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Der Krieg gegen die Ukraine: Was man jetzt lesen sollte, um dieses Land zu verstehen

22.3.2022, 11:20 Uhr
Joseph Roth "Reisen in die Ukraine und Russland": Schon in den 1920er Jahren sah Joseph Roth seine einstige Heimat (er wurde an der Grenze zu Weißrussland geboren) als ein von politischen Mächten gebeuteltes Land und er schrieb: "In diesem Europa, in dem die möglichst große Selbständigkeit der Nationen das oberste Prinzip der Friedensschlüsse, Gebietsteilungen und Staatengründungen war, hätte es den europäischen und amerikanischen Kennern der Geographie nicht passieren dürfen, dass ein großes Volk (…) in mehrere nationale Minderheiten zerschlagen, in verschiedenen Staaten weiterlebe." (Beck Verlag, 14,95 Euro)
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Joseph Roth "Reisen in die Ukraine und Russland": Schon in den 1920er Jahren sah Joseph Roth seine einstige Heimat (er wurde an der Grenze zu Weißrussland geboren) als ein von politischen Mächten gebeuteltes Land und er schrieb: "In diesem Europa, in dem die möglichst große Selbständigkeit der Nationen das oberste Prinzip der Friedensschlüsse, Gebietsteilungen und Staatengründungen war, hätte es den europäischen und amerikanischen Kennern der Geographie nicht passieren dürfen, dass ein großes Volk (…) in mehrere nationale Minderheiten zerschlagen, in verschiedenen Staaten weiterlebe." (Beck Verlag, 14,95 Euro) © Beck Verlag/Montage: Sabine Schmid

Marc Sagnol "Galizien und Lodomerien": Der französische Philosoph und Filmemacher durchstreift die ehemaligen Kronländer Galizien und Lodomerien in der heutigen Ukraine, begibt sich auf eine sehr persönliche Spurensuche nach den Resten der verschollenen österreichischen, polnischen und jüdischen Kultur und liefert gleichzeitig tiefe Einblicke in die aktuellen Lebensumstände in der Ukraine. (Kulturverlag Kadmos, 24,90 Euro)
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Marc Sagnol "Galizien und Lodomerien": Der französische Philosoph und Filmemacher durchstreift die ehemaligen Kronländer Galizien und Lodomerien in der heutigen Ukraine, begibt sich auf eine sehr persönliche Spurensuche nach den Resten der verschollenen österreichischen, polnischen und jüdischen Kultur und liefert gleichzeitig tiefe Einblicke in die aktuellen Lebensumstände in der Ukraine. (Kulturverlag Kadmos, 24,90 Euro) © Kulturverlag Kadmos/Montage: Sabine Schmid

Serhij Zhádan "Internat": Bereits 2018 erschienen, geht es in diesem sprachlich grandiosen dystopischen Roman um Krieg in der Ukraine, der nicht erst seit ein paar Wochen schwelt. Der Versuch, innerhalb eines gefährlichen Landes einen friedvollen Ort zu finden, scheitert an den unmenschlichen Zu- und Umständen. Ein Roman über die Unmöglichkeit, dem sinnlosen Sterben zu trotzen, der auf einmal wie gerade eben geschrieben erscheint und verstört. (Suhrkamp, 22 Euro)
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Serhij Zhádan "Internat": Bereits 2018 erschienen, geht es in diesem sprachlich grandiosen dystopischen Roman um Krieg in der Ukraine, der nicht erst seit ein paar Wochen schwelt. Der Versuch, innerhalb eines gefährlichen Landes einen friedvollen Ort zu finden, scheitert an den unmenschlichen Zu- und Umständen. Ein Roman über die Unmöglichkeit, dem sinnlosen Sterben zu trotzen, der auf einmal wie gerade eben geschrieben erscheint und verstört. (Suhrkamp, 22 Euro) © Suhrkamp/Montage: Sabine Schmid

Natascha Wodin "Sie kam aus Mariupol": Der Name der Stadt erscheint gerade auf jeder Landkarte aus dem Krisengebiet. Die in Deutschland lebende Autorin geht in ihrem Roman den Spuren ihrer Mutter in der ukrainischen Heimat nach. Und in ihrer faszinierenden Recherche taucht sie ab in die finsteren Abgründe des 20. Jahrhunderts, stößt auf die stalinistischen und die deutschen Verbrechen in der Sowjetunion, deren Zeugen und Opfer die Familie wurde. (Rowohlt, 12 Euro)
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Natascha Wodin "Sie kam aus Mariupol": Der Name der Stadt erscheint gerade auf jeder Landkarte aus dem Krisengebiet. Die in Deutschland lebende Autorin geht in ihrem Roman den Spuren ihrer Mutter in der ukrainischen Heimat nach. Und in ihrer faszinierenden Recherche taucht sie ab in die finsteren Abgründe des 20. Jahrhunderts, stößt auf die stalinistischen und die deutschen Verbrechen in der Sowjetunion, deren Zeugen und Opfer die Familie wurde. (Rowohlt, 12 Euro) © Rowohlt/Montage: Sabine Schmid

Juri Andruchowytsch "Die Lieblinge der Justiz": Mit erstaunlich heiterem Sarkasmus zeigt der Autor anhand juristischer Fälle, wie absurd es bisweilen in einem Land zugehen kann, das sich in Vetternwirtschaft und Korruption eingerichtet hat. Das Rechtswesen wird ausgehebelt, auf der Strecke bleiben die, die es sich nicht leisten können, in einem Staat zu bestehen, der seine Gesetze wie freibleibende Angebote liest und handhabt. (Suhrkamp, 23 Euro)
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Juri Andruchowytsch "Die Lieblinge der Justiz": Mit erstaunlich heiterem Sarkasmus zeigt der Autor anhand juristischer Fälle, wie absurd es bisweilen in einem Land zugehen kann, das sich in Vetternwirtschaft und Korruption eingerichtet hat. Das Rechtswesen wird ausgehebelt, auf der Strecke bleiben die, die es sich nicht leisten können, in einem Staat zu bestehen, der seine Gesetze wie freibleibende Angebote liest und handhabt. (Suhrkamp, 23 Euro) © Suhrkamp/Montage: Sabine Schmid

Andrej Kurkow "Graue Bienen": Einer der ganz wenigen ukrainischen Autoren, die es auch bei uns auf die Bestsellerlisten geschafft haben. Es geht um einen Imker im (jetzt umkämpften) Osten des Landes, der sich eigentlich aus politischen Querelen heraushalten möchte, damit wenigstens sein Bienenstaat überlebt. (Diogenes, 24 Euro)
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Andrej Kurkow "Graue Bienen": Einer der ganz wenigen ukrainischen Autoren, die es auch bei uns auf die Bestsellerlisten geschafft haben. Es geht um einen Imker im (jetzt umkämpften) Osten des Landes, der sich eigentlich aus politischen Querelen heraushalten möchte, damit wenigstens sein Bienenstaat überlebt. (Diogenes, 24 Euro) © Diogenes/Montage: Sabine Schmid

Tanja Maljartschuk "Blauwal der Erinnerung": Wie bei vielen ihrer schreibenden Landsleute ist auch bei dieser Autorin diese sensible Beherrschung der Sprache und die Fähigkeit, trotzdem radikale Bilder zu finden, zu bewundern. Auch hier geht es wieder um die Einflüsse der Vergangenheit auf die Gegenwart, um eine Schriftstellerin, die im heutigen Kiew von Angst- und Panikattacken geplagt wird und zu vereinsamen droht. Halt findet sie in den Studien über einen ukrainischen Nationalhelden. (Kiepenheuer & Witsch, 22 Euro)
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Tanja Maljartschuk "Blauwal der Erinnerung": Wie bei vielen ihrer schreibenden Landsleute ist auch bei dieser Autorin diese sensible Beherrschung der Sprache und die Fähigkeit, trotzdem radikale Bilder zu finden, zu bewundern. Auch hier geht es wieder um die Einflüsse der Vergangenheit auf die Gegenwart, um eine Schriftstellerin, die im heutigen Kiew von Angst- und Panikattacken geplagt wird und zu vereinsamen droht. Halt findet sie in den Studien über einen ukrainischen Nationalhelden. (Kiepenheuer & Witsch, 22 Euro) © Kiepenheuer & Witsch/Montage: Sabine Schmid

Sasha Maria Salzmann "Im Menschen muss alles herrlich sein": Die Autorin ist längst bei uns bekannt, auch als erfolgreiche Dramatikerin. Von ihrer Heimat kann sie sich nicht lösen. Wie, fragt sie in ihrem aktuellen Buch, soll man "herrlich" sein in einem Land, in dem Korruption und Unterdrückung herrschen, in dem nur überlebt, wer sich einem restriktiven Regime unterwirft? Wie soll man diese Erfahrung überwinden, wenn darüber nicht gesprochen wird, auch nicht nach der Emigration und nicht einmal mit der eigenen Tochter? Salzmann macht es mit ihren Antworten den Lesern nicht leicht, vor allem auch denen in Deutschland nicht, der neuen, immer noch schwierigen Heimat der Exilantin. (Suhrkamp, 24 Euro)
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Sasha Maria Salzmann "Im Menschen muss alles herrlich sein": Die Autorin ist längst bei uns bekannt, auch als erfolgreiche Dramatikerin. Von ihrer Heimat kann sie sich nicht lösen. Wie, fragt sie in ihrem aktuellen Buch, soll man "herrlich" sein in einem Land, in dem Korruption und Unterdrückung herrschen, in dem nur überlebt, wer sich einem restriktiven Regime unterwirft? Wie soll man diese Erfahrung überwinden, wenn darüber nicht gesprochen wird, auch nicht nach der Emigration und nicht einmal mit der eigenen Tochter? Salzmann macht es mit ihren Antworten den Lesern nicht leicht, vor allem auch denen in Deutschland nicht, der neuen, immer noch schwierigen Heimat der Exilantin. (Suhrkamp, 24 Euro) © Suhrkamp/Montage: Sabine Schmid

Aharon Appelfeld "Sommernächte": Vom großen alten Erzähler der Ukraine liegt mit diesem Roman nun das Alterswerk vor. Appelfeld wurde 1932 in Czernowitz geboren und lebt heute in Israel. Er führt in die Zeit des Zweiten Weltkriegs und schickt einen blinden Veteranen und einen elfjährigen Jungen auf eine ungewisse Reise. Wie Landstreicher ziehen sie umher, geplagt von Erinnerungen an Progrome der eine, von Liebespein der andere. Ein zärtliches Buch über das Überstehen in widriger Zeit. (Rowohlt, 22 Euro)
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Aharon Appelfeld "Sommernächte": Vom großen alten Erzähler der Ukraine liegt mit diesem Roman nun das Alterswerk vor. Appelfeld wurde 1932 in Czernowitz geboren und lebt heute in Israel. Er führt in die Zeit des Zweiten Weltkriegs und schickt einen blinden Veteranen und einen elfjährigen Jungen auf eine ungewisse Reise. Wie Landstreicher ziehen sie umher, geplagt von Erinnerungen an Progrome der eine, von Liebespein der andere. Ein zärtliches Buch über das Überstehen in widriger Zeit. (Rowohlt, 22 Euro) © Rowohlt/Montage: Sabine Schmid

Jury Wynnytschuk "Im Schatten der Mohnblüte": Ein schillerndes Bild des multikulturellen Lemberg, heute Lwiw, zeichnet dieser Roman. Die Stadt in den 1930er Jahren steht im Mittelpunkt, ihr Versuch einer Selbstbehauptung der ukrainischen Kultur zwischen Stalin und Hitler. Melancholisch, sprachlich dicht komponiert und mit wehmütigem Witz beschwört der Erzähler eine Welt, die aus Machtinteressen rigoros vernichtet und ausgelöscht wurde, und es schwingt die Angst mit, dass auch heute wieder der Exodus droht, wo einst das schöne Leben herrschte. (Haymon, 22,90 Euro)
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Jury Wynnytschuk "Im Schatten der Mohnblüte": Ein schillerndes Bild des multikulturellen Lemberg, heute Lwiw, zeichnet dieser Roman. Die Stadt in den 1930er Jahren steht im Mittelpunkt, ihr Versuch einer Selbstbehauptung der ukrainischen Kultur zwischen Stalin und Hitler. Melancholisch, sprachlich dicht komponiert und mit wehmütigem Witz beschwört der Erzähler eine Welt, die aus Machtinteressen rigoros vernichtet und ausgelöscht wurde, und es schwingt die Angst mit, dass auch heute wieder der Exodus droht, wo einst das schöne Leben herrschte. (Haymon, 22,90 Euro) © Haymon/Montage: Sabine Schmid

Dmitrij Kapitelman "Eine Formalie in Kiew": Wie geht es eigentlich ukrainischen Einwanderern bei uns? Sie müssen sich mit Bürokratie herumschlagen und wenn es ganz schlimm kommt, müssen sie zurück nach Kiew – um sich ein Dokument zu besorgen. Kapitelman nimmt diese Reise auf sich und es wird ein Trip in die gelebte und nur erinnerte, auch in die fremde Vergangenheit in einem Land, das nicht mehr seines ist. Ironisch und böse berichtet der Autor von grotesken Alltäglichkeiten im Kiew unserer Tage, vom Spießrutenlauf durch Ämter und von dem reibungslosen Funktionieren der Korruption. (Hanser, 20 Euro)
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Dmitrij Kapitelman "Eine Formalie in Kiew": Wie geht es eigentlich ukrainischen Einwanderern bei uns? Sie müssen sich mit Bürokratie herumschlagen und wenn es ganz schlimm kommt, müssen sie zurück nach Kiew – um sich ein Dokument zu besorgen. Kapitelman nimmt diese Reise auf sich und es wird ein Trip in die gelebte und nur erinnerte, auch in die fremde Vergangenheit in einem Land, das nicht mehr seines ist. Ironisch und böse berichtet der Autor von grotesken Alltäglichkeiten im Kiew unserer Tage, vom Spießrutenlauf durch Ämter und von dem reibungslosen Funktionieren der Korruption. (Hanser, 20 Euro) © Hanser/Montage: Sabine Schmid

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