vorschlag des Innenministers befassen, die Zustimmung gilt als sicher. Minister Joachim Herrmann (CSU) geht davon jedenfalls aus und spricht "von der insgesamt besten Lösung".

Denn mit Fertinger rücke ein "mehrjähriger verdienter Vize an die Spitze, der den neuen Posten aus dem Stehgreif übernehmen kann", sagte Herrmann. An Fertingers Seite werde ein junger Stellvertreter gestellt.

Enges Verhältnis zu Markus Söder

Zu der massiven Kritik an der Personalentscheidung, die sowohl aus Präsidiumskreisen, aber auch in Teilen der Öffentlichkeit geäußert wurde, wollte sich Herrmann nicht äußern. Die FDP-Bezirksvorsitzende Katja Hessel sprach angesichts des engen Verhältnisses zwischen Fertinger und Ministerpräsident Markus Söder (CSU) sogar von einer sich anbahnenden "Amigo-Affäre". Der bisherige Polizeipräsident Johann Rast hatte im vergangenen November einen Antrag auf Verlängerung seiner Dienstzeit bis 2019 gestellt. Innenminister Hermann hatte ihn vor wenigen Tagen aufgefordert, den Antrag zurückzuziehen.

Im Präsidium selbst gibt es offenbar zwei Lager — hier die Rast-Freunde, dort die Fertinger-Fans. Das Verhältnis zwischen den beiden Spitzenbeamten gilt als extrem zerrüttet, in den vergangenen Jahren habe sich die Lage nochmals zugespitzt, berichten Insider. Nun soll offenbar Ruhe einkehren.

Karrieresprung auch kurz vor Ende der Laufbahn möglich

Dass mit Fertinger, der in der Vergangenheit mehrfach als Präsident in anderen Regierungsbezirken gehandelt worden war, ein 60-Jähriger zum Polizeipräsidenten berufen wird, ist dennoch ein seltener Vorgang. Das Beamtenrecht erlaubt solche Beförderungen kurz vor Erreichen des eigentlichen Ruhestandsalters aber ausdrücklich.

Erst kürzlich hat der zuständige Hauptpersonalrat dies für Polizisten jenseits der 60-Jahres-Grenze bekräftigt - vorausgesetzt, der betroffene Beamte und sein Dienstherr befürworten diesen Karrieresprung.

Der frühere Fürther Polizeichef Fertinger wird im Präsidium aller Voraussicht nach nur wenig Zeit haben, eigene Akzente zu setzen. Theoretisch könnte er zwar bis 67 im Amt bleiben, doch in der Regel erfolgt die Pensionierung von Polizeipräsidenten früher.

Präsidentschaft auf Zeit

Seine Präsidentschaft trägt also von Anfang an die Züge einer Übergangszeit. Hinter den Kulissen dürfte deshalb bereits jetzt die Suche nach einem neuen, dann für eine längere Amtszeit zur Verfügung stehenden Polizeipräsidenten einsetzen.

Ministerpräsident Markus Söder, der an der Beförderung offenbar großes Interesse hat, hält sich bedeckt. Er darf sich nach den internen Machtkämpfen als Sieger fühlen. Von Anfang an setzte er auf seinen Vertrauten.

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