Antworten eines Außenseiters

Die Filmdoku"Schattenkind" begleitet einen ungewöhnlichen Fotografen bei seiner Reise

26.1.2023, 11:55 Uhr
Schamane mit Foto: Andreas Reiner.

© IMAGO/Alexander Gonschior Schamane mit Foto: Andreas Reiner.

Der Baden-Württemberger fotografiert Gesichter von Hinterbliebenen, Hände von Toten oder deren Grabbeigaben, Menschen mit Behinderung oder Frauen, die Sternenkinder zur Welt gebracht haben. Reiner hat einen Sinn für Außenseiter und Ausgestoßene, weil er sich selbst als einen solchen empfindet.

Die Filmdoku "Schattenkind" verfolgt den Ausnahme-Fotografen bei seiner Arbeit und zeigt sein genügsames Leben auf einem baufälligen Bauernhof zusammen mit Ochse Anton und Hund Pauline. Regisseur Jo Müller hat Andreas Reiner mit der Kamera begleitet. Das Ergebnis ist eine Reise ins Herz der Finsternis seiner Vergangenheit, gleichzeitig aber auch eine Hymne auf die menschliche Existenz.

Der Film versucht zu verstehen, was Reiner zu seiner Arbeit anspornt, was seine Motivation ist. Dabei spielt dessen eigene Biographie eine zentrale Rolle: Reiner ist der Sohn eines erfolgreichen Fabrikanten. Als sein Vater mit 47 Jahren stirbt, wird seine Mutter manisch-depressiv.

In den frühen Morgenstunden seines 20. Geburtstags klingelt die Polizei: Seine Mutter hat sich vor einen Zug geworfen. Als Geschenk hinterlässt sie ihm eine Levi's 501 und 50 Mark – aber keinen Abschiedsbrief.

Reiners Leben bricht zusammen. Bald ist der Fabrikantensohn arbeitslos und wenig später wohnsitzlos. Ein Aufenthalt in der Psychiatrie folgt. Dann entdeckt er seine Passion: die Fotografie.

Preis für die beste Regie

"Schattenkind – Andreas Reiner - Bilder des anderen Lebens" wurde im Oktober 2022 bei den Internationalen Hofer Filmtagen mit dem Preis für die beste Regie eines Dokumentarfilmes ausgezeichnet.

"Der Regie gelingt es, durch eine komplexe Dramaturgie und mit einer außergewöhnlichen Ästhetik dem Protagonisten immer so nahe zu stehen wie dieser den Menschen, mit denen der schafft", urteilte die Jury. Und weiter: "Reiners fotografische Grenzerfahrungen sind oft provokativ, erzeugen fruchtbaren Zorn, zeugen aber genauso von einer grimmigen Lust am Leben."


Regisseur Jo Müller und Andreas Reiner sind auf Kinotour – und stellen ihren preisgekrönten Dokumentarfilm am Montag, 30. Januar 2023, um 19 Uhr im Casablanca Filmtheater, Brosamerstraße 12, in Nürnberg, vor.

In diesen Kinos läuft der Film.

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