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April, April, Handke macht, was er will! Unsere Buchtipps für den Frühling

27.4.2022, 09:42 Uhr
Schwule lieben sie, Lesben sowieso, und seit Fran Lebowitz mit Anzugjacke, Jeans und Cowboystiefeln für Martin Scorseses spritzige Serie "Pretend It's A City" grummelnd durch New York stapfte (auf Netflix zu sehen), auch alle anderen! Jetzt kann man endlich auf Deutsch nachlesen, warum die Autorin, eine Art weiblicher Woody Allen, so verehrt wird. In "New York und der Rest der Welt" (Rowohlt, 22 Euro) sind die beiden Bände mit satirischen Kolumnen über das urbane Leben zusammengefasst, die sie bereits 1978 und 1981 herausbrachte... Seitdem hat sie Schreibblockade, wie sie gerne witzelt. Ihr Rat an blockierte Eltern: "Ihr Kind sitzt zu lange am Fernseher, wenn es zu platzen droht." Wolf Ebersberger
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Schwule lieben sie, Lesben sowieso, und seit Fran Lebowitz mit Anzugjacke, Jeans und Cowboystiefeln für Martin Scorseses spritzige Serie "Pretend It's A City" grummelnd durch New York stapfte (auf Netflix zu sehen), auch alle anderen! Jetzt kann man endlich auf Deutsch nachlesen, warum die Autorin, eine Art weiblicher Woody Allen, so verehrt wird. In "New York und der Rest der Welt" (Rowohlt, 22 Euro) sind die beiden Bände mit satirischen Kolumnen über das urbane Leben zusammengefasst, die sie bereits 1978 und 1981 herausbrachte... Seitdem hat sie Schreibblockade, wie sie gerne witzelt. Ihr Rat an blockierte Eltern: "Ihr Kind sitzt zu lange am Fernseher, wenn es zu platzen droht." Wolf Ebersberger © Rowohlt Verlag/Montage: Sabine Schmid

Ganze acht Jahre haben die Brenner-Fans warten müssen. Jetzt ist endlich wieder was passiert im Umfeld des kauzigen Wiener Ermittlers. Wolf Haas hat ihn in seinem neuen Krimi "Müll" auf den Recyclinghof versetzt, wo der etwas angeschlagene Brenner sortiert, was andere wegschmeißen. Prompt tauchen in den Wertstoff-Wannen Leichenteile auf... Hauptfigur ist aber wieder der namenlose Erzähler, der mit dem Leser prinzipiell per du ist, alles weiß und aus dem Off kommentiert. Dazu pflegt Haas einmal mehr seine lustvolle Sprachverknappung. Das kurvenreiche Ermittlungsabenteuer ist Unterhaltung pur - eh klar. (Hoffmann und Campe, 24 Euro) Birgit Nüchterlein
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Ganze acht Jahre haben die Brenner-Fans warten müssen. Jetzt ist endlich wieder was passiert im Umfeld des kauzigen Wiener Ermittlers. Wolf Haas hat ihn in seinem neuen Krimi "Müll" auf den Recyclinghof versetzt, wo der etwas angeschlagene Brenner sortiert, was andere wegschmeißen. Prompt tauchen in den Wertstoff-Wannen Leichenteile auf... Hauptfigur ist aber wieder der namenlose Erzähler, der mit dem Leser prinzipiell per du ist, alles weiß und aus dem Off kommentiert. Dazu pflegt Haas einmal mehr seine lustvolle Sprachverknappung. Das kurvenreiche Ermittlungsabenteuer ist Unterhaltung pur - eh klar. (Hoffmann und Campe, 24 Euro) Birgit Nüchterlein © Hoffmann und Campe/Montage: Sabine Schmid

Da hat sich Paul Auster aber ins Zeug gelegt. Auf 1100 Seiten wuchs sein neues Buch "In Flammen" an (Rowohlt, 34 Euro), in dem er sich biografisch mit einem anderen amerikanischen Schriftsteller befasst: dem nach einem turbulenten Leben mit nur 28 Jahren an Tuberkulose gestorbenen Stephen Crane (1871-1900). Viele kennen ihn gar nicht mehr, dabei hat der Journalist, Kriegsreporter und Abenteurer nicht nur einen hervorragenden Roman über den "Civil War" verfasst ("Die rote Tapferkeitsmedaille"), sondern auch Gedichte und herrliche Erzählungen. Der Band "Geschichten eines New Yorker Künstlers" zeigt, wie modern und lakonisch, wie lustig und genau er war, mit seinem fast schon filmischen Blick in extremste Milieus - vom stinkenden Obdachlosenasyl zur Millionärsvilla (Pendragon, 24 Euro). Wolf Ebersberger
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Da hat sich Paul Auster aber ins Zeug gelegt. Auf 1100 Seiten wuchs sein neues Buch "In Flammen" an (Rowohlt, 34 Euro), in dem er sich biografisch mit einem anderen amerikanischen Schriftsteller befasst: dem nach einem turbulenten Leben mit nur 28 Jahren an Tuberkulose gestorbenen Stephen Crane (1871-1900). Viele kennen ihn gar nicht mehr, dabei hat der Journalist, Kriegsreporter und Abenteurer nicht nur einen hervorragenden Roman über den "Civil War" verfasst ("Die rote Tapferkeitsmedaille"), sondern auch Gedichte und herrliche Erzählungen. Der Band "Geschichten eines New Yorker Künstlers" zeigt, wie modern und lakonisch, wie lustig und genau er war, mit seinem fast schon filmischen Blick in extremste Milieus - vom stinkenden Obdachlosenasyl zur Millionärsvilla (Pendragon, 24 Euro). Wolf Ebersberger © Rowohlt Verlag/Montage: Sabine Schmid

Die Bücher werden immer schmaler, die Inhalte immer komplexer. Peter Handke legt mit "Zwiegespräch" siebzig Seitlein in Großdruck vor, auf denen er über das Erinnern richtet, eigene Denkfehler spaßig analysiert, sich selbst zitierend durch seine literarische Welt wandert, um am Ende so heiter wie zweifelnd zu fragen: "Komme eine Zeit, da das Wünschen wieder helfen wird?" Sie möge kommen, fällt er sich selber ins Wort bei diesem Dialog, der den beiden überragenden toten Schauspielern Bruno Ganz und Otto Sander gewidmet ist und in dem es also auch um das Theater, die Kunst der Verstellung und Verwandlung geht und in dem so wundervolle Wörter wie "gebumsknallt" vorkommen. Letztlich ist es aber doch ein flirrender Monolog Handkes, der sich stets da widerspricht, wo man meinte, der alte weise Mann sei sich seiner und unserer Sache ziemlich sicher. (Suhrkamp, 18 Euro) Bernd Noack
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Die Bücher werden immer schmaler, die Inhalte immer komplexer. Peter Handke legt mit "Zwiegespräch" siebzig Seitlein in Großdruck vor, auf denen er über das Erinnern richtet, eigene Denkfehler spaßig analysiert, sich selbst zitierend durch seine literarische Welt wandert, um am Ende so heiter wie zweifelnd zu fragen: "Komme eine Zeit, da das Wünschen wieder helfen wird?" Sie möge kommen, fällt er sich selber ins Wort bei diesem Dialog, der den beiden überragenden toten Schauspielern Bruno Ganz und Otto Sander gewidmet ist und in dem es also auch um das Theater, die Kunst der Verstellung und Verwandlung geht und in dem so wundervolle Wörter wie "gebumsknallt" vorkommen. Letztlich ist es aber doch ein flirrender Monolog Handkes, der sich stets da widerspricht, wo man meinte, der alte weise Mann sei sich seiner und unserer Sache ziemlich sicher. (Suhrkamp, 18 Euro) Bernd Noack © Suhrkamp/Montage: Sabine Schmid

Wer Handke mag, wird auch dieses Buch mögen: Katharina Hackers luftige Krisen-Parabel "Die Gäste". Ihre Heldin Friederike erbt zum 50. Geburtstag völlig überraschend ein Café von der längst verstorbenen Großmutter und gibt sogleich ihren Unijob (am "Institut für verschwindende Idiome"!) auf. Die Gäste, die sie liebevoll beobachtend anlockt, sitzen indes auch im Keller: Ratten zum Beispiel, die wie bei E.T.A. Hoffmann in Uniform aufmarschieren. Auch Kafka ist nicht fern in dieser lose vor sich hinpoetisierten Berliner Skizze, bei der es nicht nur um äußere Bedrohung geht (Pandemie plus Heckenschützen auf den Dächern), sondern vor allem um Einsamkeit und Sehnsucht, etwa nach dem verlorenen Sohn... (S. Fischer, 20 Euro) Wolf Ebersberger
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Wer Handke mag, wird auch dieses Buch mögen: Katharina Hackers luftige Krisen-Parabel "Die Gäste". Ihre Heldin Friederike erbt zum 50. Geburtstag völlig überraschend ein Café von der längst verstorbenen Großmutter und gibt sogleich ihren Unijob (am "Institut für verschwindende Idiome"!) auf. Die Gäste, die sie liebevoll beobachtend anlockt, sitzen indes auch im Keller: Ratten zum Beispiel, die wie bei E.T.A. Hoffmann in Uniform aufmarschieren. Auch Kafka ist nicht fern in dieser lose vor sich hinpoetisierten Berliner Skizze, bei der es nicht nur um äußere Bedrohung geht (Pandemie plus Heckenschützen auf den Dächern), sondern vor allem um Einsamkeit und Sehnsucht, etwa nach dem verlorenen Sohn... (S. Fischer, 20 Euro) Wolf Ebersberger © S. Fischer Verlag/Montage: Sabine Schmid

Dass Krankheit und Wahnsinn, Schönheit und Tod allesamt Naturgewalten sind, mit denen die Schweiz verflucht wie gesegnet ist, wissen wir aus dicken Schinken der Weltliteratur. Wie man dagegen auch frech und bündig über Davos, Sils-Maria und Zermatt schreiben kann, beweist Andreas Lesti mit seinem Reisebuch "Zauberberge" (Bergwelten, 20 Euro). Da wären Wagner, Nietzsche oder Mann schön ins Schwitzen gekommen, hätten sie so zu Potte kommen wollen wie er. Tiefgang im Hochgebirge? Ja. Mit Humor. Christian Mückl
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Dass Krankheit und Wahnsinn, Schönheit und Tod allesamt Naturgewalten sind, mit denen die Schweiz verflucht wie gesegnet ist, wissen wir aus dicken Schinken der Weltliteratur. Wie man dagegen auch frech und bündig über Davos, Sils-Maria und Zermatt schreiben kann, beweist Andreas Lesti mit seinem Reisebuch "Zauberberge" (Bergwelten, 20 Euro). Da wären Wagner, Nietzsche oder Mann schön ins Schwitzen gekommen, hätten sie so zu Potte kommen wollen wie er. Tiefgang im Hochgebirge? Ja. Mit Humor. Christian Mückl © Bergwelten/Montage: Sabine Schmid

Rote Haare, Sommersprossen, ein ansteckendes Lachen: So kennt man die Schauspielerin und Autorin Andrea Sawatzki. Doch als Kind hat sie in ihrer Familie Furchtbares erlebt. Warum sie sich am Ende sogar den Tod ihres Vaters, der an Demenz erkankte, wünschte, erzählt sie in ihrem neuen, mutigen und  bewunderswert ehrlichen Buch "Brunnenstraße" (Piper, 20 Euro). Eine Leidensgeschichte, ja, aber ohne jede Larmoyanz. Regina Urban
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Rote Haare, Sommersprossen, ein ansteckendes Lachen: So kennt man die Schauspielerin und Autorin Andrea Sawatzki. Doch als Kind hat sie in ihrer Familie Furchtbares erlebt. Warum sie sich am Ende sogar den Tod ihres Vaters, der an Demenz erkankte, wünschte, erzählt sie in ihrem neuen, mutigen und  bewunderswert ehrlichen Buch "Brunnenstraße" (Piper, 20 Euro). Eine Leidensgeschichte, ja, aber ohne jede Larmoyanz. Regina Urban © Piper Verlag/Montage: Sabine Schmid

Zwei Wörter, die mit demselben Buchstaben beginnen: die Liebe und die Literatur: "Was, wenn Literatur zugleich Symptom und Medizin wäre", heißt es in Kenneth Moes schönem Debüt-Roman "Rastlos" einmal. Die Liebe liest man da unweigerlich mit. Der junge norwegische Autor erzählt in knapper Form von einem, der verlassen wurde. Und der nun das Glück im Fragen sucht. (Residenz-Verlag, 20 Euro) Christian Mückl
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Zwei Wörter, die mit demselben Buchstaben beginnen: die Liebe und die Literatur: "Was, wenn Literatur zugleich Symptom und Medizin wäre", heißt es in Kenneth Moes schönem Debüt-Roman "Rastlos" einmal. Die Liebe liest man da unweigerlich mit. Der junge norwegische Autor erzählt in knapper Form von einem, der verlassen wurde. Und der nun das Glück im Fragen sucht. (Residenz-Verlag, 20 Euro) Christian Mückl © Residenz Verlag/Montage: Sabine Schmid

Nein, an Missgeschicken und Skandalen ist sie nicht arm, die Geschichte des 1.FC Nürnberg. Der Sportjournalist Harald Kaiser hat für sein Buch "Der Club ist ein Depp. Aber nicht immer!" (Die Werkstatt, 18 Euro) nun mal sämtliche Kuriositäten zusammengetragen, die dem ruhmreichen Fußballverein so passiert sind in all den Jahren. 80 Geschichten enthält der Band, dessen Titel ja schon darauf hindeutet, dass der Altmeister nicht in jeder Episode alt aussieht. Den einen oder anderen schönen Moment hat der frühere "kicker"-Redakteur Kaiser eingefangen, etwa ein 4:0 auf schneebedecktem Boden gegen den FC Bayern München am 25. November 1989... Lang her! Ach, und Peter Handke (siehe oben) kommt übrigens auch vor: Der hat in seinem Band "Die Innenwelt der Außenwelt der Innenwelt" von 1969 das Gedicht "Die Aufstellung des 1.FC Nürnberg" vom 27.1.1968" veröffentlicht - in Handkes Startelf findet sich auch "Leo" Leupold, der aber an jenem Januartag lediglich eingewechselt wurde, stattdessen war Helmut Hilpert nominiert. Dichterische Freiheit, könnte man meinen, aber aus "fußballfachlicher Sicht" zu kritisieren, argumentiert Kaiser. Handke macht eben, was er will...  Marco Puschner
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Nein, an Missgeschicken und Skandalen ist sie nicht arm, die Geschichte des 1.FC Nürnberg. Der Sportjournalist Harald Kaiser hat für sein Buch "Der Club ist ein Depp. Aber nicht immer!" (Die Werkstatt, 18 Euro) nun mal sämtliche Kuriositäten zusammengetragen, die dem ruhmreichen Fußballverein so passiert sind in all den Jahren. 80 Geschichten enthält der Band, dessen Titel ja schon darauf hindeutet, dass der Altmeister nicht in jeder Episode alt aussieht. Den einen oder anderen schönen Moment hat der frühere "kicker"-Redakteur Kaiser eingefangen, etwa ein 4:0 auf schneebedecktem Boden gegen den FC Bayern München am 25. November 1989... Lang her! Ach, und Peter Handke (siehe oben) kommt übrigens auch vor: Der hat in seinem Band "Die Innenwelt der Außenwelt der Innenwelt" von 1969 das Gedicht "Die Aufstellung des 1.FC Nürnberg" vom 27.1.1968" veröffentlicht - in Handkes Startelf findet sich auch "Leo" Leupold, der aber an jenem Januartag lediglich eingewechselt wurde, stattdessen war Helmut Hilpert nominiert. Dichterische Freiheit, könnte man meinen, aber aus "fußballfachlicher Sicht" zu kritisieren, argumentiert Kaiser. Handke macht eben, was er will...  Marco Puschner © Werkstatt Verlag/Montage: Sabine Schmid

Wenn wir ein Kind haben, ziehen wir aufs Land: Elisabeth, erfolgreiche Autorin, ist jetzt Mutter. Also geht es raus in die Kleinstadt, in die Nähe der Schwiegereltern. Doch Elisabeth fehlt New York,  nur mühsam findet sie in ihr neues Leben. Dann tritt Sam in ihr Leben, als Babysitterin. Zwischen beiden Frauen, die aus unterschiedlichen Welten kommen, entspinnt sich eine Freundschaft, die nicht folgenlos bleibt. Doch das Buch von J. Courtney Sullivan ist nicht nur eine Geschichte über die Verbindung zweier Frauen, sondern auch über Amerikas Klassengesellschaft. Sullivan gelingt es in "Fremde Freundin",   beides mit großer Leichtigkeit – und viel feinem Humor – zu verweben. (Hanser, 24 Euro) Claudia Urbasek
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Wenn wir ein Kind haben, ziehen wir aufs Land: Elisabeth, erfolgreiche Autorin, ist jetzt Mutter. Also geht es raus in die Kleinstadt, in die Nähe der Schwiegereltern. Doch Elisabeth fehlt New York,  nur mühsam findet sie in ihr neues Leben. Dann tritt Sam in ihr Leben, als Babysitterin. Zwischen beiden Frauen, die aus unterschiedlichen Welten kommen, entspinnt sich eine Freundschaft, die nicht folgenlos bleibt. Doch das Buch von J. Courtney Sullivan ist nicht nur eine Geschichte über die Verbindung zweier Frauen, sondern auch über Amerikas Klassengesellschaft. Sullivan gelingt es in "Fremde Freundin",   beides mit großer Leichtigkeit – und viel feinem Humor – zu verweben. (Hanser, 24 Euro) Claudia Urbasek © Hanser Verlag/Montage: Sabine Schmid

Man drückt ihm fast die Daumen, diesem angehenden Maler ohne allzu große Aussichten, der sich im Wien des Jahres 1907 an der Kunstakademie um einen Studienplatz bewirbt. Sein Name: Adolf Hitler, und bei Hans Traxler wird er, der schlotternde Dilettant, dann ja sogar genommen... Was wäre der Welt damit alles erspart geblieben?! In "Die Nacht, in der Kasimir Malewitsch das Schwarze Quadrat klaute..." hat Traxler noch sieben weitere Episoden parat, in denen Kunst- wie Weltgeschichte sanft auf den Kopf gestellt werden. Die dazugehörigen Fakten sollte der amüsierte Leser natürlich kennen... (Kunstmann, 20 Euro) Wolf Ebersberger
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Man drückt ihm fast die Daumen, diesem angehenden Maler ohne allzu große Aussichten, der sich im Wien des Jahres 1907 an der Kunstakademie um einen Studienplatz bewirbt. Sein Name: Adolf Hitler, und bei Hans Traxler wird er, der schlotternde Dilettant, dann ja sogar genommen... Was wäre der Welt damit alles erspart geblieben?! In "Die Nacht, in der Kasimir Malewitsch das Schwarze Quadrat klaute..." hat Traxler noch sieben weitere Episoden parat, in denen Kunst- wie Weltgeschichte sanft auf den Kopf gestellt werden. Die dazugehörigen Fakten sollte der amüsierte Leser natürlich kennen... (Kunstmann, 20 Euro) Wolf Ebersberger © Verlag Antje Kunstmann/Montage: Sabine Schmid

Dass da in der Realität noch niemand draufgekommen ist! Der bulgarische Autor Georgi Gospodinov hat in seinem Roman "Zeitzuflucht" die geniale Idee, Demenzkranke nicht etwa abzuschieben in verrammelte Heime, wo sie mit lächerlichen Beschäftigungstherapien und in Stuhlkreisen bei Laune gehalten werden, sondern sie in den Welten leben zu lassen, an die sie sich noch ganz klar erinnern. In der Klinik für Vergangenheit können sie sich inmitten der Utensilien, die sie noch kennen, einrichten, hier blühen sie auf, erzählen und kommentieren Zeitläufte, die wir Heutigen nur aus Geschichtsbüchern kennen. Gospodinov erweist sich mit seiner witzigen, bösen und zugleich melancholischen Sprache als ein Flaneur durch die Jahrzehnte. Dass die therapeutische Retrotour ihre Gefahren birgt, macht den Roman auch zu einem wuchtigen Buch der Mahnung. (Aufbau, 24 Euro) Bernd Noack
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Dass da in der Realität noch niemand draufgekommen ist! Der bulgarische Autor Georgi Gospodinov hat in seinem Roman "Zeitzuflucht" die geniale Idee, Demenzkranke nicht etwa abzuschieben in verrammelte Heime, wo sie mit lächerlichen Beschäftigungstherapien und in Stuhlkreisen bei Laune gehalten werden, sondern sie in den Welten leben zu lassen, an die sie sich noch ganz klar erinnern. In der Klinik für Vergangenheit können sie sich inmitten der Utensilien, die sie noch kennen, einrichten, hier blühen sie auf, erzählen und kommentieren Zeitläufte, die wir Heutigen nur aus Geschichtsbüchern kennen. Gospodinov erweist sich mit seiner witzigen, bösen und zugleich melancholischen Sprache als ein Flaneur durch die Jahrzehnte. Dass die therapeutische Retrotour ihre Gefahren birgt, macht den Roman auch zu einem wuchtigen Buch der Mahnung. (Aufbau, 24 Euro) Bernd Noack © Aufbau Verlag/Montage: Sabine Schmid

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