"Hochamt für Toni"

Franken-"Tatort": So kam er bei den TV-Kritikern an

4.6.2023, 21:45 Uhr
Kriminalhauptkommissar Felix Voss (Fabian Hinrichs) und seine Kollegin Paula Ringelhahn (Dagmar Manzel).

© BR/X Filme Creative Pool GmbH/Hendrik Heiden, NNZ Kriminalhauptkommissar Felix Voss (Fabian Hinrichs) und seine Kollegin Paula Ringelhahn (Dagmar Manzel).

Claudia Fromme von der Süddeutschen Zeitung meint: "Funktioniert das, wieder so eine Privatgeschichte eines Ermittlers? Es funktioniert, weil Bernd Lange (Buch) und Michael Krummenacher (Regie) dafür Sorge tragen, dass es keine Privatgeschichtchen sind, die unlauter vor einen Fall treten. Die Mordermittlungen werden gerade durch die Freundschaft des Kommissars zu den zwei Toten vorangetrieben. Voss bleibt seiner Rolle treu: viel gucken, wenig reden, Schlüsse ziehen. In ihm sieht es anders aus: Flashbacks rasen durch den Kopf, wilde Zeiten am See, in den Clubs, und immer das Gesicht von Toni, der er seine Liebe nie gestand, um den Dreierbund nicht kaputt zu machen. Die zwei Geschwindigkeiten bilden das Gerüst für den Krimi, der Gegensatz schafft eine ganz eigene Spannung."

SWR3-Redakteur Michael Haas bilanziert: "Eines muss man sagen: Der Franken-Tatort ist diesmal grandios inszeniert, wunderbar gefilmt, mit wahrhaft hollywoodreifen Bildern. Das gibt dem Krimi eine wunderbar dichte Atmosphäre und unterstreicht die vielen kleinen spannenden Momente. Dabei geht es angenehm unaufgeregt zu: kein lautes Wort, keine Zankereien, und auch keine hektischen Kamerafahrten. Für viele sicher eine Wohltat zum Wochenendausklang. Aber, und das muss man auch sagen, die Story trägt nach meinem Empfinden nicht ganz für lange 90 Minuten. In der Mitte hängt die Spannung ein bisschen durch, wie gut, dass der Kommissar dann im Fadenkreuz eines Jagdgewehres auftaucht."

Thomas Gehringer vom Fernsehfilm-Beobachter tittelbach.tv meint: "Die persönliche, emotionale Dimension bei diesem Ausflug des Franken-Teams überzeugt, die Krimi-Konstruktion um eine streng patriarchale Unternehmerfamilie ist mitunter schwer nachvollziehbar. Die Besetzung der Reihen-Hauptrollen mit Fabian Hinrichs und Dagmar Manzel erweist sich jedoch wieder als erstklassig."

Iris Alanyali urteilt auf web.de: "'Hochamt für Toni' ist eine melancholische Geschichte über verpasste Gelegenheiten. Über das, was hätte sein können, wenn man andere Entscheidungen getroffen, mehr Mut bewiesen, mehr Vertrauen gezeigt hätte. Mehr träger Bedeutsamkeitsbrocken als spannender Krimi."

Unter der Überschrift "Buddenbrooks in der Oberpfalz" vergibt Christian Buß von Spiegel.de 8 von 10 Punkten und schreibt: "Schwer drücken die Wolken auf die Oberpfalz, noch schwerer hängen die Geigen über der schmucklosen Landschaft. Drehbuchautor Bernd Lange, der zuvor unter anderem den "Tatort" über die Machenschaften der 'Ndrangheta in Dortmund geschrieben hat, stürzt den Ermittler effizient ins Gefühlschaos. Der Plot ist trotz riskanter Prämissen sauber gebaut, nur das Ende schwächelt ein wenig. Seine Wirkung erzielt "Hochamt für Toni" vor allem aber auch über den satten Einsatz klassischer Melodram-Kniffe, die Michael Krummenacher ("Acht Tage") drauf hat. Gerne lassen wir uns mit Kommissar Voss emotional durchschütteln."

Auch Andreas Hergeth von der taz zeigt sich sehr überzeugt von dem neuen Franken-"Tatort", er sei "ein berührender, ambitionierter, durchweg spannender, ja kreativer und gut gemachter und gegen Ende wendungsreicher Krimi über eine zerrüttete Familie, über skrupellose Menschen. Und über die Liebe und verpasste Chancen. Darüber, „wer wir sind und wer wir sein könnten“, wie Schauspieler Fabian Hinrichs im Pressematerial zum Film sagt. Also wärmstens empfohlen, aber mit Triggerwarnung."

Judith von Sternburg lobt in der Frankfurter Rundschau vor allem den "bezaubernden" Fabian Hinrichs und bilanziert am Ende: "Eigentlich ist der ganze Tatort „Hochamt für Toni“ ein Hochamt für Toni ohne katholische Implikationen und eine große Liebesgeschichte. Vor einer großen Liebesgeschichte tritt vieles zurück, auch, wie albern es ist, dass Voss zwischendurch regelrecht unter Beschuss gerät. Großartig hingegen, dass er ein wichtiges, das wichtige Indiz findet, weil ihn ein defekter Wasserkocher nervös macht und er im Stress und der ins Leere gehenden Ex-Liebe in einer Art Übersprunghandlung anfängt, den Kocher aufzuschrauben. Fabian Hinrichs beim aufmerksamen Kocher-Aufschrauben ist den Abend bereits wert."

Verwandte Themen