Marientorzwinger zu marode: Drei Alternativen für die Freie Szene

15.7.2020, 19:21 Uhr
So war der Plan: Der Garten der geschlossenen Gaststätte "Marientorzwinger" gegenüber von Kunsthalle und Künstlerhaus sollte zu einer Aktionsfläche für Kulturschaffende, Kunst- und Kulturinitiativen umfunktioniert werden.

© Michael Meier So war der Plan: Der Garten der geschlossenen Gaststätte "Marientorzwinger" gegenüber von Kunsthalle und Künstlerhaus sollte zu einer Aktionsfläche für Kulturschaffende, Kunst- und Kulturinitiativen umfunktioniert werden.

Es wäre so schön gewesen. Und in einem Affenzahn durch alle Instanzen gegangen. Dann kam im Kulturausschuss im Großen Nürnberger Sitzungssaal doch das überraschende und ultimative Nein zu der Idee, eine "Kulturoase" mitten in Nürnberg zu schaffen — und dafür den Garten der geschlossenen Gaststätte "Marientorzwinger" gleich gegenüber von Kunsthalle und Künstlerhaus in Corona-Zeiten umzufunktionieren zu einer Aktionsfläche für Kulturschaffende, Kunst- und Kulturinitiativen.

Sie sollten damit die Möglichkeit erhalten, Einnahmen durch Ausschank und Auftritte zu generieren, unter Einhaltung aller Hygienemaßnahmen zwei- bis viermal pro Woche maximal 100 Besucher mit Musik, Kabarett oder Theater zu versorgen.

Nicht die Politiker machten den Traum der Freien Szene zunichte. Im Gegenteil: "Wir alle wünschen uns solch eine Kulturoase", betonte Kerstin Böhm, kulturpolitische Sprecherin der CSU, unisono mit Michael Ziegler, ihrem Kollegen von der SPD. "Der Marientorzwinger ist zu marode. Er steht definitiv nicht zur Verfügung. Strom und Wasser sind abgeschaltet", informierte Kulturbürgermeisterin Julia Lehner die Runde über ihre neuesten Erkenntnisse und erntete mit dieser Hiobsbotschaft erstmal Sprachlosigkeit bei den Antragstellern von Grünen, den Guten und der Politbande.

Suche nach Alternativorten

Die witterten einen Boykott ihrer Idee, stimmten nach langer Debatte dann aber versöhnt mit dem Rest des Gremiums folgendem Vorgehen zu: Aus der Freien Szene wird ein Verein gegründet, der das Anliegen vorantreibt und Ansprechpartner für die Politik ist.

Die hilft bei der Suche nach Alternativorten. Ins Gespräch gebracht wurden die Theodor-Heuss-Brücke, der Lederer-Biergarten und der Klarissenplatz. Der Kornmarkt scheidet aus, dort wird der Club Stereo demnächst einen Biergarten eröffnen. Und auch der Parkplatz der Meistersingerhalle, der Lehner als Alternative in den Sinn kam, ist schon weg — als Standplatz für Touristen mit Wohnmobilen.

Unabhängig davon, wo das Projekt realisiert wird: Der Aufwand ist nicht unerheblich. Die Verwaltung kalkuliert für Bühnentechnik und Müllentsorgung, Sicherheitspersonal und Schanklizenz, Desinfektionsmaßnahmen, Strom und Wasser mit rund 100 000 Euro. "Es gibt die Mittel, die Bereitschaft und eigentlich auch die Orte", fasste Ziegler die Haltung des Stadtrates zusammen.

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