Trotz Bußgeldern

Einfach aus dem Auto: Ärger über Abfall am Straßenrand

1.9.2021, 11:16 Uhr
Einfach aus dem Auto: Ärger über Abfall am Straßenrand

© Filmbetrachter/Pixabay

Nach wie vor herrscht auch unter Autofahrern die Unsitte, sich allen möglichen Unrats von Fastfood-Verpackungen über Zigarettenstummel bis hin zu Getränkedosen einfach vom Fahrzeug aus zu entledigen; entsprechend vermüllte Straßenränder und Parkplätze geben ein beredtes Zeugnis davon ab.

Die englische Sprache kennt für solches Fehlverhalten einen Fachbegriff: "Littering" heißt er und ist vom Wort "litter" für Abfall abgeleitet.

Hoher Aufwand

Es sind immense Kosten, die dafür entstehen, den Umweltsündern hinterzuräumen. So hat die TU Darmstadt berechnet, dass die Beseitigung illegal weggeworfenen Abfalls pro Kilometer Land- und Bundesstraße mit rund 9000 Euro zu Buche schlägt. Legt man deutschlandweit rund 12.800 Autobahnkilometer zugrunde, ergibt sich ein Betrag von etwa 115 Millionen Euro. Und beim ADAC ist nachzulesen, dass allein bei den 23 Meistereien der Autobahndirektion Südbayern 50 bis 75 Mitarbeiter an fünf Tagen pro Woche mit dem Einsammeln illegal entsorgten Mülls beschäftigt sind.

Zurück zur Natur? Von wegen!

Einfach liegenlassen ist selbst bei vermeintlichem Biomüll keine Lösung. Von wegen zurück zur Natur: Der Automobil-Club Verkehr (ACV) rechnet vor, dass selbst eine Bananenschale bis zu drei Jahre braucht, bis sie zerfallen ist, bei einem Taschentuch beträgt die entsprechende Zeitspanne bis zu fünf Jahre. "Abfall ist äußerst überlebensfähig", heißt es, was bei anderen Wegwerfartikeln beispielsweise Folgendes bedeutet: Kaugummis verrotten nach fünf Jahren, Plastik-/PET-Flaschen nach 1000 und Glas sogar erst nach 4000 Jahren. Zigarettenkippen halten sich sieben Jahre – während dieser Zeit belasten sie das Grundwasser; schon die Nikotin-Konzentration eines Stummels, aufgelöst in einem Liter Wasser, sei für Fische tödlich, wie der ADAC betont.

Sicherheit gefährdet

Von der Umweltproblematik einmal abgesehen, stellt der "wilde Müll" auch ein "erhebliches Risiko für die Verkehrssicherheit" dar, wie das von der HUK-Coburg-Versicherung getragene Goslar Institut warnt. Problematisch wird es vor allem dann, wenn Mülleimer oder -säcke aus dem fahrenden Auto geworfen werden, was leider gar nicht so selten vorkommt.

Wer beim Littering erwischt wird, muss teils mit erheblichen Strafen rechnen. Die Bußgelder variieren von Bundesland zu Bundesland. Das Wegwerfen einer Zigarettenschachtel beispielsweise kostet in Mecklenburg-Vorpommern 5 bis 10 Euro, in Bayern 20 Euro, in Nordrhein-Westfalen 10 bis 25 Euro und im Saarland 10 bis 100 Euro. Baden-Württemberg berechnet für das illegale Entsorgen von Zigarettenschachteln und -kippen, Kaugummi oder Verpackungsmaterial 50 bis 250 Euro. Hamburg bittet sogar mit bis zu 1000 Euro zur Kasse, wenn der Aschenbecher in die Natur entleert oder Glas weggeworfen wird.

Bequemlichkeit und Gleichgültigkeit

Einer Studie der Humboldt-Universität Berlin zufolge sind schlicht Bequemlichkeit, Faulheit und Gleichgültigkeit ursächlich für die Unsitte des Litterings. Dabei wäre es so einfach, legale Wege für den Abfall zu finden: Papierkörbe und Abfalleimer finden sich allerorten, Mehrwegverpackungen, Frischhaltedosen und eigene Kaffeebecher sind umweltfreundliche Alternativen zu üblichen To-Go-Behältnissen. Und wenn der Müllcontainer am Parkplatz überfüllt ist, sollte es kein Problem darstellen, den Abfall im Auto mit nach Hause zu nehmen und dort in die Tonne zu werfen.